"WirtschaftsWoche"
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Esa-Direktor: Europa braucht ein eigenes Raumschiff

Josef Aschbacher
Josef Aschbacher, © Esa

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FRANKFURT - Die NASA setzt bei "Artemis"-Mondmissionen auch auf Technik aus Europa. Das reicht nicht - meint der Direktor der europäischen Weltraumorganisation Esa. Josef Aschbacher spricht sich in einem Interview für die Entwicklung eines eigenen europäischen Raumschiffs aus.

"Strategisches und ökonomisches Interesse": Esa-Direktor Josef Aschbacher will mehr Eigenständigkeit in der europäischen Weltraumstrategie.

"Europa braucht ein eigenes Raumschiff", sagte Aschbacher in einem Interview mit der "WirtschaftsWoche". Neben Weltraumkooperationen mit der NASA müsse Europa auch "sehen, wie wir mittel- bis langfristig unsere Astronauten unabhängig in den Weltraum bekommen."

Ein Raumschiffprojekt mit der Esa als Koordinator und Auftraggeber könnte der europäischen Weltraumindustrie laut Aschbacher als Wachstumsbeschleuniger dienen. "Ohne die NASA würde SpaceX auch nicht existieren", zog der Esa-Direktor einen Vergleich. "Das ist eine Frage der politischen Entscheidungen."

Nach der erfolgreichen Artemis-1-Missionen plant die NASA ab Ende 2024 noch zwei weitere unbemannte Artemis-Missionen. Bei den bemannten Mondmissionen Artemis 4 und 5 soll auch ein Europäer mit zum Mond fliegen.
© aero.de | Abb.: Esa | 23.10.2023 06:35

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Beitrag vom 24.10.2023 - 22:45 Uhr
Die Zukunft der Raumfahrt liegt nicht in der bemannten, sondern der roboten Version.

Stimme zu. Das Fenster für menschliche Einsätze im All schließt sich schnell.
Noch sind menschliche Besatzungen robotischen Missionen in vielen Situationen aufgrund der Flexibilität überlegen.
Dem gegenüber stehen extrem hohe Anforderung an Lebenserhaltung, Strahlenschutz, Missionsdauer und nicht zuletzt ein notwendiger Rückflug, deren Anforderungen die wissenschaftliche und wirtschaftliche Nutzlast/Dauer begrenzen.
Und ja, auch die Psyche wäre bei Tiefraum-Missionen ohne Rettungsmöglichkeit ein Problem.
Nicht nur die Psyche der Raumfahrer selbst, auch bei Missionsdesignern, Technikern und allen bei der Mission beteilgten.
Einen Roboter bei einem zu tief angesetzen Aerobraking zu verlieren ist ärgelich. Astronauten durch einen Rechenfehler umbringen zu können, ist eine ganz andere Hausnummer, mit ihnen nach einem Apollo13-ähnlichen Vorfall im Asteroidengürtel monatelang darauf zu warten, dass ihnen die Luft ausgeht, wohl schier unerträglich.

In 10-15 Jahren spätestens sind robotische Missionen so flexibel, dass die Liste der Vorteile menschlicher Besatzungen für kommerzielle und Forschungsmissionen schwindet.
Wenn man nicht gerade darauf abzielt, aus der Menschheit eine multiplanetare Spezies zu machen (falls der Mars dafür jemals geeignet sein sollte), wird es ab dann keinen Grund mehr für den zusätzlichen Aufwand und das zusätzliche Risiko bemannter Missionen geben.
Beitrag vom 24.10.2023 - 15:46 Uhr
Die Zukunft der Raumfahrt liegt nicht in der bemannten, sondern der roboten Version. Im Gegensatz z.B. zu den Kriegern des Dschings Khan oder den Seefahrern der vorigen Jahrtausendmitte kann der Mensch im All nicht in belebbare Regionen vorstoßen, sondern muß bis aufs Klopapier sämtliche Errungenschaften seiner Zivilisation mitführen (ja, 3D-Druck ist noch sowas von arg beschränkt). Von weiteren zahlreichen subtilen Problemen wie Muskelschwund, Blutverlagerung, Gammastrahlung u.v.a.m. ganz zu schweigen. Die zu bezwingenden Dimensionen des Alls sind im Vergleich zur Dauer eines Menschenlebens unvorstellbar größer, und sämtliche bisher getätigten Versuche des Langzeit-Zusammenlebens in einem beschränkten Volumen scheitern krachend u.a. schon an der Psyche der Beteiligten - die allermeisten können ja nicht einmal in selbstgewählter Umgebung sich von Dritten unbehelligt ihres Lebens freuen.

Die logische Folge ist, daß für die Erkundung des Alls Maschinen noch auf sehr lange Zeit weitaus sinnvoller sind als Menschen. Das muß nicht heißen, daß der Mensch sich überhaupt nicht ins All bewegen kann - unsere Ozeanriesen hätten auch die alten Polynesier beeindruckt, unsere Flugzeuge tun das bei den heutigen Technikgläubigen - aber die große Arbeit, die davor erledigt werden muß, ist ohne ausreichende maschinelle Vorarbeiten nicht mit Menschen zu machen.

Hnzu kommt, daß die Vorräte unserer Erde endlich sind. Schon heute ist die Erde gigantisch überbevölkert, alles reicht vorne und hinten nicht, und seltsamerweise fehlen um so mehr Fachleute, je mehr Menschen wir sind. Nicht mal ein ganzer Kontinent wie Europa ist autark vom Rest der Welt, aber eine Mannschaft aus einer kleinen Gruppe soll es werden können? Und Autarkie ist das entscheidende Kriterium für die Eroberung der Welt. Die Krieger Alexander des Großen waren es, Kolumbus auch, aber wie man sieht nicht mal ein Putin.
Beitrag vom 24.10.2023 - 13:47 Uhr
Mal ne andere Frage: Wieso sollen wir ein Raumschiff brauchen, wenns keine Raumstation mehr gibt. Russland will die ISS ja nicht verlängern. Oder wollen wir bei den Chinesen andocken? (Die haben jeden eingelanden).

Die Frage ist gut.
"Raumschiff" ist erstmal vollkommen generisch. Was solls denn können?
LEO solo? Bis welche Höhe? Welche Nutzlast, welche Flugdauer? Andocken an was alles?
Oder bis zu Mondbahn?

Und auf welchem Stack solls denn hochkommen?
Ariane 6 soll ja mWn nur für Fracht zertifiziert werden ...


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