Flugzeugbau
Älter als 7 Tage
Boeing stoppt Testflüge der 777-9
SEATTLE - Boeing hat ein neues Problem: Der Flugzeugbauer setzt Testflüge des bereits um Jahre verspäteten Modells 777X nach Schäden an der Verbindung zwischen Triebwerk und Flügeln aus. Bei einer planmäßigen Inspektion sei festgestellt worden, dass ein Bauteil sich "nicht wie vorgesehen verhalten habe", teilte der Konzern mit.
Die Branchen-Website "The Air Current" hatte zuvor berichtet, bei einem der Testflugzeuge des Typs 777-9 sei eines der Verbindungselemente zwischen Triebwerk und Tragfläche unterbrochen gewesen. Davor habe die Maschine einen über fünfstündigen Flug aus Hawaii absolviert.
Bei weiteren 777-9-Maschinen der Testflotte seien Risse an dem Bauteil festgestellt worden, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.
Boeing ging auf diese Details nicht ein - betonte aber, dass in nächster Zeit ohnehin keine Flüge mit den anderen Testmaschinen geplant gewesen seien. Das betroffene Bauteil werde nur in der 777-9 verwendet. Die US-Luftverkehrsaufsicht FAA sei unterrichtet worden.
Boeing hatte die 777X als Nachfolgemodell des viel benutzten Typs 777 bereits 2013 vorgestellt - ursprünglich sollte sie 2020 in Dienst gehen. Zuletzt verschob Boeing den Termin auf 2025. Die 777-9 ist als größere Variante des Flugzeugs gedacht. Boeing wartet aktuell auch auf die Zulassung neuer Varianten seines Mittelstrecken-Jets 737 Max.
Überprüfung von 787-PilotensitzenNahezu zeitgleich mit Bekanntwerden der 777X-Probleme ordnete die FAA eine Überprüfung der Pilotensitze bei Maschinen des Typs 787 Dreamliner an. Auslöser für ihre Untersuchung war ein Zwischenfall im März, bei dem ein Pilot von seinem Sitz ins Steuer geschubst wurde und dies einen rapiden Sinkflug auslöste. Mehrere Menschen an Bord wurden verletzt.
Danach habe Boeing viele weitere Zwischenfälle mit unkontrollierten Bewegungen der Pilotensitze gemeldet, teilte die FAA mit. Zumindest bei zwei davon sei die Abnutzung von Bauteilen der Sitze als Grund festgestellt worden. Die Überprüfung werde angeordnet, weil es das Problem auch in anderen Flugzeugen des Typs geben könnte.
© dpa-AFX | Abb.: Boeing | 20.08.2024 05:26
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Beitrag vom 21.08.2024 - 21:49 Uhr
Unzweifelhaft ist, daß die strukturelle Belastung im Test ein ganzes Stück über dem liegt, wofür der Flieger eigentlich gebaut wurde.
Nein. Das gilt nur für die statischen Belastungstests am Boden. Testpiloten sind keine Selbstmörder.
@MHalblaut
Das ist nicht ganz richtig, denn es werden Manöver geflogen, die außerhalb der anvisierten Performance Parameter des zugelassenen Baumusters liegen.
Es werden Höchst- und Mindestgeschwindigkeiten über- bzw. unerschritten und man fliegt bewußt in Gewitter... aber natürlich sind Testpiloten keine Selbstmörder, daher ja auch Fallschirme und eine extra Rutsche vom Cockpit direkt raus durch die Bugladeklappe - eine extra "Flight Test Installation" (die wird aber vor dem Verkauf wieder ausgebaut^^).
Man kann fast sagen, dass alle Extremsituationen geflogen werden, die das Flugzeug aushalten soll, aber nicht zu einem Totalverlust führen, wie bspw. Ditching oder landen ohne Fahrwerk - mal ein Triebwerk im Flug abstellen ist hingegen kein Problem, soll man aber sonst auch nicht ohne Grund machen.
Will nicht klugscheißern, aber ich hatte mal die Ehre einen Testpiloten kennenzulernen und vor allem die Ehrfurcht wahrzunehmen, mit der ihm das Umfeld begegnete. Wenn so jemand der Papst ist, sind die normalen Berufspiloten, bei allem Respekt, Messdiener... und das wusste der auch, ROFL.
Gruß, 25.1309
Dieser Beitrag wurde am 22.08.2024 00:18 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 21.08.2024 - 11:00 Uhr
Mir ist durchaus bekannt, daß in der Testphase nicht täglich Loopings geflogen werden. Wenn man Grenzbereiche erfliegt, überschreitet man diese Grenzen zwangsläufig.
Nochmals extrem langsam erklärt: es werden aerodynamische Grenzbereiche erflogen aber es wird nicht die Stabilität der Konstruktion als solche im Flug getestet. Wenn die Konstruktion bei den Testflügen Mängel aufweist, dann hat da jemand vorher gehörig geschlampt. Warum ist das nicht bei den statischen Tests aufgefallen?
Unzweifelhaft ist, daß die strukturelle Belastung im Test ein ganzes Stück über dem liegt, wofür der Flieger eigentlich gebaut wurde.
Nein. Das gilt nur für die statischen Belastungstests am Boden. Testpiloten sind keine Selbstmörder.
Natürlich kann man die Prototypen NACH Abschluß der Tests auch an Kunden verkaufen. Nach erfolgter Zulassung haben auch die Prototypen nachgewiesen, daß sie "save" sind.
