Boeing-Panne
Älter als 7 Tage

Keine Papiere zu Arbeiten an herausgerissenem Rumpfteil

Türblende der 737 MAX 9 von Alaska Airlines
Türblende der 737 MAX 9 von Alaska Airlines, © NTSB

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WASHINGTON - Kritik von US-Unfallermittlern wirft neue Fragen zum Qualitätsmanagement bei Boeing auf. Die Untersuchungsbehörde NTSB versuche seit Wochen vergeblich, Unterlagen zu den Arbeiten an dem Rumpfteil zu bekommen, das Anfang Januar bei einem Flug herausriss.

Das sagte NTSB-Chefin Jennifer Homendy bei einer Anhörung am Mittwoch. "Entweder es gibt sie, und wir haben sie nicht - oder sie existieren gar nicht", betonte sie. In beiden Fällen drängten sich Fragen auf.

Von Boeing hieß es dazu lediglich, wenn die Arbeit "nicht dokumentiert worden wäre, gäbe es auch keine Unterlagen, die man teilen könnte". Ein Sprecher ließ unter Verweis auf die laufende NTSB-Untersuchung die Frage unbeantwortet, ob Boeing nun Aufzeichnungen zu den Arbeitsschritten habe oder nicht.

Das Beinahe-Unglück hatte den Druck auf Boeing verstärkt, für bessere Qualitätsaufsicht in der Produktion zu sorgen. Bei dem Zwischenfall mit einer so gut wie neuen Boeing 737 MAX 9 der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines war kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpf-Fragment an der Reihe 26 herausgebrochen.

Die mehr als 170 Menschen an Bord kamen weitgehend mit dem Schrecken davon. Experten verwiesen aber darauf, dass durch einen glücklichen Zufall die beiden Sitze an dem Loch im Rumpf leer geblieben waren.

Die NTSB geht nach ersten Untersuchungen davon aus, dass vier Befestigungsbolzen an dem Rumpfteil gänzlich fehlten. Es gebe Hinweise darauf, dass das Fragment immer weiter gerutscht sei, bis es dann beim 154. Flug herausbrach, sagte Homendy in der Anhörung im US-Senat.

An der Stelle haben Varianten der 737-9 Max mit mehr Sitzen einen Notausgang - bei der Alaska-Maschinen gab es statt einer Tür aber eine Abdeckung der Öffnung als Rumpf-Element. Erste Ermittlungen zeigten, dass im Werk in Renton an dem Teil gearbeitet worden sei.

Die NTSB komme aber nicht an Details heran, beklagte sich Homendy in der Anhörung. "Wir denken, dass wir wissen, an welchen Tagen die Arbeit durchgeführt wurde" - aber nur, weil die Ermittler Informationen aus Bildern und E-Mails zusammengepuzzelt hätten.

"Absurd"

Auch wisse die Behörde zwar, dass es in Renton ein Team aus 25 Leuten mit einem eigenen Manager gebe, das für Türen zuständig sei. Doch der Manager sei krankgeschrieben und man habe von Boeing nicht die Namen der 25 Mitarbeiter bekommen, um sie zu befragen.

"Es ist absurd, dass wir das nach zwei Monaten nicht haben", kritisierte Homendy. "Wir haben nun nach einer jüngsten Nachfrage die volle Liste der Personen in dem für Türen zuständigen Team zur Verfügung gestellt", teilte ein Sprecher wenige Stunden nach der Anhörung mit.
© dpa-AFX | Abb.: NTSB | 07.03.2024 06:51

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Beitrag vom 07.03.2024 - 18:11 Uhr
Eigene Ingenieure der Fluggesellschaften am Boeing Band würde ich unter Security Theater für die Kunden verbuchen: Seht her, wir tun doch was...

Nun ja, es gibt auch Fehlbuchungen.
Beitrag vom 07.03.2024 - 17:58 Uhr
Einige Fluggesellschaften haben schon seit langen ihre eigenen Ingenieure am Band bei Boeing.

Was den Rückgang der Boeing Qualität aber offensichtlich genausowenig aufgehalten hat wie es die Kooperationsbereitschaft mit den laufenden Untersuchungen steigert.

Eigene Ingenieure der Fluggesellschaften am Boeing Band würde ich unter Security Theater für die Kunden verbuchen: Seht her, wir tun doch was...

Airbus hat noch nicht ausreichend Kapazität, um alle Anfragen zu bedienen. Wer Flugzeuge benötigt, muss auch bei Boeing kaufen.

Oder etwas weniger fliegen, oder Bestandsmodelle länger betreiben oder gebraucht kaufen, oder ...
Das setze ich mich ja lieber in einen 30 Jahre alten A300 als in eine brandneue MAX.

Dieser Beitrag wurde am 07.03.2024 18:07 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.03.2024 - 10:46 Uhr
Warum kaufen bzw. akzeptieren Fluggesellschaften wie eine Lufthansa denn noch Boeing Flugzeuge?

Die Preise dürften da aktuell recht verlockend sein.
Und wenn die FAA/EASA eine Zulassung erteilt bzw. nicht entzieht ist man als Airline ja auch juristisch nicht für eventuelle Abstürze verantwortlich.
Die von Boeing Produkten ausgehenden Gefahren sind also bei einer rein kommerziellen Betrachtungsweise wohl weniger ein Problem.

Genau darauf wollte ich hinaus. Ob Behörde, Hersteller oder Fluglinie. Am Ende geht das nationale oder wirtschaftliche Interesse vor Sicherheit.


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