Su-30SM im Schlepptau
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Der erste vollkommen russische Superjet hebt ab

Russifizierter Superjet beim Erstflug
Russifizierter Superjet beim Erstflug, © OAK

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KOMSOMOLSK AM AMUR - Keine Bauteile aus dem Westen: In Komsomolsk am Amur, im Fernen Osten Russlands, startete am 22. April der erste vollständig "russifizierte" Superjet SJ-100 zu seinem Jungfernflug. Geleit bekam der neue 100-Sitzer dabei von einem der besten russischen Kampfjets.

Eine Suchoi Su-30SM als "Chase Plane" - das sieht man selbst in Russland nicht so oft. Dass Militärjets sich bei Erstflügen ziviler Flugzeuge an die Seite der Neulinge gesellen und ihren Flugverlauf verfolgen, ist in Ost wie West zwar gängige Praxis. Meist kommen dafür allerdings zweisitzige Strahltrainer zum Einsatz.

In den USA übernahm 2024 beim Erstflug der Boom XB-1 zum Beispiel eine Northrop T-38 Talon die Verfolgerrolle, in Russland war die Jakowlew Jak-130 in jüngerer Zeit oft das Fluggerät der Wahl.

In Komsomolsk am Amur, wo neben dem Superjet SJ-100 auch die Top-Fighter Suchoi Su-35S und Su-57 gebaut werden, ist das ein wenig anders: Hier schlüpft eine doppelsitzige Su-30SM in der Regel in die Rolle des Verfolgungsflugzeugs.

Am Dienstag, dem 22. April, stieg in Komsomolsk wieder einmal eine Su-30SM auf, um der Premiere eines zivilen Flugzeugmusters beizuwohnen. Die Aufmerksamkeit galt dem Jakowlew Superjet SJ-100 mit der Seriennummer 97003, der an diesem Frühlingsmorgen seinen Erstflug absolvierte - als zweiter Superjet mit russischen PD-8-Triebwerken, und als erster seiner Art mit vollständig im Inland hergestellten Systemen und Komponenten, ohne verbliebene Bauteile aus dem Westen.

So zumindest sagt es der Hersteller, die russischen Flugzeugbau-Holding UAC. Insider munkeln derweil, dass Russland die ausländischen Teile nicht zu 100 Prozent durch heimische Pendants ersetzen kann. Details dazu sind allerdings nicht bekannt.

Vier statt drei Test-Superjets

In jedem Fall tritt das Programm zur "Russifizierung" des einst als Suchoi Superjet vermarkteten Regionalflugzeugs mit dem Erstflug der 97003 als russische Vollversion endgültig in die entscheidende Phase - an deren Ende noch in diesem Jahr die Zulassung für das auf links gedrehte Muster stehen soll, um im ersten Quartal 2026 die ersten Flugzeuge an russische Airlines auszuliefern.

Ob das klappt, bleibt abzuwarten. Russlands Industrie- und Handelsminister Anton Alichanow kündigte im April bei einem Besuch des Endmontagewerks in Komsomolsk bereits an, das angesetzte Testprogramm zu forcieren und um ein Flugzeug zu erweitern. Statt wie bisher geplant drei sollen nun insgesamt vier SJ-100-Prototypen die Erprobung absolvieren.

Dazu zählen der erste SJ-100-Prototyp, der mit teilweise russischen Komponenten, aber französisch-russischen SaM-146-Triebwerken der ersten Superjet-Generation fliegt, sowie drei mit PD-8-Motoren bestückte Exemplare:

Die auf neu getrimmte, schon 2018 gebaute 97012, die am 17. März mit neuen Triebwerken (und ebenfalls mit einer Su-30SM als Geleit) zum Erstflug startete, die 97003 als erste komplett "russifizierte" Maschine sowie ein weiteres Exemplar, das noch nicht fertig ist.

Erfolgreicher Erstflug

Der Jungfernflug des ersten rein russischen Superjet SJ-100 am 22. April verlief nach Herstellerangaben erfolgreich und ohne Überraschungen. Die Flugdauer habe rund 40 Minuten betragen, dabei habe die Test-Besatzung unter dem Kommando von Chefpilot Sergei Sawalkin mit dem Zweistrahler eine Flughöhe von 3.000 Metern und Geschwindigkeiten von bis zu 500 km/h erreicht.

"Am Himmel wurde die Funktion der Steuerungssysteme, der Hydraulik, der Klimaanlage sowie der Flug- und Navigationsausrüstung bei verschiedenen Geschwindigkeiten getestet", fasst UAC in einer Telegram-Meldung zusammen. Darüber hinaus habe die Crew "die gasdynamische Stabilität der PD-8-Triebwerke getestet."

Auch das Fahrwerk des neuen Flugzeugs sei während des Testflugs mehrfach ein- und ausgefahren worden.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: OAK | 25.04.2025 08:50


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