Zeichen stehen auf Sturm
Älter als 7 Tage

Czech Airlines fliegt während Privatisierung ins Ungewisse

PRAG (dpa) - Seit Monatsanfang starten bei der insolventen slowakischen Fluglinie SkyEurope keine Flugzeuge mehr. In Litauen ging Mitte Januar die ehemals staatliche FlyLAL nach der Privatisierung bankrott. Die Finanz- und Wirtschaftskrise trifft die osteuropäischen Fluggesellschaften offenbar ins Mark - aktuell stockt die Privatisierung der tschechischen Czech Airlines (CSA), für die sich die Prager Regierung vor neun Monaten noch einen Erlös von fünf Milliarden tschechische Kronen (197 Mio. Euro) erhoffte.



Bei einem Pressegespräch räumte der für die CSA-Privatisierung zuständige Finanzminister Eduard Janota jüngst ein, dass der Verkauf der traditionsreichen Fluglinie platzen könnte. "Ich bin nicht so naiv, dass ich eine solche Möglichkeit nicht erwarte", sagte Janota, und wenig später: "Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre, dass das Unternehmen an jemanden verkauft wird, den wir nicht wollen."

Als das tschechische Finanzministerium im Januar 2009 die Ausschreibung zur CSA-Privatisierung veröffentlichte, konnte man mit einem interessanten Profil werben: Zuverlässig in der Luft seit 1923, gut 5,5 Millionen Passagiere in 2008, 51 Airbusse und Boeings bildeten die Flotte, nach Jahren der Modernisierung hatte CSA 2008 sogar etwas Gewinn eingeflogen. Gut ein halbes Dutzend Interessenten meldeten sich, förmliche Angebote gaben schließlich vier Marktteilnehmer ab.


Neun Monate später stehen die Zeichen auf Sturm. In dieser Woche wurden auf einen Schlag sechs der zwölf Aufsichtsratsmitglieder ausgewechselt, den Vorsitz hält nun der Sanierungsexperte Vaclav Novak. Ende August hatte das CSA-Management, welches vorerst im Amt bleibt, alarmierende Zahlen vorgelegt: 1,8 Milliarden tschechische Kronen (71 Millionen Euro) Verlust allein im ersten Halbjahr 2009 - nach Berechnungen von Radio Prag bedeutet das umgerechnet durchschnittlich 3500 Euro Minus pro Start.

Der Rückgang bei den Passagierzahlen und sinkende Ticket-Preise seien wie ein "giftiger Cocktail-Mix", sagte Petr Pistelak, Vize- Marketing-Chef der CSA. Von einem "Überlebenskampf" sprachen Vorstandskollegen. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, sollen 860 der rund 4600 Arbeitsplätze wegfallen, einige transatlantische Verbindungen sind gestrichen, sechs Flugzeuge will CSA abgeben. "Es ist klar, dass der Prozess der Restrukturierung, der bereits begonnen hat, weitergehen muss", sagt Novak.

Für Tschechien ist die Zukunft der Fluglinie auch eine Frage des Prestiges. Vom Hauptstadtflughafen Prag aus befördert CSA knapp die Hälfte aller dortigen Passagiere. Die weiß-roten CSA-Flieger sind für den ehemals kommunistischen Staat das Tor zur Welt, das Firmenlogo knüpft an den Prager Kubismus an, einheimische Politiker und Spitzenbeamte genießen VIP-Status.

Am 30. September läuft die Frist für Angebote zur Übernahme von 91,5 Prozent Staatsanteilen an CSA aus. Zwei potenzielle Käufer lehnte die Regierung bereits im April ab, den internationalen Finanzinvestor Odien und die russische Fluggesellschaft Aeroflot. Zuletzt verabschiedete sich Air France-KLM, Geschäftspartner in der SkyTeam-Allianz, nach Einsicht in die Bücher freiwillig.

Der letzte verbleibende Interessent, das tschechisch-isländische Konsortium Unimex/Travel Service, wollte den Tiefflug von CSA auf dpa-Anfrage nicht kommentieren. Man folge den Regeln der Ausschreibung und äußere sich nicht zu den aktuellen Entwicklungen, sagte Vladka Dufkova, Sprecherin von Travel Service. Prager Medien spekulieren bereits, dass die Privatisierung mit einer Bruchlandung enden könnte und der Staat die Millionenverluste weiterhin ausgleichen muss, um CSA in der Luft zu halten.

Von Jakob Lemke und Eva-Maria Simon, dpa
© dpa | Abb.: CSA | 17.09.2009 08:25


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Beitrag vom 17.10.2021 - 20:05 Uhr
was ist, gibt es Probleme?
Beitrag vom 16.08.2021 - 10:34 Uhr
@FloCo:
Das 'bemängele' ich an dem Beitrag:
"Planungen gibt es schon etwas länger. Nur haben die keinen der jeden Nasenpopel ins aero Forum schreibt. Und das hat auch seine Gründe. Und die Ereignisse überschlagen sich aktuell etwas schneller als auch Sie und ich uns das wohl ausmalen konnten. Andererseits kann man nicht bei jedem Ereignis gleich und sofort mit Sack und Pack das Land verlassen. Man hat eine Botschaft in dem Land eingerichtet die schließlich hoheitliche Aufgaben zu erledigen hat, incl. Betreuung der sich vor Ort befindlichen deutschen Bürger.".
Weil es nicht stimmt, quasi komplett falsch ist (und mich, wie schon öfters, diskreditieren sollte).

Außenminister H.Maas und Verteidigungsministerin A.Kramp-Karrenbauer werden zu Recht kritisiert - weil sie die Lage völlig falsch eingeschätzt und entsprechend schlecht 'vorbereitet' haben. Das kann man in anderen Medien (nicht Luftfahrtforen) nachlesen, z.B. auf Spiegel.de.

Aber prinzipiell haben Sie Beide Recht, ich hätte darauf gar nicht reagieren sollen. Mein Fehler.

Tut mir leid, aber ich kann in dem von Ihnen bemängelten Kommentar keinerlei Bezug zu Ihrem Kommentar sehen. Wie soll dieser Kommentar Sie dann diskreditieren?
Der User @Otto West redet über Planungen, die Sie mit keinem Wort erwähnt haben, der User @GB allerdings schon. Wie schaffen Sie es da sich gleich wieder in die Opferrolle zu lesen, dass Sie der User hier diskreditieren will? Der Kommentar von @74 bitte 63 würde dazu taugen; auf den nehmen Sie aber keinen Bezug.

Genau genommen antworten Sie jetzt hier auf einen Kommentar, der keinen wirklichen Bezug zu dem Ihrigen hat mit einer Beleidigung... und das gerade von Ihnen, wo Sie doch immer so sehr auf den guten Umgangston achten und immer sofort nach Moderation, Sperrungen und sonstigen rufen, wenn Sie sich angegriffen fühlen...

Das ist das, was ich nicht verstehe hier...

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