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Portland, 5. Januar 2024: Alaska Airlines 1282 verlässt den Flughafen um 17:06 Uhr Ortszeit. Ziel ist das südkalifornische Ontario. Sechs Minuten nach dem Start fällt in 14.830 Fuß Höhe der Kabinendruck ab, der Masteralarm hallt durch das Cockpit.
Flug 1282 erklärt einen Notfall und dreht nach Portland um - unter den 171 Passagieren und sechs Crewmitgliedern erleiden acht Personen leichtere Verletzungen.
"Das grenzt an ein Wunder", sagte NTSB-Behördenchefin Jennifer Homendy am Dienstag bei Vorlage einer Zusammenfassung des in wenigen Wochen erwarteten Abschlussberichts (PDF).
Denn über der linken Tragfläche klafft in der 737 ein Loch. Die Crew geht anfangs von Toten aus, zählt nach der Notlandung zwei Mal die Reihen durch.
An der Position sieht Boeing für die 737 MAX 9 einen zusätzlichen Notausstieg vor. Alaska Airlines braucht diesen Exit für ihre Zwecke nicht - die 737 MAX 9 der Airline reizen die mögliche Bestuhlungsdichte nicht aus und werden mit passgenauen Türblenden geliefert.
Bei der Installation der Blende hat Boeing geschlampt - vier Sicherungsbolzen, die das Element im Rumpf verankern, fehlen.
Die Blende wurde am 18. September 2023 in der Endmontage für Korrekturarbeiten an Nietpunkten ausgebaut - beim Wiedereinsetzen am Folgetag haben Boeing-Mechaniker die Sicherungsbolzen schlicht vergessen. Die unverbauten Teile fielen niemandem auf.
Ein möglicher Grund: Die Arbeiten wurden nicht von einer speziell geschulten Mechanikercrew ausgeführt. Weil der Aus- und Wiedereinbau "kein Routineprozess" in der 737-MAX-Endmontage ist, wäre das vorschrieben gewesen. Die Arbeiten wurden zudem nicht in der Produktionsdokumentation erfasst.
Nach dem Vorfall nahm das NTSB die Fabrik in Renton genauer unter die Lupe - und stellt Boeing ein verheerendes Zeugnis aus.
Der Konzern habe es versäumt, seine Arbeiter in Hinblick auf den Aus- und Wiedereinbau von Teilen an vorgefertigten Komponenten "richtig zu schulen, anzuleiten und zu beaufsichtigen", hält die Behörde fest.
Das NTSB stellt neben Boeing die US-Luftfahrtbehörde FAA in den Senkel. Die FAA habe das Produktionssystem in Renton in den zwei Jahren vor dem Unfall unzureichend überwacht. Der Aufsicht sei die "wiederholte und systematische Nichteinhaltung" von Produktionsvorgaben im 737-Werk so entgangen.
Probleme mit der Schutzausrüstung
Über Boeing und die FAA hinaus habe Flug 1282 "zusätzlichen Schulungsbedarf für das Aufziehen von Notfallmasken der Flugbesatzung" offengelegt, teilte das NTSB weiter mit. Das Thema treibt nach einem tödlichen Flugbetriebsunfall bei Swiss Ende 2024 gerade auch die Schweizer Flugunfallstelle SUST um.
Bei der Verwendung von Gurtsystemen für Kinder unter zwei Jahren, die auf dem Schoß von Begleitpersonen reisen, sieht das NTSB nach Flug 1282 ebenfalls Handlungsbedarf.
© aero.de | Abb.: NTSB | 25.06.2025 10:49
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