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Es sind große Dinge, die das US-Militär seiner künftigen Generation von Tank- und Transportflugzeugen abverlangt: "mindestens 30 Prozent mehr aerodynamische Effizienz" als die gegenwärtig für diese Rolle genutzten Airliner Boeing 767 und Airbus A330 soll die vom Pentagon angedachte "fortschrittliche Flugzeugkonfiguration" mitbringen.
Damit sollen unter anderem größere Flugreichweiten möglich sein. Ausgerüstet mit der für 2030 erwarteten, neuen Generation von Triebwerken, wird von dem neuen Entwurf ein Treibstoffverbrauch erwartet, der im Einsatz "um mindestens 60 Prozent" unter jenem der heute noch aktuellen Tankflugzeuge liegt.
Diese Rahmendaten stehen in einer Ausschreibung der Defense Innovation Unit (DIU), verbunden mit dem Aufruf an Flugzeughersteller, bis zum 2. August mögliche Design-Konzepte einzureichen. Ausdrücklich geht es der DIU dabei um sogenannte Blended Wing Body-Konzepte.
Der Blended Wing Body ist im Grunde eine Kombination aus Nurflügler und breitem Rumpf. Letzterer geht nahtlos in die Tragflächen über, was für zusätzlichen Auftrieb sorgt. "Jahrzehntelange Forschungs- und Entwicklungsarbeit hat gezeigt, dass fortschrittliche Flugzeugzellen wie Blended-Wing-Body-Designs (BWB) aerodynamische Vorteile bieten, die sowohl den Treibstoffverbrauch senken, als auch die betriebliche Effektivität erhöhen könnten", formuliert es die DIU in ihrer Ausschreibung.
Prototyp schon 2026
Das - durchaus ehrgeizige - Ziel des Pentagons ist es, schon 2026 einen flugfähigen BWB-Prototypen in Originalgröße zu erhalten. Zunächst geht es jedoch "nur" um Designstudien, aus denen dann einmal ein solcher Prototyp entstehen könnte.
Mit dem aktuell laufenden Tanker-Wettbewerb KC-Y habe die BWB-Ausschreibung nichts zu tun, erklärte ein USAF-Sprecher nach Angaben des Portals Air Force Magazine.
In diesem Wettbewerb treten abermals die KC-46A Pegasus von Boeing und die KC-30MRTT von Airbus gegeneinander an, wobei letztere dieses Mal als LMXT firmiert und zusammen mit Lockheed Martin angeboten wird.
Interessant könnte das BWB-Konzept dagegen für die nächste Generation von Tankern und Transportern werden, die bislang unter dem Kürzel KC-Z firmiert und deren Rahmendaten noch nicht weiter definiert sind. Dies auch vor dem Hintergrund, da BWB-Designs mutmaßlich weniger Radarrückstrahlfläche bieten.
Weltweite Forschung
Das Konzept des Blended Wing Body, oder auch Hybrid Wing Body, ist selbstredend nicht neu. Ingenieure in den USA, Europa, aber auch in Russland beschäftigen sich seit Längerem damit - mal mehr, mal weniger intensiv. Boeing brachte schon 2007 zusammen mit der NASA das unbemannte Experimentalflugzeug X-48 in die Luft, das in den folgenden Jahren stetig weiterentwickelt wurde.
Airbus zog 2019 mit dem - ebenfalls unbemannten - Modell seines BWB-Entwurfs "Maveric" nach und präsentierte ein BWB-Konzept auch als mögliche Lösung für einen künftigen Wasserstoff-Airliner. In Russland absolvierte das Zentrale Aerohydrodynamische Institut (ZAGI) in Schukowski 2020 eine Windkanal-Testreihe mit einem BWB-Design.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: NASA | 31.07.2022 10:45
Kommentare (4) Zur Startseite
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Boeing will nur einen sehr teuren flugfähigen Prototyp mit sehr viel finanziellen Drittmitteln zusammenschustern, der im Prinzip erstmal gar nichts kann außer in der Luft zu bleiben und Daten zu liefern.
Nichtsdestotrotz halte ich es bekanntermaßen für dringend geboten, einen Transporter zur Ablösung der AN-124/AN-225/C-5 Galaxy für mitte der 30'iger Jahre zu entwickeln, ein Zwischenschritt in der hier propagierten Größe mag da hilfreich sein.