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Der nächste Tanker der USAF soll ein Airbus sein

Lockheed Martin/Airbus LMXT
Lockheed Martin/Airbus LMXT, © Lockheed Martin

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MARIETTA - Airbus und Lockheed Martin wollen gemeinsam das nächste Tankflugzeug der US Air Force stellen - und damit Boeings KC-46A im Wettstreit um den Milliardendeal ausstechen. Der Kandidat dafür ist eine Spezialversion der A330 MRTT - gebaut und ausgestattet in den USA.

LMXT. Unter diesem Markenkürzel firmiert der gemeinsame Kandidat von Airbus und Lockheed Martin für den jüngsten Tanker-Wettbewerb der US Air Force.

Die will ab 2029 die letzten dann noch fliegenden Oldtimer KC-135 und KC-10A endgültig in Rente schicken - und ist ganz offenbar der Ansicht, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Daher muss Boeing sich mit seiner KC-46A Pegasus im KC-Y genannten Wettbewerb erneut einem starken Gegner stellen, anstatt einfach durchzumarschieren.

Und dieser Gegner ist fast derselbe wie vor gut zehn Jahren, als die KC-46A den damals ausgelobten KC-X-Wettbewerb nur höchst umstritten für sich entschied: der Airbus A330 MRTT alias LMXT.

Damals zogen Airbus und Partner Northrop Grumman gegen Boeing den Kürzeren. Der US-Hersteller aus Seattle wird bis zu 179 Pegasus-Tanker an die US Air Force liefern, wobei der Auftrag für das letzte Produktionslos für 2027 avisiert ist.

Allerdings kämpft die auf der Boeing 767-200 basierende KC-46A nach wie vor mit massiven Problemen, für deren Lösung wohl noch viele Jahre ins Land ziehen. Airbus steigt daher im KC-Y-Programm wieder mit der A330 MRTT gegen die angeschlagene Pegasus in den Ring - hat sich dieses Mal jedoch mit dem US-Rüstungsriesen Lockheed Martin zusammengetan. Es geht um einen Auftrag für 140 bis 160 neue Tankflugzeuge.

Für die Neuauflage des Duells hat sich Airbus aber auch anderweitig gerüstet: Seit 2015 betreiben die Europäer mit dem Airbus-Werk in Mobile (Alabama) eine eigene Endmontagelinie in den USA. Dort rollen bislang zwar mit den Mustern A220 und A320 nur kleinere Airliner aus der Halle.

Doch das soll sich bei einem Zuschlag im KC-Y-Wettbewerb ändern: Wie Lockheed Martin nun mitteilte, sollen die für die Air Force eingeplanten A330 allesamt in Mobile gebaut werden. Für ihre spätere Aufgabe als Tanker und Transportflugzeuge kommen sie dann ins Lockheed Martin-Werk in Marietta (Georgia), wo sie militärische Ausrüstung erhalten - und damit zu A330 MRTT (beziehungsweise LMXT) mutieren.

Damit sei klargestellt, dass der LMXT "in Amerika von Amerikanern für Amerikanern gebaut wird", wie Lockheed Martin-Chef James Taiclet unterstreicht. Der Heimvorteil, mit dem Boeing früher noch für die KC-46A argumentieren konnte, wäre damit egalisiert.

Viele Vorteile

Ansonsten führt Lockheed Martin für den Airbus-Tanker zahlreiche technische Vorteile ins Feld, die teilweise schon aus früheren Tankerwettbewerben bekannt sind. So besitze der LMXT gegenüber der KC-46A eine erheblich verbesserte Reichweite und rund 30 Prozent mehr Treibstoffkapazität.

"Aufbauend auf dem kampferprobten Design des Airbus A330 Multi Role Tanker Transport (MRTT)", nutze der LMXT außerdem "eine bewährte Flugzeugzelle mit ausgeprägten Fähigkeiten", die auf der ganzen Welt bereits im Einsatz stehe, heißt es seitens Lockheed Martin. Dazu kämen zahlreiche neue Features, wie etwa das weltweit erste vollautomatische Boom-Betankungssystem (A3R).

Zum Einbau kommen ferner JADC2-Systeme mit offener Systemarchitektur, sowie ein Multi-Domain-Operationsknoten, der den LMXT laut Lockheed Martin mit anderen Akteuren auf dem Gefechtsfeld vernetzt und das Situationsbewusstsein an Bord erhöht.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Lockheed Martin | 05.02.2022 07:55

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Beitrag vom 06.02.2022 - 15:33 Uhr
Es ist mir nicht klar, warum so ein Gewese betrieben wird, den Amerikanern diese Maschine aufzunötigen.

Zwei Gründe: Das US-Militär hat mit Abstand das grösste Beschaffungsbudget der Welt. In den Markt reinzukommen verspricht bei zukünftigen Programmen lukrative Aufträge. Falls das nicht klappt, lohnt es sich finanziell immer noch, Boeing einen Kampfpreis aufzuzwingen. Wenn Boeing knapp bei Kasse bleibt, können sie ihren Marktanteil im zivilen Sektor nicht mit Kampfpreisen verteidigen und Airbus kann die Preise anziehen und mehr Gewinn machen.
Beitrag vom 06.02.2022 - 15:32 Uhr
Der zusätzliche elektronische Kram wird nicht das Problem für Airbus sein. Damit kennt sich Lockheed bestens aus. Der AirbusTanker fliegt schon bei unterschiedlichen Luftwaffen weltweit.

Technisch wird das wirklich nicht das allergrößte Problem sein.
Allerdings bin ich der festen Überzeugung, dass sich Boeing und seine treu ergebenen Vasallen auch diesmal nicht geschlagen geben würden.
Der lange Arm des Protektionismus wird weit in die nachgeschalteten Strukturen reichen, in die USAF selbst, in die Republikanischen (und zum Teil auch Demokratischen) Bundestaaten, aus denen zugeliefert wird, überall würde auch nach Baubeginn mit Knüppeln geworfen werden.

Wie wir bereits zahlreich lesen konnten, gegen so manchen konservativen ist ein Al Baker gradezu ein handzahmes Wahrheitsorakel...
Beitrag vom 06.02.2022 - 12:17 Uhr
Airbus hatte dazu die erste Ausschreibung gewonnen. Diese wurde jedoch auf Druck bestimmten Leute und Mandate widerrufenen wegen "Formfehlern" und eine neue Ausschreibung wurde gemacht. Diesmal aber so derart auf Boeing ausgelegt, das Airbus sich gar nicht mehr beteiligte. Normal müßte das auch im seriösen Artikel so stehen.


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