Mittwoch
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Verdi ruft Bodenpersonal der Lufthansa zu Warnstreik auf

Lufthansa Airbus A380
Lufthansa Airbus A380, © Lufthansa

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FRANKFURT - Die Lufthansa und ihre Kunden stehen vor der nächsten Streikwelle mit zahlreichen Flugausfällen und Verspätungen. Für diesen Mittwoch (7. Februar) hat die Gewerkschaft Verdi das Bodenpersonal mehrerer Lufthansa-Gesellschaften einschließlich der Technik zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.

Das Unternehmen wollte am Montag einen Ersatzflugplan erarbeiten und rechnet mit mehr als 100.000 betroffenen Passagieren. Details sollten im Laufe des Montags veröffentlicht werden.

Bestreikt werden am Mittwoch die Lufthansa-Standorte Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf, wie Verdi ankündigte. "Wir gehen davon aus, dass 80, 90 Prozent des Lufthansaprogramms und das der Töchter eingestellt wird", sagte ein Verdi-Sprecher am Morgen.

Allein am Flughafen München sind für Mittwoch rund 400 Flüge der Lufthansa geplant. Beginnen soll der Warnstreik am Mittwoch um 4.00 Uhr morgens und bis Donnerstag um 7.10 Uhr andauern.

Bei der kleineren Lufthansa-Ferienflugtochter Discover Airlines zeigte ein Streik der Piloten schon vorher Wirkung: Am Montag, dem zweiten Streiktag, waren in Frankfurt nur zwei von ursprünglich zwölf geplanten Abflügen möglich, wie aus dem Online-Abflugplan des Flughafens hervorging.

Neun Flüge waren gestrichen und eine Verbindung nach Windhoek in Namibia wurde auf Dienstag verspätet. Auch am Sonntag waren 10 von 16 geplanten Abflügen des Ferienfliegers gestrichen worden. Die von München aus geplanten Discover-Flüge im Auftrag der Muttergesellschaft Lufthansa sollten von dieser selbst angeboten werden.

Laut Verdi werden am Mittwoch ausschließlich Lufthansa-Gesellschaften mit zusammen rund 25.000 Beschäftigten bestreikt. Im Einzelnen wurden genannt: Deutsche Lufthansa, Lufthansa Technik, Lufthansa Cargo, Lufthansa Technik Logistik Services sowie Lufthansa Engineering and Operational Services.

Insbesondere in München und Frankfurt könne es dazu kommen, dass streikendes Schalterpersonal der Lufthansa auch für Kunden anderer Konzerngesellschaften wie Swiss oder Austrian nicht zur Verfügung steht. Die Technik wartet auch Maschinen anderer LH-Konzerngesellschaften, und die in Düsseldorf bestreikte Gesellschaft Lufthansa-Leos agiert auch als Bodenverkehrsdienstleister anderer Gesellschaften. Lufthansa geht von 20 000 Beschäftigten aus, während Verdi die außertariflichen Kräfte mitzählt.

"Völlig unverständlich"

Das Unternehmen kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft: "Noch vor Beginn der eigentlichen Verhandlungen ist der Streik auch in Länge und Ausmaß völlig unverständlich", hieß es. Der Warnstreik belaste Gäste und Mitarbeitende unverhältnismäßig, meinte Personalvorstand Michael Niggemann.

Er verwies auf das aktuelle Angebot, das unter anderem Erhöhungen von Vergütung und Zusatzleistungen von insgesamt über 13 Prozent in den nächsten drei Jahren sowie eine signifikante Inflationsausgleichsprämie beinhalte.

Verdi will mit dem Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Das Angebot in der zweiten Verhandlungsrunde wurde von der Gewerkschaft zurückgewiesen. Knackpunkte waren laut Verdi etwa die als zu niedrig empfundenen Erhöhungsschritte und die 36-monatige Laufzeit.

"Dieser Streik wäre unnötig, wenn Lufthansa den Bodenbeschäftigten die gleichen Erhöhungen zugestehen würde wie anderen Beschäftigtengruppen im Konzern", sagte Verdis Verhandlungsführer Marvin Reschinsky laut Mitteilung. Auch für einen besseren Service gegenüber den Fluggästen seien bessere Arbeitsbedingungen des Personals nötig. "Sollte die Lufthansa das nach diesem ersten Warnstreik nicht einsehen, dann sind die Beschäftigten auch zu längeren Streiks bereit."

