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Boeing stellt 737 MAX 10 in Frage

Boeing 737 MAX 10
Boeing 737 MAX 10, © Boeing

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ARLINGTON - Boeing steuert mit seiner wichtigen Modellserie 737 MAX auf eine neue Krise zu. Das Topmodell der Baureihe, die 737 MAX 10, hat noch immer keine Zulassung der US-Behörden - und zum Jahresende läuft die Frist für die Zertifizierung im aktuellen Konstruktionsstand und Systemumfang aus.

Boeing läuft bei der Zulassung der 737 MAX 10 die Zeit davon. Ohne eine Einigung mit dem Kongress über eine Fristverlängerung könnte Boeing gezwungen sein, die 737 MAX 10 einzustellen, sagte Konzernchef Dave Calhoun dem Branchenblatt "Aviation Week" am Donnerstag (Ortszeit).

Für den Airbus-Rivalen wäre das Ende des Jets ein herber Rückschlag - Fluggesellschaften haben bereits mehr als 600 Exemplare bestellt. Die 737 MAX 10 ist Boeings Gegenstück zur extrem erfolgreichen A321neo.

Hintergrund des drohenden Programmstopps sind Zulassungsvorschriften. Nach aktueller US-Gesetzeslage macht es für Boeing einen gewaltigen Unterschied, ob die 737 MAX 10 bis 31. Dezember ins Ziel geht - oder erst danach.

Der "Aircraft Certification, Safety and Accountability Act" schreibt ab 1. Januar 2023 für neu zugelassenene Flugzeuge verbindlich ein zentrales Warnsystem vor.

Piloten sollen damit akustische und visuelle Fehlermeldungen schneller erfassen und verstehen. Andere Boeing-Serien verfügen schon seit der 767 mit dem "Engine Indicating and Crew Alerting System (EICAS)" über eine gesetzeskonforme Warnarchitektur, die 737 MAX blieb als Weiterentwicklung der 737NG davon ausgenommen.

Das EICAS sortiert eingehende Systemfehler und bereitet sie akustisch, visuell und taktil auf - Piloten können bei zeitgleich eingehenden Fehlermeldungen die erforderlichen Schritte leichter priorisieren.

Das Problem: Boeing kann das EICAS nicht ohne weitreichende Änderungen an anderen Systemen in die 737 MAX 10 nachrüsten.

Die 737 MAX 10 würde sich in diesem Fall außerdem so stark von den Schwestermodellen 737 MAX 8 und 737 MAX 9 unterscheideden, dass Piloten im Airlinealltag nicht problem- und gefahrenlos zwischen den Typen wechseln könnten.

Zwei Ex-Mitarbeiter von Boeing und der US-Luftfahrtaufsicht FAA hatten im April vor dem US-Kongress ein Upgrade aller 737 MAX auf ein zeitgemäßes Warnsystem als technisch machbar beschrieben.  "Das ist eine reine Willensfrage", sagte der frühere FAA-Beamte Joe Jacobsen. "Die Frage ist nur, was es kostet."

Boeing baut Druck auf

Ob der US-Kongress Boeing nach dem ersten 737-MAX-Debakel noch einmal entgegenkommt, ist unklar. Fest steht: Es geht auch um Jobs und Investitionen. Mit der öffentlichen Erwägung, die 737 MAX 10 einzustellen, vermindert Calhoun den Druck auf die Politik nicht.

Im Kern geht es darum, ob Boeings Konkurrenzmodell zum Verkaufsschlager A321neo von Airbus die aktuellen Sicherheitsanforderungen erfüllt. Winken die US-Regulierer die 737 MAX 10 nicht bis Jahresende durch oder gewähren Aufschub, droht Boeing im aktuell vielleicht wichtigsten Marktsegment weiter Anschluss zu verlieren.

Calhoun stellte zugleich klar, dass er weiter volles Vertrauen in die 737 MAX 10 habe: "Wir glauben an dieses Flugzeug - Punkt". Auch eine Boeing-Sprecherin betonte auf Nachfrage, dass das Unternehmen weiter die Zulassung anstrebe. "Wie wir bereits gesagt haben - wir arbeiten transparent mit der FAA zusammen, um die benötigten Informationen bereitzustellen".

Boeing sehe sich verpflichtet, die Erwartungen der Luftfahrtaufsicht und auch die seiner Kunden zu erfüllen, um die 737 MAX 10 zertifizieren lassen und letztlich ausliefern zu können.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Boeing | 08.07.2022 07:20

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Beitrag vom 11.07.2022 - 01:05 Uhr
Da scheint doch einiges kurz vor der "Explosion"... .

