Nachfrage für gebrauchte Flugzeuge auch in der Krise

LONDON - Das weiterhin angespannte Branchenumfeld hat in den vergangenen zwölf Monaten zu einem Anstieg der am Markt verfügbaren Flotten geführt. Die Wiedervermarktung gebrauchter Verkehrsflugzeuge gestaltet sich nach Einschätzung des Flottendienstsleisters BAE Systems Asset Management unter der Vorzeichen der Wirtschaftskrise zwar schwierig, der Markt sei aber keinesfalls ausgetrocknet.



"Grundsätzlich besteht ein erheblicher Kapazitätsüberhang am Markt", kommentierte BAE Systems Analyst Rob Morris gegenüber aero.de. Gleichwohl sollten hieraus keine generalisierenden Rückschlüsse auf die Möglichkeiten zur Wiedervermarktung gebrauchter Flotten abgeleitet werden.

"Wenn Sie sich die zur Wiedervermarktung gelisteten Flotten ansehen, werden sie feststellen, dass es hier in den vergangenen zwölf Monaten einen Anstieg um etwa 50 Prozent gab und jetzt rund 900 Verkehrsflugzeuge (Jets und Turboprops) zum Kauf oder Leasing verfügbar sind", sagte Morris.

Das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage habe Auswirkungen auf die Flugzeugwerte und erzielbaren Leasingraten genommen. "Bei genauer Betrachtung sind aber viele der gelisteten Flotten in sehr schlechtem Zustand oder schon lange aus dem Dienst", erklärte Morris. Der Markt müsse daher entsprechend differenziert betrachtet werden.

Mit einer marktgerechten Bewertung lässt nach Einschätzung von Morris aber grundsätzlich jeder Flugzeugtyp auch im aktuellen Umfeld vermarkten.

"In jüngster Vergangenheit haben wir erfolgreich sechs MD83 im Auftrag der Jets MD Lease Ltd. vermittelt", ergänzte BAE Systems Sprecher David Dorman. "Wir konnten den Eignern mehrere Angebote vorlegen und zwei der sechs Flugzeuge verkaufen. Die übrigen vier Maschinen wurden vom Leasingnehmer Onur Airways übernommen."

BAE Systems hat im August ein Mandat zur Vermittlung von vier Airbus A321 aus dem Flugbetrieb von easyJet erhalten und ist gegenwärtig unter anderem auch mit der Vermarktung von acht MD83 der Avianca sowie eines Airbus A318 eines ungenannten Eigentümers betraut.

"Mit Ausnahme der easyJet A321 (...) mag das Umfeld zur Weitervermarktung als schwierig empfunden werden", sagte Dorman. "Dennoch konnten wir die MD83 der Jets MD Lease vermitteln und verfolgen auch einige vielversprechende Perspektiven zur Vermarktung der meisten Flugzeuge aus unserem Avianca-Mandat."

Die MD83 treffe vor allem in Afrika aber auch in den Vereinigten Staaten auf Nachfrage. Im Frachterbereich seien die infrastrukturell auf Luftfrachttransporte angewiesenen Regionen in Asien und Lateinamerika weiterhin aussichtsreiche Absatzmärkte.

"Erst kürzlich haben wir für einen schwedischen Eigner den Verkauf einer BAe 146QT an die indonesische PT National Air Charter vermittelt", erklärte Dorman.

"Die A321 werden wir hingegen aufgrund der weltweiten Verbreitung (des Flugzeugtyps) global vermarkten" sagte Dorman. Mögliche Kunden seien Betreiber von Flugzeugen der A320-Serie, die größere Maschinen in ihren Flotten benötigen. Für Flugzeuge wie den Airbus A318 würden sich im Business Jet-Markt Platzierungschancen ergeben.

Niedrige Leasingraten an kurze Laufzeiten gebunden

Der Anteil von Leasingverträgen in der Vermarktung gebrauchter Verkehrsflugzeuge überwiegt aktuell gegenüber Verkäufen. "Wir haben hier auch von sehr niedrigen Raten erfahren, die von Leasinggebern angeboten werden, die darauf bedacht sind, kein überschüssiges Inventar zu verwalten", führte Morris aus.

"Diesen niedrigen Raten liegen allerdings regelmäßig sehr kurze Laufzeiten zugrunde und ich gehe davon aus, dass sie mit einem Anziehen der Nachfrage am Markt auch wieder ansteigen werden", so Morris. Gegenwärtig gebe es zwar noch keine Anzeichen einer Entspannung. "Aber ich bin sicher, dass sich der Markt ab einem gewissen Punkt wieder erholen wird."