Im laufenden Tarifkonflikt fordert Verdi 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem soll es eine konzernweit einheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro geben. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 12. Februar in Frankfurt am Main geplant. Drei weitere Runden sind laut Verdi vereinbart.

Weitere Tarifbaustellen

Im Lufthansa-Konzern ist neben der Tochter Discover auch die jüngste Tochter City Airlines für die verschiedenen Berufsgruppen untarifiert, sodass dort weitere Konflikte drohen. Bei der Stammgesellschaft Lufthansa hat auch die Kabinengewerkschaft Ufo bereits mit Warnstreik gedroht.

Die Flughäfen sind derzeit häufiger Schauplatz von Arbeitskämpfen. Erst in der vergangenen Woche hatte Verdi einen Warnstreik der Luftsicherheitskräfte an mehreren Flughäfen organisiert. Hier fielen laut Flughafenverband ADV rund 1100 Flüge aus und 200.000 Passagiere mussten umplanen.

ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel kritisierte das Vorgehen scharf: "Die Auseinandersetzung wird erneut auf dem Rücken Unbeteiligter ausgetragen. Der ohnehin durch hemmende Regulierungen benachteiligte Luftverkehrsstandort Deutschland nimmt Schaden. Reisende werden zum Spielball."
© dpa, aero.de | Abb.: Lufthansa | 05.02.2024 05:50

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Beitrag vom 06.02.2024 - 13:36 Uhr
... dann ist die Friedenspflicht weg und Streiks sind möglich.
Eben, ohne dem kein Druckmittel. Oder meinst die AG geben was freiwillig?

Wenn man sich die tarifierten deutschen Firmen zB im Automobil- und Elektrobereich so anschaut, ist Streik dort eine recht seltene Ausnahmeerscheinung.
Viele andere Firmenleitungen und Gewerkschaften sind also offenbar in der Lage und willens, Tarifverhandlungen zu führen, ohne in den Bereich von Streiks zu eskalieren.

Für die VC gibt es da wenig Vergleiche. Aber Verdi zB schafft es bei anderen Firmen regelmäßig, auch ohne Streik Abschlüsse zu erzielen.

Komischerweise finden wir hauptsächlich dort viele Streiks, wo viele Spartengewerkschaften am Werk sind und um Mitglieder buhlen. Automobil, Elektro, Chemie... in der Regel gibt es da eine aktive Gewerkschaft. Wenn man sich mit der einigt, weiß man, was man hat. Wenn man sich mit einer Spartengewerkschaft einigt, sieht man ja, was kommt, dann gibt es Quervergleiche, den Druck ein besseres Angebot raushauen zu müssen etc etc.

Jetzt könnte man natürlich nochmal darüber diskutieren, was genau der Grund für die vielen Streiks bei Bahn, Fluggesellschaften etc. sind und ob es da nicht doch auch einfach um die Macht geht und nicht nur um das Interesse der Mitglieder (auch wenn die natürlich am Ende von einer größeren Macht auch profitieren).

Das Thema ist in meinen Augen das dort auch oft Gewerkschafter ihre Hahnenkämpfe austragen.

Und das muss man VC vorwerfen, sie war es die Spartengewerkschaften mit eigenen Tarifabschlüssen etabliert hat und damit lange Zeit enorme Tarifabschlüsse für ihre Mitglieder erreicht hat.
Nicht umsonst sind Piloten einer der best bezahltersten Berufsgruppen.

Bei der Bahn hat man ja die Lokführer und dort sind auch 2 Gewerkschaften am Werk. GDL und EVG, beide sind sich wohl spinnefeind.

Mit den grossen Gewerkschaften Verdi und IG Metall ist es scheinbar einfacher,
aber gerade bei der LH hat man mittlerweile schon enorm viel Streik.

Verdi, UFO, VC - und auf der anderen Seite das Spiel des LH Managements mit zig Gesellschaften und AOCs.

