Millionenabschreibung
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ALC gibt Flugzeuge in Russland verloren

UTair Airbus A321
UTair Airbus A321, © Airbus

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LOS ANGELES - Die Air Lease Corporation (ALC) sieht keine Chance, an Inventar in Russland heranzukommen. Der US-Flottenfinanzierer schreibt 21 eigene und sechs für andere Eigner verwaltete Flugzeuge ab. Den Schaden von über 800 Millonen US-Dollar will der Konzern "mit Nachdruck" bei Versicherern geltend machen.

Leasingfirmen drohen horrende Verluste in Russland. Das Kreml-Regime blockiert jede Herausgabe von Flugzeugen, die Leasinggeber unter US- und EU-Sanktionen aus Russland abziehen müssen. Die ALC schreibt ihr Russlandgeschäft komplett ab.

"Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es unwahrscheinlich ist, den Besitz an Flugzeugen wiederzuerlangen, die nicht zurückgegeben wurden und in Russland verbleiben", teilte ALC am Freitag mit. Dies betreffe 21 Flugzeuge der unternehmenseigenen Flotte und sechs Flugzeuge im Managementpool.

ALC werde "mit Nachdruck" Versicherungsansprüche verfolgen, um die Verluste von 802,4 Millionen US-Dollar aus der Abschreibung zu begrenzen.

Nach Daten der Luftfahrtberatung IBA befanden sich zuletzt 523 Flugzeuge ausländischer Lessoren in Russland. Allein auf S7 Airlines entfallen 101 Maschinen, gefolgt von Aeroflot mit 89 Jets. Zuvor hatte bereits der weltgrößte Flugzeuglessor AerCap Versicherungsschäden über 3,5 Milliarden US-Dollar angemeldet.

Russland will Ersatzteile kopieren

In der Branche setzt sich die Erkenntnis durch, dass Russland die Flugzeuge trotz versiegender Ersatzteilversorgung nicht mehr freiwillig herausrücken wird. Laut Medienberichten will Russland Ersatzteile für Airbus- und Boeing-Jets zur Instandhaltung der Flotten im Zweifel schlicht kopieren - und selbst herstellen.

Die EU hatte Anfang April mit einer Öffnungsklausel im Sanktionspaket eine Möglichkeit geschaffen, mit der russische Airlines Flugzeuge im sogenannten Finanzierungsleasing gegen die ausstehende Restzahlung ablösen können.
© aero.de | Abb.: Airbus | 25.04.2022 09:44

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Beitrag vom 26.04.2022 - 22:57 Uhr
Och, da habe ich ein klares Bild ... Russland wird recht bald wieder "Freund" sein. Rohstoffe verderben den Charackter, wenn man sie hat, und die Ansprüche an Werte, wenn die Rohstoffe nicht hat.
Beitrag vom 26.04.2022 - 20:07 Uhr
Das ganze ist doch staatlich beförderter Diebstahl in einer unfassbaren Dimension.

Egal wie der Krieg ausgeht: ich bin wirklich gespannt wie die Weltgemeinschaft sich danach zu Russland verhält.
Beitrag vom 26.04.2022 - 13:45 Uhr
Bein Kopieren von Einzelstücken sind die russischen Techniker richtig gut. Qualitativ sind die Einzelstücke - bei sehr hohen Fertigungs- und Nachbearbeitungskosten – einfach klasse.
>
Selbst wenn die Teile gleichwertig oder besser sind, ohne einen Nachweis der Zertifizierung (Easa Form 1 oder Faa 8130) dürfen die Teile nicht ein Flieger eingebaut werden, da er sonst die Lufttüchtigkeit verliert.
Natürlich kann Russland sie für ihr Territorium als lufttüchtig deklarieren, aber was machen mit einem potentiell unsicheren Flieger, der so gut wie keine Destination im Ausland anfliegen darf?

Als ob das jetzt noch eine Rolle spielt. Machen wir uns nichts vor - alleine im Rechtsstreit über die Einbehaltung der Flugzeuge trotz Aufkündigung der Verträge, werden diese Flugzeuge so schnell kein Ausland mehr sehen. Die rechtliche und damit finanzielle Aufbereitung wird dann noch Jahre dauern - wenn sie analog zur altbekannten Praxis aus früheren Zeiten mit Flugzeugen eigener Produktion auch noch halbwegs clever sind, wird es am Ende einige Zertifikats-Schrotthaufen geben die im Inland den Rücken frei halten und einige saubere, die auch dann ins Ausland dürfen. Der inländische Markt ist "groß" genug. Im Zweifel werden dann per Dekret auch die Airlines konsolidiert.

>-wenn Russland die geleasten Jets nicht mehr rausrückt und auch Leasinggebühren nicht mehr zahlt, könnten die Leasinggeber ausstehende Zahlungen doch theoretisch einklagen? Zum Beispiel durch Pfändung russischer Flugzeugmodelle bei Landungen ausserhalb Russlands oder Belarus, oder?

Mein Verständnis ist, dass die Verträge gekündigt sind. D.h. eine Zahlung von Leasinggebühren ist nicht ausstehend. Die Frage wird auch sein, auf welchen Gerichtsstand sich die Parteien im Vertrag geeinigt haben. Eine Pfändung einer anderen Maschine sozusagen ersatzweise, wird voraussichtlich vor einem "regulären" Gericht keinen Bestand haben.

>-nach diesem Verhalten Russlands mit der "Einverleibung fremder Flugzeuge" wird doch künftig kein Leasingunternehmen mehr Geschäfte mit Russland machen wollen. Nur mit Flugzeugen aus russischer Produktion kann Russland mengenmäßig ein internationales Netzwerk von Flugzielen doch nicht aufrecht erhalten?

Zum ersten Teil - nahezu jede Wette, dass wieder irgendwann irgendwer der Meinung sein wird, dass man dort sehr wohl Geld parken kann und mit entsprechenden Zinsen/Gewinnen das Risiko wett machen kann. Zum zweiten Teil - der touristische Bedarf an Flügen außerhalb des eigenen Mikrokosmos wird sicherlich nicht besonders hoch mehr sein. Urlaub in Russland aus den westlichen Ländern wird wohl in den nächsten Jahren eher bei 0 sein. Urlaub im Rest der Welt werden sich nur die reichen leisten können bei der derzeitigen Inflation. Wirtschaftlich wird es auch nicht so viel mehr geben auf absehbare Zeit und wenn, werden sicherlich auch Airlines befreundeter Länder profitieren dürfen. Aber ja, das zeigt warum so viele Leute (inkl. mir) diesen Schritt Putins nicht für möglich gehalten haben. Die Flurschäden sind derart groß, dass selbst bei einem militärischen Sieg das Vertrauen in geschwächt sein wird und die Spätfolgen für Russland groß sein werden.


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