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Kontroverse um Flughafen Kassel hält an

Flughafen Kassel-Calden
Flughafen Kassel-Calden, © Kassel Airport

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KASSEL - Dauerdefizitär und schlecht ausgelastet: Seit seiner Gründung ist der Kassel Airport umstritten und bei Fluggesellschaften unpopulär. Die Klimaaktivisten der Letzten Generation wollen den Flughafen zum Zentrum einer Protestwelle machen - sie fordern einen Subventionsstopp.

Der Kassel Airport im nordhessischen Calden bleibt ein Zankapfel. Die Klimagruppe Letzte Generation will mit Aktionen in den kommenden Wochen in Kassel gegen den Flughafen im nordhessischen Calden demonstrieren. Die Umweltaktivisten fordern ein Ende der Subventionen für den Regionalflughafen.

Bereits am vergangenen Wochenende hatten Demonstranten die Fassade des Terminals mit einer Parole beschmiert.

Der Flughafen im Landkreis Kassel mache jährlich Millionenverluste und werde mit Steuergeldern künstlich am Leben erhalten, lautet die Kritik. Er sei der "irrsinnigste Flughafen Deutschlands". Aus diesem Grund fordern die Aktivisten von Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne) als stellvertretendem Vorsitzenden des Flughafen-Aufsichtsrats, dass keine weiteren Steuergelder in den Airport fließen.

Seit seiner Eröffnung vor einem guten Jahrzehnt schreibt der Flughafen im Landkreis Kassel rote Zahlen. Im Jahr 2023 betrug das Defizit nach Angaben des hessischen Verkehrsministeriums 4,98 Millionen Euro. Größter Anteilseigner des Airports ist mit 68 Prozent das Land Hessen. Weitere Gesellschafter sind die Stadt und der Kreis Kassel mit je 14,5 Prozent. Die Gemeinde Calden hält 3 Prozent.

Von November bis Januar keine regelmäßigen Flugverbindungen

Zuletzt mehrten sich die schlechten Nachrichten: Die Fluggesellschaft Sundair gab die Stationierung eines Flugzeugs an dem Regionalflughafen für den Sommerflugplan 2024 auf. Damit verlor der Flughafen die einzige fest stationierte Maschine.

Überdies wird es in diesem Winterflugplan von November bis Januar keine durchgehend regelmäßigen Flugverbindungen geben.

Wie der Kassel Airport mitteilte, gibt es im November einen Flug nach Madeira und im Dezember und Januar Flüge nach Finnland und Norwegen. Geplant seien zudem Sonderreisen nach Madeira, Sizilien, Rom, die Liparischen Inseln und Barcelona.

Erst ab Februar sind demnach wöchentliche Flüge nach Gran Canaria geplant, ab April soll zweimal wöchentlich Antalya angeflogen werden.

"Der Markt ist aktuell herausfordernd" erläuterte eine Sprecherin des Flughafens die Gründe. Es gebe limitierende Faktoren wie die Verfügbarkeit von Flugzeugen und Personal bei den Airlines. "Es wird ökonomisch sehr genau abgewogen, welche Strecken angeboten werden können und die Planungen dafür sind sehr viel kurzfristiger als in den vergangenen Jahren. Unsere Vertriebsaktivitäten in diesem Bereich werden wir weiter intensivieren und uns den neuen Marktbegebenheiten anpassen."

Flughafen: Geringere Einnahmen, aber auch geringerer Aufwand

Zur wirtschaftlichen Bedeutung des ausgedünnten Angebots erklärte die Sprecherin: "Es gibt in der Zeit des Winterflugplans geringere, flugbezogene Einnahmen in Form der Flughafen-Entgelte." Dem gegenüber stehe aber auch ein geringerer flugbezogener Aufwand, da bestimmte Kosten nicht anfallen beziehungsweise sich verringern würden.

Das hessische Verkehrsministerium erklärte, dass die jüngste Entwicklung, bereits ab Anfang Februar Linienflüge nach Gran Canaria anbieten zu können, vor dem Hintergrund der Aufgabe der Sundair-Station am Flughafen Kassel positiv zu bewerten sei. "Unbestreitbar wäre es allerdings besser, wenn durchgehend regelmäßige Verbindungen angeboten würden."

Im Winter sei die Nachfrage nach touristischen Flugreisen generell geringer. "Die Zahlen des Sommerflugplans 2024 verdeutlichen, dass die Nachfrage nach touristischen Flugreisen in der Region vorhanden ist und das am Flughafen bestehende Angebot sehr gut angenommen wird." Auch die Nischenziele würden gut angenommen und lägen über dem Vorjahresniveau.

Luftfahrtexpertin hat wenig Hoffnung für Standort

Luftfahrtexpertin Yvonne Ziegler sieht dennoch wenig Perspektive für den Kassel Airport, auch unabhängig vom ausgedünnten Winterflugplan. "Es war an dem Flughafen vorher ja auch schon nicht viel los", erläuterte die Professorin für Betriebswirtschaft mit besonderem Schwerpunkt Luftverkehrsmanagement an der Frankfurt University of Applied Sciences. Wenn einmal am Tag ein Flug gehe, sei das viel zu wenig für eine Auslastung.

"Der Airport macht seit seiner Gründung Verluste, die regelmäßig die Eigentümer decken müssen." Die Entscheidung für den Standort sei eine politische gewesen, um den Standort Nordhessen zu stärken. "Sie war aber nicht richtig durchdacht." Es gebe mehrere Flughäfen in der Nähe Kassels, darunter den Frankfurter Flughafen mit guter Anbindung, erklärte Ziegler.