Kein wunder das es ständig irgendwo kracht.
Aber betroffen sind sie halt auch wenn Lotsen, Sicherheitspersonal etc. streikt.

Und die Frage ist schon, wie weit darf sich eine Gewerkschaft in Unternehmensentscheidungen einmischen?
Denn gerade diese Story mit City Line 2.0, etc. - das ist schon relativ klar gegen die Angestellten gerichtet.
Beitrag vom 06.02.2024 - 11:14 Uhr
Naja, CS hat ja mehrere Baustellen. Und die guten Buchungszahlen, sind ja zu einem nicht unerheblichen Teil ein Nach-Corona Effekt, der auch irgendwann abebbt. Bin gespannt, wie die Paxe die Allegris annehmen, CS hat sie ja als die dann weltweit beste C angekündigt, spätestens dann sollte man auch FBs haben, die eine 5Star Motivation haben. Nur dann hat CS sein 5Star Produkt - und ganz ehrlich, dass wünschen wir ihm und uns doch alle am meisten!

Die C oder generell das Bordprodukt von LH ist heute ja schon nicht spitze, wird aber trotzdem angenommen. Auch schon vor Corona. Und auch zu gar nicht so schlechten Preisen. Also warum sollte sich das mit Allegris ändern? Was Spohr gesagt hat, wird vielleicht von der PResse oder einigen selbsternannten Testern zerrissen, das war's dann aber auch schon. Man wird nicht bei einer Emirates, Qatar und CO mithalten können, dafür sind die Rahmenbedingungen zu unterschiedlich. Wenn man mit Allegris ein Upgrade zum heutigen Produkt schafft, dann sind viele PAX glücklich und da sehe ich nicht, dass das was ändern wird an Auslastung und Co.

Man hört ja immer wieder von diesem Unmotiviertem PErsonal bei der LH(-Group). Komischerweise habe ich das noch nie so festgestellt. Wenn man mal generell unsere Deutsche Art mit einberechnet, empfand ich bisher tatsächlich keinen meiner Flüge mit einer LH Airline so, dass ich sage: "Oh Gott, man hat dem Personal richtig angemerkt, wie unglücklich es ist und wie unmotiviert sie das macht".
Deutsche sind aber generell weniger Serviceorientiert als andere Länder. Vielleicht mag ich es auch einfach so lieber, als diese aufgesetzte Freundlichkeit, die man da in anderen Ländern und damit anderen Airlines sieht.
Beitrag vom 06.02.2024 - 10:53 Uhr
Naja, wie immer gibt es mehrere Blickwinkel.
Zum Thema Streik: Die deutsche Art zu streiken hat immer noch sehr wenig mit Italien oder Frankreich zu tun.
Was ich immer spannend finde - für die Pilotenstreiks hat immer jeder Verständnis, obwohl das die Berufsgruppe ist, die egal ob LH, Eurowings, Discover, Cityline oder City, IMMER deutlich mehr verdient als alle anderen Gruppen am Airport.

Finden Sie das wirklich? Ich habe eher das Gefühl, dass gerade für Pilotenstreiks sehr wenig Verständnis aufgebracht wird, gerade weil das allgemeine Meinungsbild immer mehr wird, dass die eh einen Haufen Geld verdienen und eigentlich nichts mehr tun, weil ja der Computer fliegt.
also so wirklich viel Verständnis sehe ich da eher nicht.
Klar, sagen viele... die schon wieder, die verdienen doch eh schon so viel. Nachdem VC aber ein ziemlich gutes Verhandlungsteam zu haben scheint, geht es immer relativ lautlos und schnell.
Ich meinte aber auch die Verhandlungsposition innerhalb der Unternehmen. VC und LH haben den letzten TV ja ohne Streik und ohne großen Lärm abgeschlossen. Insofern kann man sagen, dass es beim Cockpit am einfachsten geht.


Was mich tatsächlich stört, sind zwei Sachen:

- LH wusste ja ganz genau, dass Ende 23/Anfang 24 mehrere Tarifverhandlungen anstehen. Ein ganz gewagter Ansatz... Man hätte ja auch für alle Gruppen (Cockpit, Kabine, Boden) zeitgleich ein Angebot vorlegen können, dass hätte alleine schon durch die bessere Vergleichbarkeit für ein ganz anderes Gerechtigkeitsgefühl innerhalb des Konzerns geführt, wäre in Summe sicherlich günstiger gewesen und hätte LH und den Paxen die nervigen Streiktage erspart und für eine bessere Planbarkeit gesorgt.

Und Sie glauben, dass das wirklich was geändert hätte? Jede Gewerkschaft verhandelt für sich, jede will einen besseren Abschluss haben als die andere um das Maximum für die eigenen Mitglieder rauszuholen. Warum hätte es da nach Ihrer Meinung keine Streiks gegeben?

Mir ist schon klar, dass es auf diese Art sicherlich nie zu einer Entscheidung kommen kann - ABER LH wusste, was auf sie zukommt. Sie hätte hinter den Kulissen und vor Ablauf der Friedenspflicht schon verhandeln können und subjektive Ungerechtigkeiten auf diese Weise eher ausbügeln können.
Vielleicht hätte dieser Ansatz ja auch Zufriedenheit und Vertrauen gebracht, manchmal kann ja auch ein neuer und unkonventioneller Weg schneller zum Ziel führen. Ich glaube, jeder will einen Abschluss der nicht substantiell schlechter ist, trifft es eher. Aber Sie haben schon recht, manch eine Gewerkschaft sieht das sicherlich anders...

Wenn sich jetzt alle nochmal zusammensetzen, sich Ihrer Verantwortung gegenüber Personal und Unternehmen bewusst sind, sollte ein akzeptabler Abschluss für Boden und Kabine auch ohne weitere Streits möglich sein. Aber C. Spohr sollte weiß ganz genau welcher Gegenwind auf ihn zukommt, wenn er hier nicht schnell für eine Lösung sorgt. Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre haben auch nur begrenzt Verständnis...

Da bin ich mir gar nicht so sicher, ob dieses Bild, was hier viele haben, wirklich so zutrifft. Mitarbeiter sind unzufrieden. Ja mein Gott, dann sollen sie streiken, machen sie ja eh schon. Vielleicht gehen welche, ja, kann passieren, aber irgendwie schafft es die LH ja trotzdem auch für die ganzen neuen Projekte immer wieder MItarbeiter zu finden. Ja, vielleicht nicht genug, aber es gibt heute kaum noch ein Unternehmen, dass genug Mitarbeiter findet. Das ist kein LH Problem, sondern ein Problem unseres Arbeitsmarktes.
Der Aktionär stört sich da ganz offensichtlich auch nicht dran. C.S. hat schon viele Arbeitskämpfe geführt und er ist immer noch CEO. An anderer Stelle wurde ja schon einmal draufhingewiesen: selbst ein paar Tage Streik, sind am Ende günstiger als direkt jede Forderung anzunehmen. Der Streik kostet einmalig, die gestiegenen Lohnkosten bzw. Produktionskosten langfristig. Warum sollte da der Aktionär also groß Druck machen auf Spohr eine schnelle (teure) Lösung zu finden?
Und selbst beim Kunden kann man sagen: Ja, es wird sicherlich Kunden geben, die das stört. Aber sehen die wirklich alle die Schuld bei Spohr? Oder viele doch auch eher bei den Gewerkschaften?
Und die Buchungszahlen über die letzten Jahre geben der LH ja Recht, da scheint es jetzt aufgrund der vielen Streiks keine großen Abwanderungen zu geben; auch, weil es teilweise kaum Konkurrenz gibt.

Also da sollte man nicht zu viel hoffen.

Naja, CS hat ja mehrere Baustellen. Und die guten Buchungszahlen, sind ja zu einem nicht unerheblichen Teil ein Nach-Corona Effekt, der auch irgendwann abebbt. Bin gespannt, wie die Paxe die Allegris annehmen, CS hat sie ja als die dann weltweit beste C angekündigt, spätestens dann sollte man auch FBs haben, die eine 5Star Motivation haben. Nur dann hat CS sein 5Star Produkt - und ganz ehrlich, dass wünschen wir ihm und uns doch alle am meisten!


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