Stellen wir uns mal vor, ich brauche Minimum 15-20 Mrd $ Gewinn vor Steuer um meine Schulden tilgen zu können und Forschungsprogramme lancieren zu können, mit denen ich in 5-10 Jahren (Start Entwicklungsprogramm) mit einem MMA in 15 Jahren wieder ein grossen Wurf landen kann.
Ich habe eine:
787 - macht aktuell kein Gewinn
777x - macht aktuell kein Gewinn
737 MAX - macht aktuell als enzige Gewinn
767 Frachter - macht noch ein bisschen Gewinn
747 - minimaler Gewinn aus den letzten 3 Maschinen
767 Tanker - kein Gewinn

und nun:
737 MAX verliert ab 2023 die Zulassung und macht kein Gewinn mehr
Was wäre Dein Plan als Boeing Manager?

Die Betrachtung ist leider am Ziel vorbei.

Denn Gewinn macht die Max nach dem Disaster sicher nicht.
Aber das ist abgeschrieben, irgendwo müssen die Gewinne ja hin sein und die Schulden her kommen.

B787: War tatsächlich Cash Flow positiv, und wird es wohl auch recht schnell wieder, wenn man sie denn endlich wieder ausliefern kann. Die Kunden sehen es auch realtiv gelassen, wenn man sich überlegt wie Bello Baker auf Airbus draufhaut weil der Lack abplatzt und seine Q-Suite so komplex ist das es damit Probleme gibt.
Bei Boeing: Keine Spur von öffentlicher Kundenkritik, obwohl eigentlich alle WB Programme gerade in massiven Problemen stecken.

Ich schreibe es mal richitg hin:

B787: Ist eigentlich Cash Flow Positiv, wird wohl als Programm in einer Gesamtkostenbetrachtung keinen Gewinn mehr machen, aber sollte es nicht noch zu einem foreward loss wegen dem Auslieferungsstop kommen ist es wohl kein Problem.

B777x: Ist glatt gestellt, man hat gerade 6,5 Mrd. $ abgeschrieben. Der Verlust ist schon im Buch.

B747: Am Auslaufen, auch hier ist es glatt gestellt, selbst für die neuen AF One hat man den Verlust bereits abgeschrieben.

B767: Macht Gewinn und Produziert CF.

B737 Max: Ist overall sicher ein Verlust, aber die meisten Kosten für das Max Debakel sind verbucht. Das Ding produziert CF und das hilft Boeing.
Die Max 10 hat 700 orders, selbst wenn die alle wegfallen (was würden die Kunden denn kaufen? A321neo slots in 2030? ) hätte die Max noch 3000 Orders im backlock v.a. für die Max 8.
Es wäre nicht schön für Boeing, aber sie würden vlt. 50% der Orders auf die Max 9 zurück schreiben können.
Real geht es neben Prestige und Entwicklungskosten um 350 Max 10 orders. 10% des Orderbooks.

Klar Ernst und nicht schön, aber keineswegs so dramatisch das es der Untergang wäre.
Zumal es nur 50% der Firma sind.

Klar, ist alles nicht so schlimm. Wenn wir, so wie Sie das machen, einfach mal die Verluste "ausbuchen". Einfach weg streichen. Das ist ja schön, wenn Boeing einfach Abschreibungen macht. Sieht schön sauber aus, oder?

Die Verluste sind aber nicht einfach weg sondern belaufen sich Stand heute auf knapp 62 Mrd US Dollar Schulden. Die Zinslast beträgt 2,5 Mrd US Dollar. Jeder weitere Kredit, jede Erweiterung durch den Aktienmarkt usw. stuft sofort Boeing auf Ramsch. Alle Zinsen werden steigen und zwar sofort. Boeing muss alleine 2,5 Mrd US Dollar an Gewinn machen um die Zinsen zu tilgen. Es hat praktisch keine Möglichkeit ein neues Flugzeug zu finanzieren.

Die Max Reihe, wie oben schon geschrieben, ist nur mit der Max8, der Max9 und der Max200 zugelassen und dies vorläufig. Ausstehend des dritten virtuellen Sensors den die EASA fordert sobald die Max10 zugelassen ist. Aber, das größere Problem ist das Cockpit Warnsystem, was nach zwei Berichten mit schweren Zwischenfällen, auch nach der Wiederzulassung, garantiert nicht so einfach per Ausnahme weggewischt werden kann. Das bedeutet, selbst wenn die alte 737 CPU das noch könnte, es dauert mindestens zwei weitere Jahre oben drauf bis Max7 und MAx10 am Kunden wären.

