Gerichtskrimi
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Boeing pocht auf Schlussstrich unter 737-MAX-Abstürze

Bergungsmission nach JT610
Absturzstelle von Flug JT610, © BASARNAS

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WASHINGTON - In Seattle glaubt man die 737-MAX-Abstürze juristisch geklärt: Boeing hatte sich Anfang 2021 mit dem US-Justizministerium auf einen 2,5 Milliarden US-Dollar schweren Deal verständigt. Angehörige der Opfer versuchen seither alles, diesen Vergleich anzufechten. Boeing sperrt sich energisch.

"Kriminelle Verschwörung": US-Bezirksrichter Reed O'Connor sorgte im Oktober bei Boeing für blankes Entsetzen. Der Richterspruch aus Texas erkennt die 346 Insassen der 737-MAX-Unglücksflüge Lion Air 610 und Ethiopian Airlines 302 als "Verbrechensopfer" an. Das hat Folgen.

Nach US-Medienberichten haben Opferfamilien das US-Justizministerium am Freitag aufgefordert, einen Anfang 2021 mit Boeing geschlossenen Vergleich vor dem Hintergrund der aktuellen Entscheidung aufzukündigen.

In den letzten Wochen der Trump-Administration hat Boeing eine Generalquittung mit dem Justizministerium geschlossen. Der Konzern zahlte 2,5 Milliarden US-Dollar, von einer strafrechtlichen Verfolgung blieben Boeing selbst und ranghohe Manager des Konzerns im Gegenzug verschont.

Die Angehörigen sahen sich mit vollendeten Tatsachen konfrontiert. Der Vergleich sei im Hinterzimmer verhandelt worden und nehme Boeing aus der Verantwortung, argumentierten die Anwälte der Opferfamilien erfolgreich vor O'Connors Richterbank. Das hat die Verfahrensrechte der Familien verletzt.

Nach dem Crime Victims' Rights Act (CVRA) hätte das Trump-Justizministerium die Angehörigen in die Vergleichsverhandlungen einbeziehen müssen, stellte Richter O'Connor fest.

Der Deal sah am Ende magere 500 Millionen US-Dollar für die Entschädigungen der Angehörigen vor - für US-Verhältnisse eine überschaubare Summe. Airlines, die ihre 737 MAX wegen des Groundings nicht nutzen konnten, erhielten 1,7 Milliarden US-Dollar der Vergleichssumme.

"Beispiellos, undurchführbar und ungerecht"

Für Boeing ist die Sache heikel. Wenn der Deal mit dem Justizministerium erfolgreich angefochten werden kann, drohen dem Konzern neue Forderungen - und womöglich doch Strafprozesse in Sachen 737 MAX.

Die Angehörigen wollen Verfahren gegen den früheren Boeing-CEO Dennis Muilenburg und seinen Nachfolger David Calhoun erzwingen.

In Seattle pocht man auf den Schlussstrich. Ein Aufschnüren des Deals von 2021 wäre "beispiellos, undurchführbar und ungerecht", heißt es aus dem Boeing-Lager. "Eine Partei, gegen die ermittelt wurde, hat das Recht auf Bestandskraft und Vorteile einer Lösung, die sie mit der Regierung verhandelt hat."

Für diese Sicht hat der Konzern einen wichtigen Verbündeten. Das Justizministerium der Biden-Regierung will an dem Vergleich ebenfalls nicht rütteln.
© aero.de | Abb.: Boeing | 21.11.2022 09:32

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Beitrag vom 21.11.2022 - 13:34 Uhr
Viele Leichen für wenig Geld und ohne als Bonus ohne strafrechtliche Verantwoertungsübernahme... klar, so ein Schnäppchen gibt man als Unternehmen nicht freiwillig aus der Hand.

Was soll Boeing denn da sonst zu sagen?
Aus genau diesem Grund ist es auch ziemlich irrelevant was Boeing dazu sagt.
Beitrag vom 21.11.2022 - 11:18 Uhr

Die Frage wird sein 1 oder 2 Konkurenten für Airbus.

Ja, das ist auch richtig.
Beitrag vom 21.11.2022 - 11:02 Uhr

Airbus würde niemals auf Dauer Monoplist sein und da ist ein Duopol mit einem US-amerikanischen Unternehmen deutlich angenehmer als mit einem chinesischen.
Das sehe ich etwas anders. Nicht Boeing oder China ist die Frage sondern China und Boeing oder nur China als Konkurent. Den egal wie es mit Boeing weitergeht, China wird weitermachen und nicht nur wenn Boeing weg wäre. Die Frage wird sein 1 oder 2 Konkurenten für Airbus.


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