Grizzly 4
Älter als 7 Tage  

Die älteste A400M geht in den Ruhestand

Airbus A400M MSN04
Airbus A400M MSN04, © Airbus

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BREMEN - Zwölf Jahre lang hat Airbus den vierten Prototypen für die Flugerprobung und spätere Testzwecke genutzt. Jetzt bekommt Grizzly 4 einen Ehrenplatz auf dem Werksgelände in Bremen. Die A400M erhält zum Dienstende noch eine frische Lackierung - und eine letzte neue Aufgabe.

Man sieht ihr schon an, dass sie einiges erlebt hat. Die blaugraue Lackierung hat gelitten, es gibt kaum einen Flecken am Rumpf, an dem sie nicht stellenweise abgeplatzt ist und die sandfarbene Grundierung durchschimmert.

Ein Überflug noch, dann grüßt die A400M mit der Seriennummer 4 mit einem Flächenwackeln und setzt sanft auf. Vor zwölf Jahren wurde die Maschine hier in Bremen gebaut, zu ihrem letzten Flug kehrte das Flugzeug an die Weser zurück.

Sie war der Prototyp, der nicht geschont wurde und trotzdem alles überstanden hat. Ehrfurchtsvoll gaben die Airbus-Mitarbeiter ihr den Spitznamen "Grizzly 4". Am Ende hatte die A400M mit der Seriennummer vier (MSN4) 2.000 Stunden und genau 1.000 Flüge absolviert.

Ignacio Lomb war Zeuge und Mitwirkender bei der Entwicklung der A400M, mit 200 Flügen und 500 Flugstunden im Cockpit der MSN4. "Ich werde den Grizzly 4 als ein starkes und robustes Tier in Erinnerung behalten. Wir haben sie bis an die Grenzen von Geschwindigkeit, Mach, Höhe und Belastungsfaktor gebracht und ihr fast die Haut abgezogen", sagt er. "Dieses Flugzeug hat alle Erwartungen bei allen Arten von Einsätzen mit überragender Leistung übertroffen", erinnert sich der leitende Testpilot bei Airbus Defence and Space. Luftbetankung erprobt

Airbus hat mit Grizzley 4 das Absetzen von Fracht und Fallschirmspringern erprobt, den Tiefflug und vor allem die Luft-zu-Luft-Betankung: Die ist heute eine der wichtigsten Fähigkeiten für die militärischen Betreiber der A400M. Der Airbus kann zwei Flugzeuge gleichzeitig betanken, oder auch selbst betankt werden - entscheidend, um Reichweite und maximale Flugzeit zu erhöhen.

MSN04 wurden von Tankern wie der A330 Voyager und der C160 Transall versorgt, an ihr wurde die Betankung von Kampfjets wie F18 und Hubschraubern erprobt. Und sie war die erste, die mit ihrer Prototypenschwester Grizzly 6 eine andere A400M betankt hat.

Nur noch ein Prototyp fliegt

Mit dem Ende von MSN04 ist der Prototyp mit Seriennummer 6 nunmehr der einzige, der noch für weitere Flugerprobungen des Musters eingesetzt wird - und das sehr regelmäßig: Im laufenden Jahr war das Flugzeug mehrfach pro Woche in der Luft. Die übrigen Prototypen sind dagegen längst außer Dienst: MSN02 ist im spanischen Sevilla eingelagert, der dritte Prototyp wurde bereits seit 2013 nicht mehr für die Flugerprobung genutzt.

Und die allererste A400M ist im Aeroscopia-Museum am Airbus-Hauptsitz in Toulouse ausgestellt. Seriennummer 5 wurde übrigens nie gebaut. Um die Zuverlässigkeit der Systeme zu testen, hatte sich Airbus entschlossen, stattdessen die erste Serienmaschine zu nutzen.

"Dieses Projekt berührt die Herzen aller hier am Standort Bremen", sagt Dennis Neumann, A400M-Programmchef in Bremen. Weshalb er Wert darauf legt, dass Grizzly 4 nun auch am Boden den guten Eindruck macht, den sie bei der Flugerprobung in der Luft gemacht hat.

Nach zwölf Jahren im Einsatz erhält MSN04 zunächst eine neue Lackierung, bevor das Flugzeug an seine endgültige Parkposition kommt. Am Airbus-Werk in Bremen dient es künftig als einzigartiger Konferenzraum für Teambesprechungen. Und ist natürlich der Star bei den offiziellen Werksführungen am Airport.
© FLUG REVUE - Christof Brenner | Abb.: Airbus | 11.11.2022 16:17

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Beitrag vom 12.11.2022 - 15:00 Uhr
Vielleicht sollte sich die Aufsichtbehörde in Qatar mal diese Lackschäden anschauen...
Weniger als 0,5 Flugstunden pro Tag für einen Prototypen, Respekt!


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