Neustart nach der Krise
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Wie sich Lufthansa aus den Turbulenzen navigiert

Michael Niggemann
Michael Niggemann, © Lufthansa

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FRANKFURT - In der Krise hat Lufthansa jeden vierten Job gestrichen. Jetzt setzt der Konzern gleich mehrere Schubhebel in Bewegung: Lufthansa will 10.000 neue Mitarbeiter einstellen, die Kapazitäten 2023 behutsamer hochfahren - und offene Tarifflanken zeitnah am Verhandlungstisch schließen.

Zwischen verwaisten Terminals und schierem Chaos lagen nur Wochen. Anfang 2022 führte Lufthansa noch umstrittene Geisterflüge zur Slotsicherung durch. Ab Frühsommer zwang eine rasante Rückkehr der Nachfrage dann weite Teile des europäischen Luftfahrtsystems in die Knie.

"Wir haben die Geschwindigkeit der Erholung im Luftverkehr (...) unterschätzt", räumte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann gerade in einem internen Interview ein. Insbesondere an den Stationen Frankfurt und München habe Lufthansa derzeit "zu wenig eigenes Personal".

Weil auch den Flughäfen Mitarbeiter fehlen, hat Lufthansa den Sommerflugplan um gut 6.000 Flüge entzerrt. Der Konzern will das System durch 5.000 Neueinstellungen im laufenden und 5.000 weitere Neueinstellungen im nächsten Jahr stabilisieren - und freiwerdende Stellen umgehend nachbesetzen.

Zeitgleich deckelt Lufthansa den für 2023 geplanten Kapazitätsausbau auf 90 Prozent des 2019er-Niveaus - "weniger als vor einigen Wochen, als wir alle euphorisch wurden", fing Lufthansa-Chef Carsten Spohr Planungen für eine Rückkehr auf bis zu 95 Prozent vergangene Woche wieder ein.

Das Lufthansa-Management steht unter Handlungsdruck. Bei Easyjet musste jüngst der für das operative Geschäft verantwortliche Peter Bellew gehen.

Unter den aktuellen Vorzeichen hat sich Lufthansa auf einen überdurchschnittlichen Tarifabschluss eingelassen - das Bodenpersonal erhält nach einem Warnstreik bis zu 20 Prozent mehr Gehalt. Bei den Flugbegleitern will Lufthansa wie zuvor Condor mit einer prophylaktischen Gehaltsrunde Frust gar nicht erst aufkommen lassen.

"Nach den Abstrichen in der Krise und angesichts der Inflation sind Anpassungen bei den Tarifverträgen notwendig", sagte Niggemann. "Wir müssen insbesondere in den unteren Gehaltsstufen etwas tun - und wir sehen darüber hinausgehenden Handlungsbedarf beim Saisonalitätsmodell." Über diese Punkte spreche Lufthansa bereits mit der Kabinengewerkschaft UFO.

Geheimrunden mit Piloten

Nach Informationen von aero.de treten unterdessen die Sondierungen zwischen Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit in die alles entscheidende Phase ein. Cockpit hat sich mit einem Streikmandat der Lufthansa-Piloten für die Gesprächsrunden gerüstet.

Kleinteilige Verhandlungen über einen neuen Mantel- und Vergütungstarifvertrag will sich Lufthansa ersparen. Der Konzern lockt mit einer Wiederbelebung der Ende 2021 gekündigten PPV-Flottenzusage.

"Die Alternative zu den aktuellen VTV-/MTV-Verhandlungen ist (...) eine Gesamtlösung mit der PPV", sagte Niggemann. "Wir sind dazu jedenfalls bereit." Die Cockpit-Forderung nach 5,5 Prozent mehr Gehalt für die Piloten habe Lufthansa bereits akzeptiert. "Eine Einigung am Verhandlungstisch ist unser oberstes Ziel."

Noch ist die Kuh nicht vom Eis. Über etwaige Fortschritte hüllen sich Lufthansa und Cockpit in Schweigen.

Nur soviel: "Ziel der Sondierungen ist, die Verhandlungen noch im August in einen geschlossenen Raum überzuleiten", sagte ein Insider aero.de. Lufthansa und Cockpit müssen dafür noch einige harte Nüsse knacken. "Viele Details sind noch offen", sagte Niggemann.

Zwist bei Swiss

Dass eine Einigung kein Selbstläufer ist, erlebt Lufthansa gerade in der Schweiz. Bei Swiss arbeiten die Pilotinnen und Piloten seit April 2022 in einem Tarifvakuum. Swiss hatte den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) 2018 gekündigt. Die Verhandlungen über eine Neuregelung ziehen sich in die Länge.

Einen zwischenzeitlich erzielten Kompromiss zog Swiss wieder zurück. Der zweite Anlauf scheitere an einem überraschend lauten "Nein" der Swiss-Piloten.

Knackpunkt sind Auslöseschwellen und Höhe der Erfolgsbeteiligung. Swiss will den Piloten laut Kreisen einen Bonus erst ab 8,0 Prozent EBIT-Marge zugestehen. Im GAV 2018 lösten schon 5,0 Prozent EBIT-Marge die Ergebnisbeteiligung aus. Die Mitarbeiterbeteiligung an künftigen Gewinnen will Swiss insgesamt reduzieren.
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 13.08.2022 07:08
#18771
Beitrag vom 14.08.2022 - 20:38 Uhr
Immerhin ist man in diesem Forum noch sicher.

Keine Stunde und die Forumspolizei ist da und das deutschlandweit!
Beitrag vom 14.08.2022 - 19:44 Uhr
Tja #Sucksen gilt jetzt nicht gerade als die weltoffenste Region in Deutschland.

Dafür kann man dort noch ins Freibad ohne an- oder abgestochen zu werden.

Na enzym, mal wieder dabei, selbst AFD Wahlplakate vom Niveau her zu unterlaufen?
🤦‍♂️
Beitrag vom 14.08.2022 - 19:00 Uhr
Tja #Sucksen gilt jetzt nicht gerade als die weltoffenste Region in Deutschland.

Dafür kann man dort noch ins Freibad ohne an- oder abgestochen zu werden.


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