Die 737Max Reihe macht auch keinen Gewinn. Dazu ist das Programm viel zu tief in den roten Zahlen. Ja, es hat dadurch Einnahmen also Umsatz. Umsatz wovon laufende Kosten und Zinsen bezahlt werden können. Aber, die Rate der Produktion liegt irgendwo bei 26. Damit kann Boeing kaum wirklich kostensparend fertigen. Selbst die 31er Rate ist Utopie. Wohlgemerkt, Airbus ist mit seiner jetzigen Rate sogar pro Flugzeug billiger und will auf 75. Was werden Zulieferer wohl machen in Zukunft? Natürlich Airbus glücklich machen und vorziehen.

Die 787 hat immer noch keine Freigabe zur Auslieferung. Das wird einfach nichts mehr werden. Scheinbar sind die Probleme gravierender als selbst die FAA es war haben will. Das ominöse Treffen bei Boeing von FAA und EASA zur 777X... still ruht der See. Da platzt bald die Bombe. Aber selbst wenn die 787 eine Freigabe erhält, der Hauptzulieferer hat bereits gesagt, es bleibt auf lange Zeit bei 2 Flugzeugen pro Monat bei der 787. Da macht Boeing ganz Sicht keinen Gewinn. Umsatz, ja aber keinen Gewinn. Das Programm hat derzeit ein Minus von ~20 Mrd US Dollar. Das ist ein niet nagel neues Flugzeugprogramm. Aber hey, wir wischen das einfach mal beiseite und sagen da kommt Geld rein. Ganz sicher.

Die KC-46 will das US Militär nur im Krieg fliegen so miserabel hat Boeing versackt. Da stehen 6 Mrd mit der alten 767 im Buche. Aber auch hier kommt ja Geld rein. Schon mal einen Becher gesehen der unten 5 fette Löcher hat und sie kippen da ständig neues Wasser rein? Genau, das fließt schneller unten raus als sie oben was rein kippen. So geht es Boeing bei seinen Barmitteln. Die sind unter 10 Mrd US Dollar gesunken. Innerhalb eines Jahres um 50% weg. Tendenz stark fallend. Geht das so weiter, hat Boeing vor April 23 keinen Dollar mehr im Schreibtisch.

Wenn die Max10 keine Zulassung so bekommt, könnten 200 Bestellungen von den 600 storniert werden, konservativ geschätzt. Die ersten werden noch schnell versuchen bei Airbus irgendwas vor 2026 zu bekommen. Bedeutet Anzahlung von 30% müssen ausbezahlt werden von Boeing an seine Kunden. Sagen wir 18 Mio pro Flieger macht 3,6 Mrd US Dollar. Ich habe das mit den Barmitteln oben schon geschrieben oder?

Die 777X liegt auf Eis. So wird die jedenfalls nicht kommen. Das sollte allen nun klar sein. Bedeutet, Boeing wird vor 2027 oder 2028 keine 777-9 bringen können. Eine 777-8F nicht vor 2032. Wohlgemerkt, eine 777-8 müßte davor auch noch kommen. Es hat aber gar kein Geld um die 777X auch nur im Ansatz fertig zu bekommen. Nix. Siehe oben. Von der Airforce One mit Festpreisbindung gar nicht erst anfangen wollen zu schreiben. Auch da nur massive Verluste für Boeing und es will nachträglich Geld von der US Regierung dafür. Viel Spaß beim Betteln.

Boeings Aussicht ist:

Die 787 wird vor 2024 niemals Einnahmen generieren die auch nur halbwegs im Ansatz die Barkasse auffüllen. Siehe die 737Max die da noch auf dem Hof stehen. Auch da ist ein Abverkauf nicht so schnell möglich wie Boeing es gerne hätte und auch nur meist mit teils massiven Rabatten die schon fast unter Herstellungspreis oder schon drunter sind. Sie wissen noch? Becher und Löcher unten?

Airbus macht schon vieles um Boeing nicht Abzuschießen. Mit Blick auf China wäre das aber sinnvoll. In spätestens 20 Jahren wird China der Hauptkonkurrent sein. Aber Airbus kann nicht mehr warten. Siehe auch A350F. Es geht auch darum seine Zulieferer wie RR am laufen zu halten. Diese so bei Laune zu halten, dass diese die hohen Raten mitgehen, neue Programme mittragen usw.

Boeings Hoffnung ist natürlich die MAX10. Die MAX7 haben die doch schon abgestellt. Alles hängt an der MAX10. Deswegen auch der Umzug des Firmensitzes. Nur mit der MAX10 wäre halbwegs ohne viel Rabatt über der Norm Einnahmen drin welche Boeing gerade so in der Mitte des Bechers halten mit dem Wasserstand. Nicht lange aber nur solange bis Boeing irgendwo nochmal ein fetten Militärauftrag bekommt der paar Löcher stopft und Zeit für neue Kredite ermöglicht welche nicht gleich alles in den Abgrund zieht.