Sie prognostizierte zudem, dass der Regionalflughafen Schwierigkeiten haben werde, die Beihilfe-Leitlinien der Europäischen Union zu erfüllen. Die Luftverkehrsleitlinien sehen vor, dass Betriebsverluste kleinerer Regionalflughäfen unter bestimmten Voraussetzungen noch bis 2027 mit öffentlichen Mitteln gedeckt werden dürfen.

Nach dieser Frist soll die Subventionierung des laufenden Betriebs laut der Leitlinie enden. Dann müssen sich die Standorte selber tragen - oder geschlossen werden.

Aktivisten kündigen wochenlange Proteste an

"Man muss dann schon gute Gründe haben, warum ein Flughafen eine Daseinsberechtigung hat, um ihn weiter betreiben zu dürfen", erklärte Ziegler. Auch zum Kassel Airport müsse dann eine Stellungnahme dazu abgegeben werden, warum der Flughafen erhaltenswert sei und er weiter mit öffentlichen Geldern subventioniert werden solle und dürfe. "Aus meiner Sicht wird es schwierig, das zu rechtfertigen", so Ziegler.

Die Mitglieder der Letzten Generation erklärten, mit der Protestwelle "ihren Widerstand gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen ausdrücken" zu wollen. "Wir werden Kassel über mehrere Wochen zur Demokratie-Hochburg machen", hieß es. Jeden Mittwoch und Samstag soll es demnach sogenannte "ungehorsame Versammlungen" geben.

Weitere Details und ob auch auf dem Kassel Airport protestiert werden soll, ließen die Aktivsten offen. Für den 5. Oktober kündigten sie ein bundesweites Treffen mit anderen Umweltgruppen in der nordhessischen Stadt an.
© dpa | Abb.: Flughafen Kassel-Calden | 25.09.2024 06:37

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Beitrag vom 26.09.2024 - 12:46 Uhr

wer redet denn von Schließung? Abgesehen davon, dass der ganze Laden viel zu groß geraten ist, kann er zu einem Verkehrslandeplatz runtergestuft werden.

Die Umweltaktivisten fordern ein Ende der Subventionen für den Regionalflughafen.

Nach EU wäre dann 2027 ohne Hilfen das AUS. Auch die Abstufung zum Verkehrslandeplatz bringt nicht automatisch positive Zahlen, die GA ist nicht beliebig belastbar und der anspruchsvolle geschäftliche Teil verlangt IMC approaches. EDFE ist so ein Beispiel, die BuisJets weichen dann meist nach FRA aus.
Die Fliegerkneipe wurde ersetzt durch eine anspruchsvolle Schubeck SchickiMikiSpeise, mittlerweile schon einige Jahre dauerpleite. Die lokalen Cxx, PAs und Daimonds stöhnen unter den hohen Landegebühren. Fremdlander müssen sich mit dem Automaten auf Chip und Cola Niveau versorgen.
So einfach ist es nicht auch einen "nur" Verkehrslandeplatz in schwarzen Zahlen zu halten, besonders wenn diese dämliche EU dann auch noch RWY Verlängerung einfordert, wie vor Jahren geschehen.

Dieser Beitrag wurde am 26.09.2024 12:47 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 25.09.2024 - 14:35 Uhr
@mpilot:
wer redet denn von Schließung? Abgesehen davon, dass der ganze Laden viel zu groß geraten ist, kann er zu einem Verkehrslandeplatz runtergestuft werden. Dann entfallen jede Menge Kosten (ja auch und vor allem Personalkosten, weil Leute überflüssig werden, wie Towerlotse (aber die DFS sucht dringend, wenn es denn bei der Quali passt, Sicherheitspersonal, Sicherheitseinrichtungen usw.) Wenn man sich seitens der Politik für das Thema Luftverkehr ernsthaft interessieren würde und die Lücke zwischen EDDF und dem Segelfluggelände Klein Hesselohe kennen würde, hätte man schon lange in Richtung VLP investiert und so Millionen. eingespart. Für eine King Air oder C525 reichen 1.200 x 30 m und ein RNAV approach in Luftraum G mit einer RMZ völlig qus. Und ein A320 muss echt nicht an jeder Ecke landen können. das ganze luftfahrtaffine Gewerbe würde wahrscheinlich aufatmen, weil ohne den ganzen Security-Stuss jede menge Arbeitszeit u.v.m eingespart würde. Aber dazu reicht es bei unseren Kleinkönigen in den Landtagen ja nicht. Entweder O'Hare 2 oder dichtmachen. Deswegen (weil das Verständnis insgesamt so limitiert ist) läuft es gerade auch nicht gut in diesem Land.

Dieser Beitrag wurde am 25.09.2024 14:36 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 25.09.2024 - 11:59 Uhr
Die Luftverkehrsleitlinien sehen vor, dass Betriebsverluste kleinerer Regionalflughäfen unter bestimmten Voraussetzungen noch bis 2027 mit öffentlichen Mitteln gedeckt werden dürfen.

Nach dieser Frist soll die Subventionierung des laufenden Betriebs laut der Leitlinie enden. Dann müssen sich die Standorte selber tragen - oder geschlossen werden.
Das möchte ich dann mal sehen wie dies europaweit stringend durchgezogen wird. Sicher nur bei uns.

Bei der Betrachtung des Defizits sollte man die nach Schließung entstehenden Sozialkosten für die Entlassenen sowie Ausfall der Gewerbesteuer ansässiger Luftfahrtunternehmen nicht außer acht lassen. Wenn KSF schließt, müssen die auch gehen.


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