Litauen
Älter als 7 Tage

Keine Hinweise auf Manipulation bei Swiftair-Absturz

Absturzstelle
DHL-Unfall in Vilnius, © LRV, PAGD

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VILNIUS - Nach dem Absturz eines Frachtflugzeugs in Litauen vor gut zwei Wochen haben die Ermittler wichtige Fortschritte gemacht. Nach Angaben der Behörden in Vilnius gelang es, den Inhalt des Flugdatenschreibers und Stimmenrekorders der Swift-Air-Maschine zu sichern, die im Auftrag von DHL von Leipzig nach Vilnius unterwegs war.

Die Daten der beiden Geräte - jeweils auch als Black Box bezeichnet - seien im Flugschreiber- und Avioniklabor der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) erfolgreich ausgelesen worden, sagte ein Sprecher des litauischen Justizministeriums der Deutschen Presse-Agentur.

Die gewonnenen Informationen werden nun analysiert. Der Flugdatenschreiber zeichnet die Flugdaten auf, der Stimmenrekorder die Gespräche im Cockpit. Da die beiden Geräte allerdings Daten in unterschiedlichen Formaten speicherten, müssten diese technisch noch synchronisiert werden, so der Sprecher.

Auch müssten im Zuge der vollständigen Transkription der Kommunikation im Cockpit die Gespräche der Piloten übersetzt werden, da sie Spanisch miteinander geredet hätten. Die vorläufige Analyse der Daten aus beiden Flugschreibern habe bisher aber keine Anzeichen oder Hinweise auf unrechtmäßige Eingriffe in den Luftverkehr ergeben, sagte der Sprecher.

Vorläufiger Zwischenbericht vor Weihnachten?

Die Ermittler rekonstruierten demnach ein vorläufiges Bild der Flugbahn des Flugzeugs. Um den gesamten Flug und die letzten Minuten vor dem Absturz möglichst genau nachzubilden, seien allerdings noch zusätzliche Berechnungen mit Hilfe von Positions- und Flugverhaltensmodellen erforderlich, sagte der Sprecher.

Er ging davon aus, dass ein umfassender Abschlussbericht voraussichtlich erst Ende 2025 fertiggestellt sein wird. Noch vor Weihnachten könnte womöglich aber ein kurzer vorläufiger Zwischenbericht veröffentlicht werden.

Das Frachtflugzeug war am Morgen des 25. November kurz vor der geplanten Landung in der Nähe des Flughafens Vilnius in ein Wohngebiet gestürzt und am Boden zerschellt. Dabei kam eines der vier Besatzungsmitglieder ums Leben. Die Absturzursache ist noch unbekannt.

Die litauischen Behörden leiteten nach dem Absturz umfassende Ermittlungen ein und befragten nach eigenen Angaben bisher etwa 30 Menschen.

Experten und verletzte Besatzungsmitglieder wieder zu Hause

In die Ermittlungen sind auch ausländische Experten eingebunden. So waren vier Experten der BFU vor Ort an den Untersuchungen beteiligt. Sie sind nach litauischen Angaben ebenso wie die Ermittler aus Spanien und den USA wieder abgereist.

Und auch die beiden beim Absturz verletzen Besatzungsmitglieder aus Deutschland und Spanien seien zur weiteren medizinischen Behandlung in ihre Heimatländer gebracht worden. Zu ihrem Zustand gab es keine weiteren Informationen.
© dpa | Abb.: LRV, PAGD | 11.12.2024 16:47

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Beitrag vom 15.12.2024 - 23:47 Uhr
Ich wiederhole meine Einschätzung: zwei Piloten, die nicht in der Lage waren, einen vergeigten Anflug wieder einzufangen. Schlicht und ergreifend: lack of basic flying capability.

Das könnte in der Tat so gewesen sein - im Augenblick natürlich im Konjunktiv. Was es - zum Glück - bereits in den ersten Tagen nach dem Absturz erkennbar nicht war und was jetzt durch diese Stellungnahme bestätigt wird: ein Terroranschlag oder Sabotage. So gewinnt dieser Absturz zumindest keine politische Dimension.