Airbus baut dagegen seine Fertigungskapazitäten aus, bindet neue Zulieferer, entwickelt seine Produkte stets entspannt weiter. Mit dem A225, dem A320 Plus (200Pax) einem möglichen A321UXLR (oder A322) hat es genug Möglichkeiten. Auch ein A330NeoF könnte im Raum stehen. Die 767F Lücke muß ja gefüllt werden. Auch ein A350-2000 wird aktuell werden. Die Fluglinien werden darum betteln.

Und ganz nebenbei hat Boeing ein generelles schweres Problem. Die Übernahme von McD war keine sondern Boeing wurde feindlich übernommen. Der Krebs, maximalen Profit und Aktienrückkäufe vor Investitionen und Dividende vor Zukunft wurde bei Boeing implementiert als sich die Manager von McD die wichtigen Posten sicherten bei der Übernahme. Und so ging die Boeing Kultur, wenn es sie je gab, damit verloren. Sichere Flugzeuge bauen und nicht Sicherheit opfern für maximalen Profit.

Boeing hat weder die Fachkräfte noch die Entwickler um ein Flugzeug pünktlich und auch nach den neuesten Standards hervorzubringen. Jedes, aber auch wirklich jedes Programm, auch in der Raumfahrt, ist so dermaßen an die Wand gefahren worden. Wir reden hier über eine Ausnahme obwohl bewiesen ist, dass mindestens 5 Abstürze, zwei davon mit MCAS, auf dieses alte Cockpit Warnsystem zurück zu führen sind und die wollen trotzdem eine Ausnahme!

Die wollen eine MAx7 und 10 so zulassen wie eine 727. Echt jetzt? Nach so vielen Opfern? Nach so viel Schaden für die Firma? Was haben die seit 2019/2020 gemacht? Nein, diese Firma gehört geschlossen. Wenn den USA am zivilen Flugzeugbau was liegt so sollen sie die Fertigungsorte und die Entwickler aufteilen an LM und Co. Boeing ist am Ende. Aber Sie werden sicher eine andere Meinung haben. Ihr gutes Recht. Ich dagegen hoffe, dass Airbus auf eine 100er Linie geht und neue Konkurrenz aus China bekommt um sich weiter beweisen zu müssen.
Beitrag vom 10.07.2022 - 16:17 Uhr
Ich sehe hier das Problem für die ganze 737 MAX Reihe und damit für ganz Boeing.
Ich könnte mir vorstellen, dass selbst Airbus in dem Fall für ein Fristverlängerung wäre.
Ich denke FAA und EASA d.h. Amerika und auch Europa hätten beide kein Interesse Boeing über die Klippe springen zu lassen
ABER China d.h. die CAAC hat sicher andere Interessen aktuell d.h. wenn sie hier kooperieren dann wird es die USA einige politische Zugeständnisse kosten, die sicherlich wirklich weh tun und auch vielleicht nicht förderlich für den Ausgang des Ukraine Krieges sind (nur Annahmen) und da könnte ich mir vorstellen, dass die FAA dann Boeing doch lieber über die Klinge springen lassen oder aufteilen oder verstaatlichen oder oder....weil es das kleinere Übel ist für die amerikanische Regierung.
Beitrag vom 10.07.2022 - 15:56 Uhr
Ich habe gerade den Gedanken das Boeing die MAX10 aufgegeben hat und nurmehr darum kämpft die MAX9 und MAX 8 weiter zu bauen und betreiben zu können.

Wie ich gelesen habe sind die beide auch nur unter Auflagen zugelassen und würden auch auf der Kippe stehen.

Eine Fristverlängerung wäre nicht nur ein amerikanisches Thema, da müssten auch die EASA und CAAC usw. mitgehen.

Betriebswirtschaftlich und technisch hätte man ein Thema von der Backe bei dem offenbar jede Lösung weitere Probleme offenbart.

Wenn es also gelänge den Termin als „rein bürokratischen, administrativen Grund“ zu bagatellisieren, denn das Flugzeug fliegt doch sicher und wird nicht ab dem 01.01.23 vom Himmel fallen, dann gehen vielleicht auch die Regulierer außerhalb der USA mit…

Man würde also „die Kröte“ schlucken ein sowieso unterlegenes Flugzeug zu Ende zu entwickeln welches schon auf den Weg die Klippe runter ist und um die Gnade bitten nicht das ganze Unternehmen hinterher zu schicken zu müssen. Dafür müsste man den „Wahnsinn“ verhindern ein sicheres und ausgereiftes Flugzeug wg. rein bürokratischen, administrativen Gründen einzustellen…

Wie gesagt, nur so’n Gedanke.



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