Verbraucherschutz
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Zahlung erst beim Check-in

Lufthansa Buchungsmaske
Lufthansa Buchungsmaske, © Lufthansa

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BERLIN - Bislang müssen Flugtickets sofort bei der Buchung voll bezahlt werden. Verbraucherschützer sowie Landespolitiker dringen schon länger auf eine Abschaffung. Nicht nur Airlines sind skeptisch.

Verbraucherschützer pochen angesichts der Häufung von Beschwerden über Airlines weiter auf eine Reform des Vorkasse bei Flugreisen. Bislang ist es üblich, dass Kunden ihre Tickets bereits bei der Buchung und damit oft Monate im Voraus voll bezahlen müssen.

"Die unfaire Vorkasse-Praxis bei Flugtickets muss verändert werden", sagte die Mobilitätsexpertin der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Marion Jungbluth, dem "Handelsblatt". "Damit nicht allein der Fluggast durch die Vorauszahlung das Risiko der Airline-Insolvenz tragen muss, ist für den beiderseitigen Interessenausgleich maximal eine Anzahlung bei der Flugbuchung gerechtfertigt", betonte die Expertin.

Eine Allianz aus Verbraucherschützern und Landespolitikern will diese Vorkasse schon seit längerem abschaffen. Das Land Niedersachsen hatte im Bundesrat einen entsprechenden Antrag gestellt. Flugausfälle gingen fast immer zulasten der Passagiere. Diese müssten sich im Fall einer Stornierung mühsam und teils langwierig um eine Rückerstattung bemühen, argumentierte die Landesregierung. Hintergrund waren die vielen Flugstornierungen im Sommer aufgrund von Personalengpässen.

Die Branche lehnt die Abkehr von der Vorkasse ab. Der Branchenverband BDL argumentiert unter anderem, mit dem vorab eingenommenen Geld erreichten die Fluggesellschaften eine größere Planungssicherheit und könnten die Maschinen optimal auslasten, was auch positiv für das Klima sei.

Auch wird auf international übliche Abrechnungsverfahren verwiesen. Kunden könnten zudem von Frühbucherrabatten profitieren.

vzbv-Expertin Jungbluth hatte in der Vergangenheit kritisiert, "Passagiere sind es leid, den Airlines zinslose Kredite zu geben, bei abgesagten Flügen auf den Kosten sitzen zu bleiben oder im schlimmsten Fall das Risiko einer Insolvenz tragen zu müssen". Gezahlt werden solle künftig erst beim Check-in.

Im "Handelsblatt" verlangte sie jetzt zudem eine Absicherung der vorausbezahlten Kundengelder für den Fall, dass eine Fluggesellschaft in die Insolvenz rutschen sollte: "Die Bundesregierung muss hier nachjustieren und Airlines gesetzlich verpflichten, eine Insolvenzversicherung zugunsten der vorausbezahlten Kundengelder abzuschließen", sagte sie.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Stefan Gelbhaar, sagte dem "Handelsblatt", das Vorkasse-Prinzip spiele für die Planbarkeit von Flügen eine gewisse Rolle. "Wirksamer ist es, die Entschädigungsregeln für die Fluggäste deutlich zu verbessern." Künftig müsse die Entschädigung von Flugreisenden digital, automatisiert und unbürokratisch erfolgen, um eine echte Wirkung zu entfalten. "Gleichfalls muss die Höhe der Entschädigung überprüft und angepasst werden", sagte Gelbhaar.

Das bisherige System hat der Bundesgerichtshof zuletzt 2016 für rechtens erklärt. Die Richter verwiesen auf die EU-Fluggastverordnung, die Verbraucher ausreichend schütze. Mögliche Zinsnachteile der Kunden würden regelmäßig durch Preisvorteile bei frühen Buchungen ausgeglichen.
© dpa-AFX | 24.12.2022 14:21

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Beitrag vom 02.01.2023 - 13:51 Uhr
Kurz, außer äußerst pauschalen Aussagen der VZ und einiger Lokalpolitiker findet sich nirgendwo ein Hinweis, dass das Argument der in Masse verspäteten Erstattungen heute noch gilt.
Wenn dem dennoch so ist, dann muss man durchaus handeln.

Ja, konkrete Zahlen zu nennen, wäre bei einem solchen Vorstoß defintiv sinnvoll.
Und wenn sich das mit konkrten Zahlen belegen lässt, sollte man über Alternativen diskutieren.