Ich hoffe sehr, dass der Preliminary Report bereits Antwort auf diese zentrale Frage gibt: War es "Pilot Error"? Die bereits bekannten Daten zeigen, dass es ein instabiler Anflug war, der fortgesetzt wurde und dass es zudem Kommunikationsprobleme mit der ATC im Endanflug gab. Zudem existiert ein Bild von der Absturzstelle, das viral ging und das ein eingefahrenes Slat zeigt. Es wirft die Frage auf: War das eine Folge oder eine (Mit-)Ursache des Absturzes? Ich habe im Netz Beiträge von Piloten gelesen, die nachdrücklich darauf hinwiesen, dass der vorgefundene Zustand auch durch den Aufschlag beim Absturz passiert sein könne und dass das Foto daher für sich genommen kein Beweis für eine Fehlkonfiguration der Maschine darstelle. Trotzdem steht seither die Frage im Raum: Haben die Piloten die Maschine für die Landung nicht richtig konfiguriert? - Wenn ja: Warum nicht? - Wenn nein: Was ist hier sonst schief gegangen?

Die FDR-Daten sollten z.B. die Frage nach der Konfiguration der Maschine eindeutig beantworten können. Die CVR-Daten sollten zeigen, was genau da in den entscheidenden Minuten im Cockpit vor sich ging - warum man z.B. den Anflug fortgesetzt hat statt durchzustarten - und spielten die Kommunikationsprobleme dabei eine Rolle - wenn ja welche?
Wenn die FDR- und CVR-Daten vorliegen, sollten das eindeutig zu beantwortende Fragen sein.

Sollten diese Daten dann Ihre Vermutung von Pilot Error als primäre Absturzursache bestätigen (die nach den derzeit zugänglichen Informationen auch meine ist), dann würde sich (wie erwähnt und wohlgemerkt: Konjunktiv!) daraus natürlich die weitergehende Frage ergeben: Wie konnte das passieren?
War es das, was Sie geschrieben haben - ich würde es mit "Mangel an fachlicher Kompetenz" übersetzen? Ich habe verschiedentlich im Internet gelesen, dass der Kapitän 62 Jahre alt gewesen sein soll, was auf eine lange berufliche Erfahrung hindeuten würde. Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht. Aber gesetzt den Fall, er war ein sehr erfahrener Pilot: Wie nun wiederum die Erfahrung mit einer Reihe von Abstürzen zeigt, gewährleistet viel Erfahrung noch lange nicht fachliche Kompetenz. Das zeigen z.B. die Abstürze von Crossair-Flug 3597 und PIA-Flug 8303, bei denen die Kapitäne jeweils auf über 18000 Flugstunden und eine jahrzehntelange berufliche Laufbahn zurückblicken konnten und trotzdem, als es darauf ankam, eine erschreckende Inkompetenz an den Tag legten.
Oder war es eine extrem unglückliche Verkettung von Umständen (wenn ja: welchen?), die bewirkten, dass die Piloten nicht oder jedenfalls zu spät erkannten, dass sie dabei waren, die Maschine in den Boden zu fliegen?

Wie erwähnt: Es steht zu hoffen, dass der Preliminary Report hier bereits Klärung verschafft, denn diesem Bericht hier zufolge sollten die dazu nötigen Daten den Ermittlern bis dahin vorliegen.
Beitrag vom 14.12.2024 - 13:04 Uhr
"Der Flugdatenschreiber zeichnet die Flugdaten auf, der Stimmenrekorder die Gespräche im Cockpit. Da die beiden Geräte allerdings Daten in unterschiedlichen Formaten speicherten, müssten diese technisch noch synchronisiert werden"

Man wundert sich immer öfters über solch verbalen Sperrmüll. Schon Grundschüler wissen heutzutage, daß (Meß-)Daten und Sprache in unterschiedlichen Formaten gespeichert werden. Und synchronisert werden muß dank timestamps auch nichts, allenfalls bei paralleler Visualisierung beider Datenströme müssen diese ohne Verschiebung untereinander gelegt werden, und dafür werden die Auswerter ja doch wohl ein simples Abspielprogramm haben und nicht irgendwie manuell an den Daten herumpfuschen müssen.

Beitrag vom 11.12.2024 - 22:54 Uhr
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Beitragsinhalt gelöscht, siehe oben
Fly-away Moderator

Dieser Beitrag wurde am 11.12.2024 23:07 Uhr bearbeitet.


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