Lufthansa-Tochter bmi fährt 2010 harten Restrukturierungskurs

LONDON - Die angeschlagene Lufthansa-Tochtergesellschaft bmi hat am Mittwoch Einzelheiten zu ihrem geplanten Restrukturierungsprogramm vorgestellt. Die Fluggesellschaft kündigte an, ab Frühjahr 2010 unprofitable Verbindungen aus ihren Flugplänen zu streichen und den Betrieb auf die Kernnetzwerke in Großbritannien, Irland, Europa, den Staaten der GUS und des Nahen Ostens zu konzentrieren.

Ziele wie Brüssel, Tel Aviv und Amsterdam sollten im Laufe des kommenden Jahres von London-Heathrow gestrichen werden.

Dies wird sich auch in der künftigen Flotte widerspiegeln. Von gegenwärtig 39 im Mainline-Verkehr eingesetzten Flugzeugen werden neun aus der Flotte genommen, teilte bmi mit. Zwei der fünf im Mainline-Netz eingesetzen Embraer werden an bmi regional zurückgebeben. Diese Flugzeuge sollen anschließend zusammen mit einer weiteren Maschine vermarktet werden.

Im ersten Halbjahr 2010 auslaufende Leasingverträge für Fluggerät wird bmi nicht verlängern. Damit werden auch zwei der drei im Langstreckenverkehr eingesetzten Airbus A330 künftig nicht mehr für bmi fliegen. Im Mainline-Verkehr setzt bmi jetzt in erster Linie auf ihre Airbus A321.

Mit Ausgliederung der Flugzeuge entfalle der Bedarf für etwa 600 Arbeitsplätze, erklärte bmi. Die Gesellschaft schließt aber auch einen weitergehenden Stellenabbau als Folge eines zurückgenommenen Flugangebots nicht aus. Das Management nahm am Mittwoch hierzu Verhandlungen mit Vertretern der Arbeitnehmerseite auf.

Eine Stärkung des Geschäfts will bmi aus ihrer Zusammenarbeit mit anderen Konzerngesellschaften des Lufthansa-Verbunds ziehen. Erst in dieser Woche hatte Swiss die Einrichtung eines weitreichenden Codeshare-Betriebs mit bmi im Nachbarschaftsverkehr zwischen der Schweiz und Großbritannien angekündigt.

Lufthansa: Gegenwärtig keine Kaufinteressenten

"Lufthansa hat bmi ihre volle Unterstützung in allen Bereichen des Restruktuierungsprogramms zugesichert", teilte bmi mit. Lufthansa hatte im November die vollständige Kontrolle bei bmi übernommen. Lufthansa-Finanzchef Stephan Gemkow hatte zuletzt klargestellt, dass die Airline zunächst saniert werden soll. Kaufinteressenten gebe es derzeit nicht.

Zur Restruktierung der bmi hat Lufthansa den zuvor als Vorstandschef der indischen Jet Airways amtierenden Wolfgang Prock-Schauer berufen. Prock-Schauer wird die Leitung der Fluggesellschaft offiziell am 1. Dezember vom bisherigen bmi Vorstandschef Nigel Turner übernehmen.

Nach aktuellen Medienberichten hat bmi bis Oktober 2010 einen zusätzlichen Kapitalbedarf von etwa 190,0 Millionen GBP. Lufthansa will der Gesellschaft nur die Hälfte hiervon zur Verfügung stellen. bmi beschäftigt rund 4.500 Mitarbeiter. Im Jahr 2008 machte die Airline zusammen mit bmibaby einen Verlust vor Steuern von 155,6 Millionen GBP.

Restruktierung auch bei bmibaby

Bereits Anfang dieses Monats hatte auch die bmi-Tochtergesellschaft bmibaby die Auflage eines harten Sanierungsprogramms angekündigt. bmibaby wird im 2010 ihre Flotte erheblich verkleinern und fünf ihrer insgesamt 17 Boeing 737 aus dem Dienst nehmen.

"Der Luftfahrtsektor durchlebt sehr harte Zeiten", sagte bmibaby Geschäftsführer Crawford Rix. bmibaby müsse ihre Anstrengungen daher auf diejenigen Strecken verlagern, die am besten in das Geschäftsmodell der Gesellschaft passten.

Im Kern der neuen Strategie von bmibaby steht der East Midlands Airport. Die Airline wird 2010 ihr Angebot hier um 40 Prozent erweitern. Im September hatte easyJet ihren Rückzug vom Flughafen angekündigt. Die entstehende Lücke will bmibaby füllen und jährlich 350.000 zusätzliche Passagiere über East Midlands abfertigen.