Flugzeugbau
Älter als 7 Tage

Boeing streicht jeden zehnten Arbeitsplatz

Boeing 787-10
Boeing 787-10, © Boeing

Verwandte Themen

ARLINGTON - Der kriselnde Boeing-Konzern streicht rund zehn Prozent seiner Arbeitsplätze. Boeing-Chef Kelly Ortberg nannte bei der Ankündigung keine genaue Stellenzahl - aber nach jüngsten Angaben vom Jahreswechsel hatte der Flugzeugbauer insgesamt gut 170.000 Beschäftigte.

Das Unternehmen müsse die Belegschaft an die finanzielle Realität anpassen, erklärte Ortberg. Von den weltweiten Kürzungen sollen unter anderem Management und Angestellte betroffen sein.

Bei Boeing streikt seit Mitte September die größte Gewerkschaft IAM, die rund 33.000 Arbeiter vertritt. Von der Arbeitsniederlegung ist die Boeing-Produktion rund um Seattle im Nordwesten der USA betroffen, wo unter anderem das Bestseller-Modell 737 und der Langstrecken-Jet 777 gebaut werden. Der Streik verschärft aktuell die Probleme von Boeing weiter.

Fünf Milliarden Dollar Abschreibungen


Der Konzern gab nach US-Börsenschluss am Freitag auch einen Abschreibungsbedarf von fünf Milliarden Dollar (rund 4,57 Mrd Euro) bekannt. Dabei ist die Sparte Verkehrsflugzeuge für drei Milliarden Dollar verantwortlich, der Rest entfällt auf den Bereich Verteidigung, Raumfahrt und Sicherheit.

Im Verkehrsflugzeugbereich müssen Boeings Kunden nun noch länger auf ihre bestellten Maschinen der nächsten Generation Typs 777X warten. Bei der Frachtversion soll es bis 2028 dauern. Die erste Auslieferung erwartet der Konzern jetzt erst 2026. Ortberg verwies auf den Streik sowie aktuell ausgesetzte Testflüge. Sie wurden gestoppt, nachdem bei den Testmaschinen Probleme auftraten. Die Produktion der Frachtvariante der 767 soll 2027 eingestellt werden.

Quartalsumsatz unter Analysten-Prognosen

Zudem gab Boeing vorläufige Eckdaten zum dritten Quartal bekannt. So dürfte der Umsatz bei 17,8 Milliarden Dollar liegen, das ist fast eine Milliarde weniger als bisher von Experten erwartet wurde. Der Verlust je Aktie soll knapp 10 Dollar betragen. Die ausführlichen Quartalszahlen legt Boeing am 23. Oktober vor.

Boeing hatte den streikenden Arbeitern zuletzt eine Einkommenserhöhung von 30 Prozent über die vierjährige Laufzeit des Vertrags angeboten. Nachdem die Gewerkschaft sich darauf nicht einließ, zog Boeing das Angebot zurück. Die Boeing-Arbeiter hatten im vergangenen Jahrzehnt mehrere Nullrunden akzeptiert.

Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Der Ausstand dauerte 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar.

Boeing steckt nach einer Pannenserie schon seit Jahren in der Krise. Zuletzt geriet das Qualitätsmanagement noch stärker in den Fokus, nachdem im Januar bei einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines im Steigflug ein Rumpffragment herausbrach.

Nur durch glückliche Umstände wurde niemand ernsthaft verletzt. Unfallermittler kamen zu dem Schluss, dass bei der ausgelieferten Maschine vier Befestigungselemente an dem Rumpfteil fehlten.
© dpa-AFX | Abb.: Boeing | 12.10.2024 08:28

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 14.10.2024 - 11:33 Uhr
Im Prinzip ist es kontrapoduktiv 10 % der Beschäftigten zu entlassen sondern es reicht 10 % der Gehälter zu entlassen. Damit müssten bedeutend weniger Mitarbeiter mit Fachkenntnissen entlassen werden die produktiv arbeiten. Am besten wäre es direkt unter Ortberg in der Hierarchie so lange Mitarbeiter zu entlassen, bis die Summe von 10 % erreicht sind. Denn genau diese sind für den aktuellen Zustand von Boing verantwortlich.
Beitrag vom 13.10.2024 - 19:50 Uhr
Wenn ich die Meldungen der letzten Zeit bzw. Jahre resümiere, frage ich mich wie das gehen soll. Die Meldungen über suboptimale Qualität gab es zuletzt wieder von MOL usw wie soll das funktionieren wenn noch weniger noch mehr Produzieren sollen oder hat man die Hoffnung aufgegeben in den nächsten 1 bis 3 Jahren wieder zu normalen Produktionszahlen zum kommen B737 ca. 60 Maschinen pro Monat und B787 12 Maschinen pro Monat und B777X muß erst mal zertifiziert werden.

Wenn die Reduzierung eine Anpassung der möglichen Lieferungen geschuldet ist können sich die Kunden aber freuen.
Beitrag vom 13.10.2024 - 19:22 Uhr
Wenn man jetzt seitens Boeing so viele Mitarbeiter abbauen will, sind sicherlich viele altgediente (= teure) Mitarbeiter dabei. Somit geht sicherlich weiteres technisches Know-How verloren.
Mal sehen wie sich die technische Seite in den nächsten Jahren bei Boeing entwickelt.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 11/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden