Skandinavien
Älter als 7 Tage

Piloten und SAS einigen sich im Tarifstreit

Parked SAS fleet
SAS, © SAS

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STOCKHOLM - Nach über zwei Wochen Pilotenstreik bei der Fluggesellschaft SAS können Urlauber in Skandinavien wieder mit geregelteren Abflügen rechnen. Die Airline und vier skandinavische Pilotengewerkschaften einigten sich nach tagelangen Schlichtungsgesprächen auf einen neuen Tarifvertrag.

Der Streik von hunderten Piloten wird damit beendet, wie die SAS und die Gewerkschaften am frühen Dienstagmorgen verkündeten. Der normale Flugverkehr soll nun schnellstmöglich wiederaufgenommen werden. In den kommenden Tagen könnte es nach SAS-Angaben noch vereinzelte Beeinträchtigungen geben.

"Endlich können wir den normalen Betrieb wiederaufnehmen und unsere Kunden in ihren ersehnten Sommerurlaub fliegen", sagte Konzernchef Anko van der Werff. Er bedauere zutiefst, dass so viele Passagiere von dem Streik betroffen gewesen seien. Mit der Vereinbarung trügen die Piloten nun dazu bei, ihren Teil zur Lösung einer finanziell schwierigen Lage für die Fluglinie zu leisten. Die SAS hatte Anfang des Jahres ein Sparprogramm angekündigt.

Die Gewerkschafter sahen vor allem die 450 in der Corona-Pandemie entlassenen Piloten als Sieger, die die SAS nun wieder in Vollzeit einstellen will. "Wir sind froh, dass unseren entlassenen Kolleginnen und Kollegen im Rahmen des vereinbarten Wiederanstellungsanspruchs garantiert wird, dass sie ihre Jobs zurückbekommen", erklärte die schwedische Pilotengewerkschaft SPF. Die Piloten hätten schon in der Vergangenheit mehrmals dazu beigetragen, die SAS aus schweren Krisen zu retten. Dies tue man auch diesmal, indem man erhebliche Einsparungen in Kauf nehme.

Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag waren Anfang Juli abgebrochen worden. Danach waren etwa 900 SAS-Piloten aus Dänemark, Norwegen und Schweden in den Streik getreten. Am vergangenen Mittwoch waren dann neue Schlichtungsgespräche in Stockholm aufgenommen worden, die am Wochenende in zähen Dauerverhandlungen gemündet waren.

Die Gewerkschaften warfen der SAS bei dem teils erbittert geführten Tarifstreit vor allem vor, die Corona-Pandemie genutzt zu haben, um hunderte Piloten mit einem vereinbarten Recht auf Wiederanstellung zu entlassen, dieses Recht aber dann außer Kraft gesetzt zu haben. Stattdessen setze die Fluglinie auf günstigere Piloten der Tochterunternehmen SAS Link und SAS Connect, die als Personaldienstleister der Airline fungieren, so die Kritik.

Solch lange Streiks sind in Skandinavien sehr ungewöhnlich - für die SAS war die Situation zudem äußerst kostspielig: Täglich kostete der Streik den Konzern rund 100 bis 130 Millionen schwedische Kronen (9,5 bis 12,5 Millionen Euro), womit der gesamte finanzielle Effekt vom Unternehmen auf über 1,5 Milliarden Kronen (mehr als 140 Mio. Euro) geschätzt wird. In 15 Tagen Pilotenstreik waren knapp 3700 Flüge eingestellt worden, betroffen waren davon etwa 370 000 Passagiere.

Langfristige Lösung

Der neue Tarifvertrag ist auf fünfeinhalb Jahre angelegt. Die SAS, die zuletzt Gläubigerschutz in den USA beantragt hatte, hält ihn für einen wichtigen Schritt, um dem übergeordneten Ziel von jährlichen Kosteneinsparungen in Höhe von 7,5 Milliarden Kronen (710 Mio. Euro) näherzukommen. Die Mitglieder der vier beteiligten dänischen, norwegischen und schwedischen Gewerkschaften müssen den Vertrag nun noch absegnen.

Wegen des Umstrukturierungsprozesses in den USA muss auch ein US-Bundesgericht der endgültigen Vereinbarung zustimmen. Die SAS rechnet mit grünem Licht in den kommenden Wochen.
© dpa-AFX | 19.07.2022 05:31

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Beitrag vom 20.07.2022 - 06:39 Uhr

Mittlerweile gibt es auch erste Ergebnisse in den norwegischen Medien

1: Pay reduction of 25%
2: Max weekly working hours increased from 47 to 60*

Bei max 900 h p.a. würde das bedeuten können, 15 Wochen imJahr am max. arbeiten und die 37 anderen Wochen frei. Urlaub noch abziehen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Ich glaube es handelt sich einfach nur um Arbeitszeit. Mit den 47 Stunden ist man eingeschränkt die AN optimal einzusetzen. Was man in der einen Woche verpasst hat, kann man dann in der anderen Woche nicht aufholen. Die Zeit ist weg. So wird man unter dem Strich nur an verhältnismäßig wenig jährliche Flugstunen kommen, jetzt bekommt man mehr Flexibilität für den Einsatz.
Noch nicht ganz klar ist, wie die 25% Pay Reduction zu verstehen sind. Manche Zeitungen schreiben von 5%, reuters jetzt wieder von 25%. Der dänische GW Vetreter sagt 25%, der Schwedische 5%. Wer weiß, was die Journalisten jeweils verstanden haben. Da es in den Forderungen zu SAS Forward immer um 30% Stückkostensenkung insgesamt ging, vermute ich mal, 5% Gehaltskürzung und der Rest ist Produktivitätssteigerung, wie zB die Wochenarbeitszeit.
Und nein, es fällt dem Mangement nicht nur die von Beratern zugeflüsterte Senkung der Personalkosten ein. Alles wird auf Links gedreht und neu verhandelt, Dienstleister, Leasing, Flughäfen, Kapitalkosten, Abläufe usw.

Dieser Beitrag wurde am 20.07.2022 06:40 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 20.07.2022 - 01:46 Uhr
Die Max. 900h sind Blockzeit.
Da hier jetzt 'working hours‘ steht, wird wohl auch das Limit für Flugdienstzeit nicht greifen.
Beitrag vom 19.07.2022 - 22:55 Uhr

Mittlerweile gibt es auch erste Ergebnisse in den norwegischen Medien

1: Pay reduction of 25%
2: Max weekly working hours increased from 47 to 60*

Bei max 900 h p.a. würde das bedeuten können, 15 Wochen imJahr am max. arbeiten und die 37 anderen Wochen frei. Urlaub noch abziehen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?


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