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Luxair-Prozess: Lange Ermittlungen gerechtfertigt

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LUXEMBURG - Im Prozess um den Absturz eines Luxair-Flugzeugs mit 20 Toten hat die Staatsanwaltschaft am Montag die lange Ermittlungsarbeit gerechtfertigt.

Staatsanwalt Serge Wagner erläuterte vor dem Bezirksgericht Luxemburg, weshalb es erst nach neun Jahren zum Prozess gekommen war. Tausende Dokumente hätten ausgewertet und die interne Organisation der Luxair sowie die technischen Details analysiert werden müssen. Mehrere Anwälte hätten Einsprüche eingelegt, es habe Befangenheitsanträge, Hausdurchsuchungen, Gutachten und Verhöre gegeben.

"Man kann nicht sagen, dass die angemessene Frist überschritten ist", sagte Wagner. Immerhin handele es sich um den bisher größten Unfall der luxemburgischen Luftfahrt. Im Januar 2010 war die Beweisaufnahme geschlossen worden. "Wir haben hier keine einfache Situation, denn das ist eine sehr technische Materie", sagte Wagner zu Beginn seines Plädoyers.

Der Anklagevertreter rügte auch die Stimmung im Cockpit. "Der Papa arbeitet mit allen Tricks" hatte der Pilot Minuten vor der Landung gesagt - "Da sieht man schon, welche Atmosphäre dort geherrscht hat", sagte Wagner. "Vielleicht hatte der Pilot eine Strategie, aber die falsche. Er wollte einfach nach Hause. Es ist fast schon ein Trauerspiel." Der Pilot müsse an Regeln festhalten, die aus Sicherheitsgründen notwendig sind, doch das sei nicht der Fall gewesen. Dazu komme, dass nicht immer klar war, ob nun Pilot oder Copilot geflogen ist, sagte Wagner: "Der Kapitän ist verantwortlich für die Sicherheit an Bord."

Das Plädoyer wurde am Montagabend unterbrochen und soll an diesem Dienstag fortgesetzt werden. In dem Verfahren müssen sich seit dem 10. Oktober der heute 36-jährige Pilot, drei Luxair-Direktoren, ein Technikleiter und zwei Flugzeugmechaniker unter anderem wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Die Verteidiger aller Angeklagten hatten Freispruch für ihre Mandanten gefordert, da der Absturz ausschließlich auf technische Ursachen zurückzuführen sei. Der Vorsitzende Richter Prosper Klein dagegen wirft dem Piloten vor, er habe "viele Fehler gemacht". Ein Urteil wird erst für Februar erwartet.

Bei dem Unglück der Fokker 50 am 6. November 2002 starben 20 Menschen, darunter 15 Deutsche. Das Flugzeug war auf dem Weg von Berlin nach Luxemburg kurz vor dem Ziel abgestürzt.
© dpa | 05.12.2011 19:13


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