Amann vs. Mehdorn
Älter als 7 Tage

Aufsichtsrat fordert Ende des Machtkampfs am Hauptstadtflughafen

BER-Krisenmanager Amann (links) und Mehdorn
BER-Krisenmanager Amann (links) und Mehdorn, © Günter Wicker / Flughafen Berlin Brandenburg GmbH

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SCHÖNEFELD - Nach heftigen Querelen an der Spitze des Hauptstadtflughafens fordert der Aufsichtsrat ein Ende der Grabenkämpfe. "Wir vom Aufsichtsrat erwarten, dass eine Geschäftsführung sich professionell verhält und dass man zusammenarbeitet", sagte der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nach einer Sondersitzung des Kontrollgremiums am Freitag in Schönefeld. "Das ist die Anforderung, und da führt auch kein Weg dran vorbei."

Der Machtkampf zwischen Flughafenchef Hartmut Mehdorn und seinem Technik-Geschäftsführer Horst Amann bleibt damit unentschieden.

Vor der Sondersitzung des Kontrollgremiums war spekuliert worden, der Aufsichtsrat könne Amann entlassen. Wowereit als amtierender Chef des Gremiums versicherte jedoch, es sei in der gut dreistündigen Sitzung keine Personalentscheidung gefallen.

Offiziell hatte sich der Aufsichtsrat außerordentlich getroffen, um Geld für den Ausbau des Datennetzes am neuen Hauptstadtflughafen freizugeben. Rund 11 Millionen Euro wurden laut Flughafen bewilligt - Mehdorn hatte seine Forderung zuvor auf 21 Millionen Euro aufgestockt.

Amann und Mehdorn streiten seit Monaten über die richtige Strategie, den Flughafen nach vier geplatzten Eröffnungsterminen ans Netz zu bringen. Amann will die Bau- und Technikprobleme in dem Milliardenbau sorgfältig abarbeiten, Mehdorn möglichst schnell die ersten Flieger abheben lassen.

Das Verhältnis der beiden Manager gilt als zerrüttet. Mehdorn hatte Amann schon im Juni aufgefordert, seinen Hut zu nehmen, Mitarbeiter des Ingenieurs ersetzte er durch eigene Leute.

Eine weitere Personalie setzte der frühere Bahnchef nach dpa-Informationen am Freitag durch: Der bisherige Flughafen-Berater Ulrich Schroeck wird Bauleiter neben der schon seit 1. September in dieser Funktion eingesetzten Regina Töpfer. Beide ersetzen Amann-Vertraute. Vom Tisch ist damit die geplante Verpflichtung des früheren Bauleiters der Hauptbahnhöfe von Berlin und Stuttgart, Hany Azer. Dieser habe sich in den Verhandlungen "verzockt", hieß es. Die Bahn hatte Azer schon im Mai für den möglichen Wechsel freigestellt.

Mehdorn denunziere und diskriminiere ihn, schrieb Amann in der vergangenen Woche an die Vertreter der Flughafen-Eigentümer, neben Wowereit (SPD) für das Land Berlin die Staatssekretäre des Bundes und Brandenburgs, Rainer Bomba (CDU) und Rainer Bretschneider (SPD).

Amann wirft Mehdorn in dem Brief, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, "hektische Beschleunigungsaktivitäten" und Verantwortungslosigkeit vor. Der im vergangenen Sommer als Hoffnungsträger zum Flughafen geholte Ingenieur forderte Rückendeckung durch den Aufsichtsrat - oder eine Abfindung.

Gestützt wird Amann vor allem vom Bund. Sollten Bomba und Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) in Folge der Bundestagswahl nicht im Amt bleiben, könnte sich eine neue Gefechtslage ergeben.

Mehdorn hatte jüngst selbst die Erwartungen gedrosselt und zugegeben, anfangs Probleme auf der Baustelle unterschätzt zu haben. Es ist unklar, wann er einen Starttermin festlegt. "Wir können uns keine weitere Blamage leisten, werden einen Eröffnungstermin erst dann nennen, wenn wir ganz sicher sind", schreibt er in der Oktober-Ausgabe des Flughafen-Blatts "BER aktuell".

Intern hatte Mehdorn laut Amann von einem Start im Juni 2015 gesprochen - dreieinhalb Jahre nach dem ersten Eröffnungsgermin im Herbst 2011. Offen ist auch, wann Mehdorn im Nordflügel des Neubaus seinen Testbetrieb mit höchstens zehn Flügen am Tag beginnen kann. Der avisierte Start im März oder April 2014 schien zuletzt fraglich.
© dpa/bb | Abb.: Günter Wicker, FBB | 28.09.2013 06:31

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Beitrag vom 29.09.2013 - 10:49 Uhr
@saftfrucht,

meist Du den Spitzenpolitiker oder seine Entourage?
Wenn Du weisst, dass z. B. Minister nur einer Diener ist (kommt aus dem Lateinischen...), den man als Steuerzahler bezahlt, dann wirst Du Dich auch entsprechend verhalten...Natürlich sollte man seinen Kopf schon richtig halten - kein Bücklung und auch nicht ein paar Zentimeter zu hoch!
Herr MInister/Frau Minister .nee,.. das habe ich immer seinen/ihren Helfern überlassen!

Dieser Beitrag wurde am 29.09.2013 11:33 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 29.09.2013 - 10:36 Uhr
...lol Spitzenpolitiker, der Begriff an sich ist ja schon nicht sinnig. Wenn man als Deutscher einen Spitzenpolitiker sprechen wollte müsste man ganz schön weit reisen.
Was gibt es denn bei uns, man werfe inen Blick in den Bundestag Stichwort Beamten Lehreranteil. Dort sitzt doch kaum jemand mit Hintergrund aus der Wirtschaft.
Und die sogenannten Spitzenkräfte sind eben jene die durch Internen Parteienklüngel nach oben gekommen sind. Und zudem wie ein Haufen Lemminge dem Lobbyisten hinterherlaufen der das meiste bietet.
Beitrag vom 29.09.2013 - 10:06 Uhr
"Hast Du schon einmal mit einem Spitzenpolitiker gesprochen? Ich kann nur folgern dass nein, sonst würdest Du nicht diese äußerst naive Einlassung hier abgeben."

Das Verhalten, Probleme nicht sehen zu wollen oder sie sogar gezielt zu ignorieren ist ja nun nicht auf Spitzenpolitiker beschränkt. Das Verhalten zeigen viele Personen in Machtpositionen, die vom Thema, um das es geht, wenig bis keine Ahnung haben. Fatal ist das in Wirtschaft und Politik gleichermaßen.
Die jeweiligen Konsequenzen sind in der Politik nur manchmal besser für die Öffentlichkeit sichtbar.
Dummerweise brockt uns diese Ignoranz sehr teure Fehlentwicklungen wie den BER und die Elbphilharmonie ein um mal nur 2 sehr prominente Beispiele zu nennen.
Von daher würde uns die von Dir bemänglete Naivität viel Geld sparen, das wir anderswo gut brauchen könnten.

Um die Frage zu beantworten: Ich habe schon mit vielen Personen gesprochen, die dieses Verhalten zeigen, aber Spitzenolitiker waren keine darunter. Daher kann ich ja den Herrn Amann so gut verstehen :-)


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