Evakuierungsflüge
Älter als 7 Tage

Warum Swiss keine 777 nach Tel Aviv geschickt hat

Swiss Airbus A321neo
Swiss Airbus A321neo, © Swiss

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ZÜRICH - Schnell rein, schnell wieder raus: In den ersten Tagen nach den Hamas-Attentaten auf Israel wurden Ausländer überwiegend per Airline evakuiert. Daran gab es Kritik. Swiss hat sich jetzt erstmals genauer zur Planung und Durchführung der Evakuierungsflüge nach Tel Aviv geäußert.

Swiss hat Schweizer Staatsbürger mit vier Sonderflügen aus Tel Aviv in Sicherheit gebracht. Weitere Flüge sagte die Schweizer Lufthansa-Tochter Mitte Oktober ab - trotz akribischer Vorausplanung war der Airline das Risiko zu hoch.

"Wir müssen vor dem Flug sicher sein, dass wir an alle Eventualitäten gedacht haben", ging Swiss-Flugbetriebsleiter Oliver Buchhofer in einem Interview mit der "NZZ" nun erstmals auf die Planung und Durchführung der Sonderflüge ein.

Für jeden Sonderflug nach Tel Aviv habe die Flugbetriebsleitung etwa neben einer Reservecrew auch "jeweils zwei Flugzeuge bereitgestellt" - und bewusst auf einen Einsatz von Großraumgerät verzichtet.

Die Flüge wurden mit Airbus A321 gestemmt, die Swiss auch im Linienverkehr nach Tel Aviv einsetzt. "Die Bodencrew in Tel Aviv kennt diese Maschine aus dem Alltag und kann sie routiniert abfertigen", sagte Buchhofer. Ziel sei gewesen, dass sich jedes Flugzeug "möglichst kurz im Luftraum und am Boden in Tel Aviv aufhält".

Die Piloten flogen Tel Aviv auf "variabel" vorgegebenen Routen von Norden her an und waren laut Buchhofer zudem auf eine mögliche Störung der Höhenmesser durch das israelische Raketenabwehrsystem Iron Dome vorbereitet.

"Mehr Sicherheitsmarge"

Die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte den Einsatz von Liniencrews und -flugzeugen für Evakuierungsflüge kritisiert. "Das Risikopotenzial von militärischen Konflikten für die zivile Luftfahrt ist nur sehr schwer zu beurteilen und darf nicht unterschätzt werden", erklärte der Berufsverband.

"Wir veranlassen solche Flüge nicht auf gut Glück", sagte Buchhofer der "NZZ". "Anders als im Militär, wo auch einmal an eine Grenze gegangen wird, bauen wir in der zivilen Luftfahrt viel mehr Sicherheitsmarge ein." Die Lufthansa Group hat die Aussetzung der Linien nach Tel Aviv inzwischen bis 30. November verlängert.
© aero.de | 30.10.2023 10:46

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Beitrag vom 31.10.2023 - 16:49 Uhr
Die 12 777-300 sind alle auf der Langstrecke eingeplant, bei den total 26 Maschinen der A320/321 Flotte können einfacher Flugzeuge abgezogen werden. Hätte man 777-300 eingesetzt, wäre wohl eine oder mehrere Langstreckenflüge betroffen gewesen. Ein Ausfall einer 321 aus irgendwelchen Gründen ist in der Flotte der Swiss sicherlich eher zu verkraften.
Beitrag vom 30.10.2023 - 16:59 Uhr
Swiss hat doch bereits in der Vergangenheit 777 nach Tel Aviv im regulären Dienst eingesetzt, oder irre ich mich? Da dürften die Bodenprozesse doch bekannt sein, zumal auch El Al mehrere 777 in TLV stationiert hat. Die Abfertigungsprozessse allein scheinen mir zumindest kein besonders guter Grund gegen eine größere Maschine zu sein, die man bspw. auch vor Ort nicht hätte betanken müssen.

Soweit ich weiss, nicht. Früher flogen viel A330 und ab und zu A340 nach TLV. Dies wurde aber schon lange auf Narrowbody umgestellt.

Ich vermute, dass da noch viel viel mehr Überlegungen dahinterstecken: Mehr Crew-Member = höheres Risiko, längerer Turnaround = höheres Risiko, bei eventuellem technischem Problem = B777 viel schwieriger zu reparieren, als ein A321, Versicherung: massiv (!) grösseres Flugzeug = massiv höhere Spezialversicherung für den Einsatz in ein offizielles Kriegsbebiet, höhere Kosten werden nicht vom Ministerium getragen, u.s.w.

Im "Notfall" hätte man den NEO vermutlich auch nicht betanken müssen und wäre sicher bis mindestens Larnaka oder Athen gekommen. Der A321NEO ist ein beeindruckendes Gerät!

Ich denke, die Leute in Zürich haben sich schon gut überlegt, warum dieser Einsatz so abgeflogen wurde und nicht anders... ;-)
Beitrag vom 30.10.2023 - 11:37 Uhr
Swiss hat doch bereits in der Vergangenheit 777 nach Tel Aviv im regulären Dienst eingesetzt, oder irre ich mich? Da dürften die Bodenprozesse doch bekannt sein, zumal auch El Al mehrere 777 in TLV stationiert hat. Die Abfertigungsprozessse allein scheinen mir zumindest kein besonders guter Grund gegen eine größere Maschine zu sein, die man bspw. auch vor Ort nicht hätte betanken müssen.


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