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Der weiße Airbus mit dem eleganten blauen Streifen und der orangen Seitenflosse ist eigentlich auf dem Flughafen von Braunschweig ein alltägliches Bild. Der A320 ist das Flaggschiff der Forschungsflotte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Doch am 21. Januar startete die ATRA genannte Maschine (Advanced Technology Research Aircraft) in einer bis dahin einzigartigen Konfiguration des ehemaligen Airliners. Am Bug prangt eine spitze, graue Nase, die Kenner aufgrund ihrer Form direkt als Bug des Eurofighters identifizieren.
Der "Nasenschmuck" der ATRA stammt aus Manching: Dort hatten Ingenieure von Airbus Defence and Space die Verkleidung entworfen und gebaut. Und sie bleibt nicht leer, denn sie soll das neue Radar des Eurofighters beherbergen. Dabei handelt es sich um das AESA-Mk1 mit elektronischer Strahlschwenkung (Active Electronically Scanned Array).
In Zusammenarbeit mit Airbus Commercial Aircraft aus Toulouse konstruierten die Techniker eine neue Bugsektion für die A320 und verstärkten die Struktur in diesem Bereich.
Testflüge mit neuem Radar
Nach der aerodynamischen Erprobung der ATRA-Modifikation folgt im zweiten Schritt die Ausstattung der Kabine mit entsprechender Testausrüstung, einschließlich einer speziellen Station für die Eurofighter-Avionik. Mit dem Airbus sind längere Flüge zur Erprobung möglich als mit einem Eurofighter als Testbed für das neue Radar.
Zudem gibt es mehr Platz für Ausrüstung und Bediener. Das AESA-Mk1 oder auch European Common Radar System (ECRS) kommt in den neuesten Eurofightern der Luftwaffe (Tranche 4/ "Quadriga"-Bestellung) und der spanischen Luftstreitkräfte (Halcón) zum Einsatz.
Erstflüge im Eurofighter
Das System soll die Fähigkeiten gegen Luft- und Bodenziele verbessern und Funktionen des elektronischen Kampfes beinhalten. Am 2. Dezember 2024 startete ein spanischer Eurofighter zum Erstflug mit dem Mk1-Radar, das von Hensoldt und Leonardo sowie Indra aus Spanien entwickelt wird.
Katzenfisch und andere Exoten
Die Installation von Kampfjet-Nasen an Verkehrsflugzeugen hat im Testbetrieb schon fast Tradition. Aktuell fliegen neben der ATRA eine ganze Reihe von entsprechenden Jets. In Großbritannien hat der Airborne Technology Demonstrator (ATD) von Qinetiq auf Basis des RJ100-Regionaljets ebenfalls einen Eurofighter-ähnlichen Bug erhalten.
Noch verunstalteter kommt die Boeing 757 mit der Kennung N757A daher. Der ehemalige Prototyp des Airliner-Twins hat nicht nur die Nase einer F-22 Raptor erhalten, sondern auch ein zusätzliches Paar Leitwerke auf dem Rumpf hinter dem Cockpit. Das hat dem Flying Testbed (FTB) den Spitznamen "Katzenfisch" eingebracht.
In Frankreich erprobt die Direction Générale de l'Armement (DGA) Avionik für die Dassault Rafale an einer modifizierten Fokker 100 - ein zweites Exemplar soll demnächst zur Flotte stoßen. Northrop Grumman hat sogar einen CRJ700-Regionaljet zweckentfremdet.
© FLUG REVUE - Patrick Hoeveler | Abb.: Airbus | 26.01.2025 07:52
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