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Im Stephen-King-Roman "Langoliers" landen Passagiere durch einen Riss in der Zeit an einem menschenleeren Flughafen, 1995 strickte Hollywood daraus einen Zweiteiler. Für eine Neuverfilmung böte Frankfurt eine passende Kulisse. Der neue Flugsteig G ist voll einsatzbereit - und leer.
"Was wir hier haben, ist ein voll fertiges, behördlich abgenommenes und funktionsfähiges Gebäude", sagt Harald Rohr, Geschäftsführer der Fraport Ausbau Süd. "Also inklusive Themen wie Rauchtests oder Sachverständigenabnahme. All das ist abgestimmt und von der Behörde Frankfurt freigegeben."
Im Check-in-Bereich laufen bereits die ersten Tests. Ein riesiger Berg an leeren Koffern stapelt sich auf den Transportern. Diese werden Stück für Stück auf die Gepäckbänder gelegt. Ein skurriles Bild, da keine Passagiere vor Ort sind. Es wirkt fast so, als würden sich die Flughafenmitarbeiter selbst beschäftigen.
Der "Pier G", erster Bauabschnitt des neuen Frankfurter Terminals 3, kommt einfach zu früh. Bis die ersten Passagiere das Gebäude betreten können, wird es noch Jahre dauern. War der Berliner Hauptstadtflughafen BER mit neun Jahren Verspätung fertiggestellt worden, kommt der Flugsteig G in Frankfurt rund vier Jahre bevor er gebraucht wird. Die Corona-Krise hat auch Deutschlands größten Flughafen auf seinem scheinbar unaufhaltsamen Wachstumskurs heftig gebremst.
Fotoserie: Flughafen Frankfurt Pier G
Wegen des hohen Andrangs vor der Krise hatte Betreiber Fraport den Bau vorgezogen, um die drangvolle Enge in den beiden bestehenden, chronisch überlasteten Abfertigungsgebäuden spätestens 2022 zu beenden.
Sollte nun der Luftverkehr schneller zurückkommen, könnte die Inbetriebnahme mit einer Vorlaufzeit von etwa einem Jahr vorgezogen werden. Diese Spanne, so Fraport, benötige man, um die Abläufe mit Statisten zu überprüfen sowie die Läden zu vermieten und einzurichten.
Die Verschiebung der G-Inbetriebnahme gilt als Mitgrund für den Rückzug von Ryanair aus Frankfurt - die irische Günstigairline galt als potenzieller Hauptnutzer des Flugsteigs.
Statt 70,5 Millionen Passagieren wie 2019 kamen im vergangenen Jahr knapp 25 Millionen Fluggäste an das größte deutsche Drehkreuz. Und niemand in der Branche weiß angesichts von Ukraine-Krieg und rückläufiger Globalisierung genau, wann die alten Besucherzahlen wieder erreicht werden.
"Wir gehen nach den jetzigen Prognosen davon aus, dass wir in 2026 das Vorkrisenniveau von 70 Millionen Passagieren wieder deutlich überschreiten", sagt Fraport-Vorstandschef Stefan Schulte.
Mit zunächst 13 Gates, 22 Check-in-Schaltern und 9 Gebäudepositionen für die Jets könnten am Pier G bis zu fünf Millionen Gäste im Jahr abgefertigt werden. Die Kapazität des neuen Flugsteigs lässt sich bei Bedarf auf bis zu sieben Millionen Passagiere jährlich erweitern.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Fraport AG | 06.05.2022 14:22
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