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Schweiz zweifelt Zulassung von Crew-Atemschutzmasken an

PBE mit gerissener Frontscheibe
PBE mit gerissener Frontscheibe, © SUST

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ZÜRICH - Ein Flugbegleiter verstirbt nach einem A220-Zwischenfall bei Swiss. Ermittler prüfen einen möglichen Zusammenhang mit der Verwendung einer problematischen Rauchschutzhaube. In einem anderen Fall muss sich die Schweizer Lufthansa-Tochter von einer Behörde Versäumnisse vorhalten lassen.

Luftraum über dem Ärmelkanal, 11. Juli 2023: Swiss LX18 wird das Ziel Newark an diesem Tag nicht erreichen. Wegen einer "ungewöhnlichen Geruchsentwicklung" an Bord kehrt der Airbus A330-300 nach Zürich um, landet wetterbedingt schließlich in Paris CDG.

Zu dem Zwischenfall liegt jetzt der Abschlussbericht (PDF) der Schweizer Flugunfallbehörde SUST vor. Über die Veröffentlichung berichtete zunächst das Portal "aeroTelegraph".

Die Ermittler setzten sich insbesondere mit den verwendeten Rauchschutzhauben (Personal Breathing Equipment, PBE) auseinander. Die Handhabung des PBE-Modells bereitete mehreren Flugbegleitern "erhebliche Schwierigkeiten" - beim "Auspacken, Entfalten, Aufsetzen und Aktivieren der Geräte" als auch bei der Verwendung.

Die Vakuumverpackung ließ sich teilweise nur mit einer Schere oder einem Messer öffnen. "Ein FA benötigte 3 Minuten, um die PBE in Betrieb zu nehmen", hält die SUST fest. "Einige FA gaben an, dass sich das Atmen mit aufgesetzter PBE, insbesondere das Ausatmen, als sehr schwierig erwiesen habe." Bei einer Haube riss die Frontscheibe.

Die SUST hat die Anwendung der verwendeten Rauchschutzhauben mit geschulten Flugbegleitern nachgestellt. Gegenüber einem Vergleichsmodell benötigten die Teilnehmer für Entpacken, Aufziehen und Aktivieren der problematischen Hauben im Schnitt 19, teilweise aber auch bis zu 42 Sekunden länger.

Im Schnitt hantierten die Tester mit dem im A330 von Swiss verwendeten PBE-Modell 78 Sekunden, mit dem Vergleichsmodell 59 Sekunden. Nach Zulassungsnorm sollten die Hauben eigentlich innerhalb von 15 Sekunden entpackt und aktiviert sein.

Kritik an Zulassungsverfahren und Swiss

"Schwer nachvollziehbar ist, dass zwei gängige PBE-Modelle zulassungsfähig waren, obwohl sie ein derart offensichtliches Defizit aufweisen", halten die Ermittler fest. "Es liegt deshalb die Vermutung nahe, dass der Zulassungsprozess von PBE grundsätzliche Defizite enthält, die bisher nicht erkannt wurden."

Doch auch Swiss muss sich einen Vorhalt machen lassen. "Das Training der Besatzungsmitglieder erfolgte ausschließlich mit für Übungszwecke bereitgestellten PBE-Attrappen, die sich erheblich von den in einem Notfall eingesetzten, echten PBE unterscheiden", heißt es in dem Bericht. "Dadurch waren den Besatzungsmitgliedern diverse Schwierigkeiten bei der Verwendung der PBE unbekannt."

Todesfall nach Flug LX1885

Das fragliche PBE-Modell hat Swiss inzwischen aus ihren Flugzeugen entfernt. Es soll aber vor einer A220-Notlandung am 23. Dezember 2024 in Graz im Einsatz gewesen sein - ein 23 Jahre alter Flugbegleiter von Swiss war nach dem Zwischenfall in einem Klinikum verstorben. Die Schweiz hat die Ermittlungen zu Flug LX1885 gerade von Österreich übernommen.
© aero.de | Abb.: SUST | 05.06.2025 09:25

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Beitrag vom 06.06.2025 - 21:35 Uhr
Airlines als Käufer solcher Masken müssen ja davon ausgehen, dass die Zertifizierung eine sichere Handhabung gewährleistet.

Die im Text beschriebenen Mängeln scheinen aber offensichtlich leicht erkannt werden zu können.
Und wenn man schon für das Training "Attrappen" einsetzt, die diese Probleme nicht haben und offenbar einfacher zu bedienen sind, war dann nicht auch den Airlines bekannt, dass es mit diesen Masken Probleme gibt?

Das mag sein - oder umgekehrt: Dass immer nur mit Attrappen trainiert wurde hat dazu geführt, dass man erst bei einem echten Notfall bemerkte, dass die Masken trotz Zertifizierung faktisch unbrauchbar sind. Das würde natürlich auch kein gutes Licht darauf werfen, wie ernst man diese Schutzausrüstung seitens der Airline genommen hat.

Dieser Beitrag wurde am 06.06.2025 21:36 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 06.06.2025 - 17:42 Uhr
Man sollte das nicht zu kritisch sehen, vielleicht gibt sich die betroffene Fluggesellschaft im Gegenzug ja auch mit Kreditkarten-Attrappen zufrieden?
Beitrag vom 06.06.2025 - 15:31 Uhr
Airlines als Käufer solcher Masken müssen ja davon ausgehen, dass die Zertifizierung eine sichere Handhabung gewährleistet.

Die im Text beschriebenen Mängeln scheinen aber offensichtlich leicht erkannt werden zu können.
Und wenn man schon für das Training "Attrappen" einsetzt, die diese Probleme nicht haben und offenbar einfacher zu bedienen sind, war dann nicht auch den Airlines bekannt, dass es mit diesen Masken Probleme gibt?


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