Dieser Beitrag wurde am 02.01.2023 14:15 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 02.01.2023 - 09:30 Uhr
Der Artikel bzw die VZ Initiative bezieht sich auf Fälle aus 2022.
Dass es bei Ihnen gut geklappt hat ist zwar prima für Sie, sagt aber nichts über die Rückerstattungspraxis über mehrere 100k Tickets in DE aus.

Frei ausgedacht aufgrund der anhaltenden Berichterstattung von Frühsommer bis Herbst 2022.
So im Sinne : 1000 gecancelte Flüge ex DE insgesamt als Untergrenze im Sommer x 200 Pax macht 200k.
Ok. Ich hatte gelesen, dass die LHG 2500 Flüge gestrichen hat, die 200 hat ich auch angenommen. Aber nicht jeder fliegt ja dann garnicht sondern wird umgebucht. Da kommen wir nicht weiter. Bleiben nur die offiziellen Zahlen.
Wie kommen Sie auf diese Zahl?
Die hohe Anzahl an Beschwerden sind ja vorhanden (laut Artikel).
Das wäre denke ich nicht der Fall, wenn alles so liefe wie bei Ihnen.
So abwegig scheint das aber nicht zu sein. In diesem Jahr gingen rund 750 (200 weniger als 2021) Beschwerden wegen Fristverletzungen bei Erstattungen ein, in 25! Fällen wurden Bußgelder erhoben. Das alles bei "mehrere 100k Tickets in DE"

Haben Sie dazu eine Quelle?
Der Artikel im Handelsblatt auf den sich die dpa Meldung bezieht.
Dass die Bußgelder auch aufgrund Personalmangels limitiert waren, darauf haben Sie selbst ja schon hingewiesen.
Na ja, irgendwann muss man sich auch mal mit Zahlen beschäftigen, auch wenn sie einem nicht passen. Schade, dass die VZ keine Zahlen veröffentlichen, die die Grundlage für das erneute Aufkochen des Themas sind.
Lufthansa hat in einer PM zum Sommer 22 geschrieben "Die Erstattung müssen Airlines innerhalb von sieben Tagen leisten. Trotz der jüngst außergewöhnlich vielen Stornierungen zahlt Lufthansa die Erstattungen nahezu vollständig in dieser gesetzlich vorgegebenen Frist." Jetzt können wir natürlich über das "nahezu vollständig" spekulieren, aber auf Nachfrage wird das schon belastbar sein. Die sind ja nicht blöd.
Kurz, außer äußerst pauschalen Aussagen der VZ und einiger Lokalpolitiker findet sich nirgendwo ein Hinweis, dass das Argument der in Masse verspäteten Erstattungen heute noch gilt.
Wenn dem dennoch so ist, dann muss man durchaus handeln. Auf welchem Weg und in welcher Breite sei erst mal dahingestellt. Aber den Handlungsbedarf sehe ich aktuell nicht und wenn, dann sollte man zunächst die eingebauten Mechanismen ausschöpfen.
In wieweit das als Grundlage für eine komplette Systemänderung herhält, kann jeder für sich selbst entscheiden.

Dieser Beitrag wurde am 02.01.2023 09:43 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 02.01.2023 - 09:08 Uhr
Der Artikel bzw die VZ Initiative bezieht sich auf Fälle aus 2022.
Dass es bei Ihnen gut geklappt hat ist zwar prima für Sie, sagt aber nichts über die Rückerstattungspraxis über mehrere 100k Tickets in DE aus.

Frei ausgedacht aufgrund der anhaltenden Berichterstattung von Frühsommer bis Herbst 2022.
So im Sinne : 1000 gecancelte Flüge ex DE insgesamt als Untergrenze im Sommer x 200 Pax macht 200k.

Wie kommen Sie auf diese Zahl?
Die hohe Anzahl an Beschwerden sind ja vorhanden (laut Artikel).
Das wäre denke ich nicht der Fall, wenn alles so liefe wie bei Ihnen.
So abwegig scheint das aber nicht zu sein. In diesem Jahr gingen rund 750 (200 weniger als 2021) Beschwerden wegen Fristverletzungen bei Erstattungen ein, in 25! Fällen wurden Bußgelder erhoben. Das alles bei "mehrere 100k Tickets in DE"

Haben Sie dazu eine Quelle?
Dass die Bußgelder auch aufgrund Personalmangels limitiert waren, darauf haben Sie selbst ja schon hingewiesen.

In wieweit das als Grundlage für eine komplette Systemänderung herhält, kann jeder für sich selbst entscheiden.


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