Bei der 787 hat Boeing die ersten 20 Flugzeuge verschrottet oder gleich ins MBA-Museum gestellt.
Naja, die dynamischen Belastungen eines Triebwerks im Betrieb wird man wohl nicht ganz statisch testen können.
Ich möchte daran erinneren, das beim A380 Risse in den Flügelholmen aufgetaucht sind - im Betrieb.
Nachdem es ein Titan Bauteil ist, muss man sich halt fragen ob es ebenso von den Qualitätsproblemen bei Titan betroffen ist.
Gebrochen und andere mit Rissen klingt jedenfalls nicht gut.
Die werden der Sache auf den Grund gehen, aber es wird Zeit kosten. Und es ist halt irgendwann mal der Punkt erreicht, wo man sich fragt: Was denn noch alles?
Beitrag vom 21.08.2024 - 09:44 Uhr
Bei der 787 hat Boeing die ersten 20 Flugzeuge verschrottet oder gleich ins MBA-Museum gestellt.
Nunja... Verschrottet wurde Testmaschnine Nr. 5. Die Nummern 1-4 stehen tatsächlich in Museen oder sind eingemottet. Testflieger Nr. 6 fliegt für eine Regierung.
Von den ersten Serienmaschinen (Line Nr. 7-20) ist eine einzige verschrottet (Nr. 17), drei weitere werden aktuell als "stored" gelistet. Mithin sind 12 der ersten 20 Flugzeuge im täglichen Linieneinsatz.
Hat nichts mit dem Thema zu tun, und es ist auch unstrittig, dass die ersten 787 neben den Verspätungen massiv Übergewicht hatten. Aber ich reagiere einfach allergisch auf substanzlose Polemik.
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Nein. Das gilt nur für die statischen Belastungstests am Boden. Testpiloten sind keine Selbstmörder.
@MHalblaut
Das ist nicht ganz richtig, denn es werden Manöver geflogen, die außerhalb der anvisierten Performance Parameter des zugelassenen Baumusters liegen.
Es werden Höchst- und Mindestgeschwindigkeiten über- bzw. unerschritten und man fliegt bewußt in Gewitter... aber natürlich sind Testpiloten keine Selbstmörder, daher ja auch Fallschirme und eine extra Rutsche vom Cockpit direkt raus durch die Bugladeklappe - eine extra "Flight Test Installation" (die wird aber vor dem Verkauf wieder ausgebaut^^).
Man kann fast sagen, dass alle Extremsituationen geflogen werden, die das Flugzeug aushalten soll, aber nicht zu einem Totalverlust führen, wie bspw. Ditching oder landen ohne Fahrwerk - mal ein Triebwerk im Flug abstellen ist hingegen kein Problem, soll man aber sonst auch nicht ohne Grund machen.
Will nicht klugscheißern, aber ich hatte mal die Ehre einen Testpiloten kennenzulernen und vor allem die Ehrfurcht wahrzunehmen, mit der ihm das Umfeld begegnete. Wenn so jemand der Papst ist, sind die normalen Berufspiloten, bei allem Respekt, Messdiener... und das wusste der auch, ROFL.
Gruß, 25.1309
Dieser Beitrag wurde am 22.08.2024 00:18 Uhr bearbeitet.
Nochmals extrem langsam erklärt: es werden aerodynamische Grenzbereiche erflogen aber es wird nicht die Stabilität der Konstruktion als solche im Flug getestet. Wenn die Konstruktion bei den Testflügen Mängel aufweist, dann hat da jemand vorher gehörig geschlampt. Warum ist das nicht bei den statischen Tests aufgefallen?
Unzweifelhaft ist, daß die strukturelle Belastung im Test ein ganzes Stück über dem liegt, wofür der Flieger eigentlich gebaut wurde.
Nein. Das gilt nur für die statischen Belastungstests am Boden. Testpiloten sind keine Selbstmörder.
Natürlich kann man die Prototypen NACH Abschluß der Tests auch an Kunden verkaufen. Nach erfolgter Zulassung haben auch die Prototypen nachgewiesen, daß sie "save" sind.
Bei der 787 hat Boeing die ersten 20 Flugzeuge verschrottet oder gleich ins MBA-Museum gestellt.
Naja, die dynamischen Belastungen eines Triebwerks im Betrieb wird man wohl nicht ganz statisch testen können.
Ich möchte daran erinneren, das beim A380 Risse in den Flügelholmen aufgetaucht sind - im Betrieb.
Nachdem es ein Titan Bauteil ist, muss man sich halt fragen ob es ebenso von den Qualitätsproblemen bei Titan betroffen ist.
Gebrochen und andere mit Rissen klingt jedenfalls nicht gut.
Die werden der Sache auf den Grund gehen, aber es wird Zeit kosten. Und es ist halt irgendwann mal der Punkt erreicht, wo man sich fragt: Was denn noch alles?
Nunja... Verschrottet wurde Testmaschnine Nr. 5. Die Nummern 1-4 stehen tatsächlich in Museen oder sind eingemottet. Testflieger Nr. 6 fliegt für eine Regierung.
Von den ersten Serienmaschinen (Line Nr. 7-20) ist eine einzige verschrottet (Nr. 17), drei weitere werden aktuell als "stored" gelistet. Mithin sind 12 der ersten 20 Flugzeuge im täglichen Linieneinsatz.
Hat nichts mit dem Thema zu tun, und es ist auch unstrittig, dass die ersten 787 neben den Verspätungen massiv Übergewicht hatten. Aber ich reagiere einfach allergisch auf substanzlose Polemik.