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Russland gab nur ältere Flugzeuge zurück

S7 Airbus A321neo
S7 Airbus A321neo, © Airbus

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DUBLIN - AerCap schreibt alle in Russland und der Ukraine verbliebenen Flugzeuge und Triebwerke ab. Der weltgrößte Luftfahrtlessor hat seine Bilanz im ersten Quartal um 2,7 Milliarden US-Dollar korrigiert. Das Management konfrontiert Aktionäre mit einem "Totalverlust" - und nimmt Banken in die Pflicht.

AerCap steht vor den Scherben seines Russlandgeschäfts. Der irische Lessor hatte vor dem Krieg 135 Flugzeuge und 14 Triebwerke an russische Airlines vermietet - fünf Prozent der Gesamtflotte, mehr als jeder Konkurrent.

Nur 22 Flugzeuge und drei Triebwerke konnte AerCap nach der Kündigung der Leasingverträge unter EU-Sanktionen sicherstellen. Dabei handelte es sich ausnahmslos um "ältere Flugzeuge, die in ihrem letzten Leasing waren", sagte AerCap-Finanzchef Peter Juhas nach Vorlage der Quartalsbilanz am Dienstag.

Auf welchem Wege und von welcher Airline die Flugzeuge kamen behielt AerCap auf Nachfrage für sich. Bei den übrigen Maschinen gibt sich der Konzern keinerlei Illusionen hin.

"Wir haben einen Totalverlust auf unsere Vermögenswerte, die in Russland und der Ukraine verbleiben, und Wertminderungen auf die Vermögenswerte, die wir von russischen und ukrainischen Fluggesellschaften zurückerhalten haben, gebucht", sagte Juhas.

Unter dem Strich schreibt AerCap 2,7 Milliarden US-Dollar ab. Kreditgarantien von neun Banken aus Westeuropa haben den Schaden um 210 Millionen US-Dollar gemindert. Nur ein Institut habe Ansprüche zurückgewiesen, erklärte AerCap - der Lessor will bei dieser Bank jetzt noch 50 Millionen US-Dollar einklagen.

Aus Risikopolicen für nicht-verleaste Flugzeuge hat AerCap zudem Ansprüche von 3,5 Milliarden US-Dollar geltend gemacht. In welchem Umfang die Versicherungen greifen, kann AerCap selbst noch nicht abschätzen. Bisher sei kein Geld geflossen.

Eine Rückgabe von Leasing-Flugzeugen an Eigner in der EU und den USA wird von Russland unterdessen weiter blockiert. "Drei Viertel unserer Flugzeuge waren an private Airlines verleast, nur ein Viertel an (die staatlichen Gesellschaften, Red.) Aeroflot und Rossiya", sagte AerCap-Chef Aengus Kelly. "Da sehen wir keinen Unterschied."

Geringere Schäden bei Avolon und ALC

Dómhnal Slattery betrachtet die Lage ähnlich. Russland habe die Flugzeuge westlicher Leasingfirmen schlicht "gestohlen", sagte der Chef des AerCap-Konkurrenten Avolon kürzlich in einem Webcast mit "Eurocontrol". "Das ist genau, was hier passiert ist."

Avolon hatte nur 14 Flugzeuge - knapp zwei Prozent seiner Leasingflotte - an russische Airlines vermietet und vier zwischenzeitlich sichergestellt. Der Lessor schrieb 304 Millionen Euro auf das Russlandgeschäft ab - Slattery hatte eine zu große Exposition im russischen Markt vermieden.

"Russische Airlines haben ihre Rechnungen immer pünktlich beglichen, gerade während Covid", blickte Slattery zurück. "Das waren exzellente Kunden. (...) Aber da spielte immer das Bewusstsein mit rein, dass wir uns nicht mehr wohl fühlen werden, wenn sich die Dinge einmal ändern." 

Die US-Firma ALC schrieb aus dem Russlandgeschäft im April 21 eigene und sieben verwaltete Flugzeuge ab. Gesamtschaden hier: rund 800 Millionen US-Dollar.
© aero.de | Abb.: Airbus | 18.05.2022 21:19

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Beitrag vom 19.05.2022 - 10:07 Uhr
Sollten nicht, zumindest die ukrainischen Airlines, in der Lage sein über ihre Flugzeuge Auskunft zu geben?
Beitrag vom 19.05.2022 - 09:11 Uhr
naja wenn der Kriegsfall versichert war vom Leasinggeber ist die Vorgehensweise naheliegend. Man weiß nicht, ob die Maschinen beschädigt oder zerstört sind, aber letztlich gehören sie dann sowieso dem Versicherer.
Beitrag vom 19.05.2022 - 07:24 Uhr
Kann nur jemand kurz bei der Einordnung helfen, es sind ja auch alle Flugzeuge in der Ukraine mit aufgeführt - sind denn wirklich alle auch physisch Totalverluste?

Es gab massive Angriffe auf die Infrastruktur aber mit Blick auf andere Krisengebiete dieser Welt bedeutet das ja nicht automatisch, dass immer auch sämtliche Flugzeuge getroffen sind.


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