Flüge gestrichen
Älter als 7 Tage

Streiks in Düsseldorf und Köln/Bonn vor Ausweitung

Vorfeld Flughafen Köln/Bonn
Vorfeld Flughafen Köln/Bonn, © Flughafen Köln-Bonn GmbH

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DÜSSELDORF / KÖLN - Nach dem zweitägigen massiven Streik an den Flughäfen in Düsseldorf und Köln/Bonn droht nun sogar eine Ausweitung des Konflikts. Am Freitag waren erneut Zehntausende Passagiere nicht nur in Nordrhein-Westfalen von den Arbeitsniederlegungen des Sicherheitspersonals betroffen. Um Mitternacht sollte der Streik aber zunächst beendet sein.

Die Arbeitgeber hätten jeden Kontakt abgebrochen, kritisierte die Gewerkschaft Verdi. "Das ist die Aufforderung an uns weiterzustreiken. Wir haben gar keine andere Wahl", sagte Verdi-Sprecher Günter Isemeyer der Nachrichtenagentur dpa. In Hamburg vertagten sich die Tarifparteien ergebnislos. "Wir werden uns mit den Streikenden aus Nordrhein-Westfalen in der kommenden Woche koordinieren, um dem gemeinsamem Arbeitskampf eine neue Dimension zu geben", kündigte der zuständige Verdi-Fachbereichsleiter Peter Bremme in Hamburg an.

Der Streik des Sicherheitspersonals störte den Luftverkehr erneut massiv: In Düsseldorf fielen bis zum frühen Abend 161 Flüge aus, in Köln/Bonn waren es 42 Flüge. Dort war zeitweise nur eine von 14 Sicherheitsschleusen geöffnet. In Düsseldorf waren von 42 Schleusen wechselnd zwischen 6 und 9 geöffnet.

Der Streik hatte auch Auswirkungen auf andere deutsche Flughäfen. So wurden in Berlin-Tegel 18 Flüge gestrichen. Verdi will mit dem Ausstand Lohnaufschläge von 30 Prozent für die Sicherheitsbranche durchsetzen und sie "aus dem Niedriglohnsektor herausholen". Die Gewerkschaft droht jetzt mit unbefristeten Streiks und der Ausweitung auf andere Bereiche des Sicherheitsgewerbes. Außerdem prüfe man Solidaritätsstreiks an anderen Airports.

"Da könnten auch sensible Bereiche wie die Bahnhöfe und der Objektschutz betroffen sein", hieß es bei Verdi. Unter anderem bewachen Mitarbeiter des Gewerbes auch Nuklearanlagen wie das Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus. In der Bewachungsbranche arbeiten allein in Nordrhein-Westfalen 34 000 Menschen.

Die Arbeitgeber bekräftigten, dass 30 Prozent mehr Lohn nicht finanzierbar seien, "selbst wenn wir wollten". In Hamburg sei sogar ein Angebot von 23 Prozent - verteilt über zwei Jahre - von der Gewerkschaft abgelehnt worden. "Die Löhne sind nicht am Existenzminimum. Ein junger Polizist verdient weniger", sagte Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Sicherheitsgewerbes.

Verdi fordert in Hamburg einen Stundenlohn von 14,50 Euro für die betroffenen 600 Beschäftigten, die Arbeitgeberseite hatte zunächst 12,50 Euro angeboten und am Freitag schließlich 13,50 Euro. In Nordrhein-Westfalen liegt das Angebot der Arbeitgeber für die Flughäfen bei 13,50 Euro Stundenlohn, die Gewerkschaft fordert 16 Euro.

Der Flughafenverband ADV sprach von einer "großen Rücksichtslosigkeit". Der Verband forderte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zum Handeln auf: "Wenn ein privater Dienstleister hoheitlich übertragene Aufgaben nicht mehr ausüben kann, muss der Staat seiner Sicherungspflicht auf anderem Wege nachkommen", so ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.

Ein Sprecher der Bundespolizei sagte auf dpa-Anfrage in Potsdam, dass die Bundespolizei in dem Arbeitskampf zur Neutralität verpflichtet sei. Berliner Sicherheitskreise wiesen das Ansinnen der Tarifparteien und der Luftverkehrsbranche mit Unverständnis zurück und verwiesen ebenfalls auf die Rechtsprechung: "Beamte dürfen nicht als Streikbrecher eingesetzt werden. Tarifkonflikte müssen am Verhandlungstisch gelöst werden", hieß es weiter. Es gehe nicht an, bei solchen Streitigkeiten nach dem Staat zu rufen.

Die betroffenen Branchen forderten den Gesetzgeber auf, das Streikrecht zu ändern. So könnte in diesem sensiblen Bereich ein Schlichtungsverfahren dem Streik zwingend vorgeschaltet werden. Auf den Flughäfen in Deutschland, auf denen die Bundespolizei die Passagier- und Gepäckkontrollen wahrnimmt, werden rund 6300 Mitarbeiter privater Sicherheits-Dienstleister eingesetzt. In jedem Bundesland gelten eigene Tarife.
© dpa | 25.01.2013 05:21

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Beitrag vom 26.01.2013 - 06:55 Uhr
Ich war gestern dann auch mal wieder betroffen. Da ich ja Zeit hatte habe ich mehrere Leute in der Schlange gefragt wieviel Sie bereit wären mehr für die Sicherheitsgebühren zu zahlen. Da kam ich so im Durchschnitt auf 2€. Warum fällt VERDI so etwas nicht ein, damit könnte man doch super punkten in den Verhandlungen. Die haben es aber vorgezogen auf der Empore in DUS die Fahnen zu schwenken und auf die Warteschlangen herabzusehen.
Beitrag vom 25.01.2013 - 13:51 Uhr
Ist es nur ein subjektives Empfinden von mir oder nimmt die Anzahl der streikbedingten Störungen im deutschen Luftverkehr wirklich zu? Es ist doch mit schöner Regelmäßigkeit an irgendeiner Stelle irgendeine Berufsgruppe im Ausstand und schafft es damit, den Flugverkehr nachhaltig einzuschränken.

Damit will ich keine Aussage zur Berechtigung eines solchen Streiks treffen. Die Streiks sind wohl die logische Folge der Zersplitterung von Verantwortlichkeiten und der forcierten Auslagerung von Tätigkeiten an Subunternehmen aller Art, die wiederum versuchen, mit möglichst wenig und möglichst schlecht bezahltem Personal die Leistung zu erbringen. Ein Wettbewerb, die überwiegend über die Lohnkosten geführt wird hat nun mal seinen Preis, auch wenn viele dies nicht sehen wollen.
Beitrag vom 25.01.2013 - 11:48 Uhr
Die Bundespolizei darf die Pax-Kontrollen auch durchführen, Ebenso der Zoll und dienFeuerwehr. Gestern in CGN hat die Bundespolizei ab 9:00h zumindest zwei Passagierkontrollen besetzt.


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