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Boeing weist Whistleblower-Bericht zu 787 zurück

Boeing 787
Boeing 787, © Boeing

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SEATTLE - Boeing muss sich gegen neue Vorwürfe zur Qualität seiner Flugzeuge verteidigen. Der Konzern wies am Dienstag Kritik eines Mitarbeiters zurück, einige Maschinen des Modells 787 könnten eine verkürzte Lebensdauer haben, weil der Konzern sich technische "Abkürzungen" erlaubt habe, um die Produktion zu beschleunigen.

Die Behauptungen seien nicht korrekt und bereits unter Aufsicht der US-Luftfahrtbehörde FAA untersucht worden, betonte ein Boeing-Sprecher.

Dennoch kommen auf den Konzern nach Bekanntwerden der Vorwürfe neue öffentliche Debatten über seine Qualitätsaufsicht zu. Ein Unterausschuss des US-Senats plant für Mitte kommender Woche eine Anhörung mit dem ehemaligen Boeing-Mitarbeiter als Zeugen.

Der Vorsitzende, der Demokrat Richard Blumenthal, will dazu auch Konzernchef Dave Calhoun einladen. Boeing erkläre dazu, man sei bereit, Stellungnahmen sowie Unterlagen beizusteuern und sei in Gesprächen mit dem Unterausschuss über weitere Schritte.

Die Qualitätsaufsicht bei Boeing steht seit einem dramatischen Zwischenfall Anfang Januar im Mittelpunkt. Bei einer so gut wie neuen Boeing 737-9 MAX der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines brach kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpf-Fragment an der Sitzreihe 26 heraus. Die mehr als 170 Menschen an Bord kamen weitgehend mit dem Schrecken davon.

Allerdings waren die beiden Sitze in der Nähe des Lochs im Rumpf nur durch einen glücklichen Zufall leer geblieben und das Flugzeug befand sich noch in relativ geringer Höhe.

Die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht nach ersten Untersuchungen davon aus, dass vier Befestigungsbolzen an dem Rumpfteil fehlten. Es gebe Hinweise darauf, dass das Fragment immer weiter hochgerutscht sei, bis es dann beim 154. Flug der Maschine herausbrach, sagte NTSB-Chefin Jennifer Homendy in einer Anhörung im US-Senat.

Es ist bekannt, dass das Rumpf-Fragment im Boeing-Werk für Nacharbeiten herausgenommen und wieder eingesetzt wurde. Der Konzern konnte bisher jedoch keine Unterlagen dazu finden und den Ermittlern zur Verfügung stellen. Boeing muss nach dem Vorfall einen Plan zur Verbesserung der Qualitätskontrollen vorlegen. Calhoun kündigte vor Kurzem seinen Rückzug an.

Verborgene Funktion

Bei dem Druckabfall in der MAX von Alaska Airlines sprang die Cockpittür auf. Das ist so vorgesehen, die Funktion war den Piloten aber nicht aus Training oder Handbuch geläufig. US-Senatorin Tammy Duckworth forderte Aufklärung von Boeing.

Denn es ist nicht das erste Mal, dass Boeing wegen eines verborgenen Features der 737 MAX in der Kritik steht - auch die Funktion der Trimmautomatik MCAS, die maßgeblich zu den Abstürzen bei Lion Air und Ethiopian Airlines beigetragen hatte, war in der Pilotenwelt nicht bekannt.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Boeing | 10.04.2024 06:54

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Beitrag vom 12.04.2024 - 19:45 Uhr
Dann bekommt er für seinen 5 Jahre-Gig bei Boeing über 100M USD.
Mit seinem "normalen" Entgelt reicht es wohl nicht für die Zeit danach - nicht untypisch für amrikanische Spitzenmanager.
Selbst Neutron Jack (ex GE CEO) hat sich von seinem Führungsstil distanziert: Alles zu seiner Zeit.
Das hat wohl Calhoun verpennt.
Vielleicht findet man noch die fehlenden Dokumente zur 737 von Alaska Airlines.
Hat keiner etwas von den Defiziten bei den Abnahmen der 737 für Ryanair gemerkt?
Beitrag vom 12.04.2024 - 18:48 Uhr
Und bei allem aggressiven Sparen an Produktqualität und Personal - für die richtig wichtigen Sachen ist auch bei Boeing immer Geld da ...

 https://edition.cnn.com/2024/04/12/investing/boeing-ceo-private-jet-travel-nightcap/index.html
Beitrag vom 12.04.2024 - 18:44 Uhr
@EricM

Ja, das stimmt natürlich aber ich hoffe doch das dieser Rumpf genug reserven hat und das die auch vernünftig überwacht werden.

Das hofft natürlich jeder.
Ich möchte aber nicht in einem 13 Jahre alten Flugzeug sitzen, von dem alle nur hoffen, dass es auch 14, 20 oder 30 Jahre im regelmäßign Betrieb schafft, nicht auseinanderzufallen.

Sollten sich die Anschuldigungen also bestätigen, muss Boeing mit einer Verifikationsmethode um die Ecke kommen, die ein Gefährdung der Reisenden durch diesen - weiteren - Murks ausschließt.
Ja, das wird wieder was kosten, vermutlich regelmäßig.
Boeing, seine aktuellen Aktionäre und die Airlines, die Boeing über den Tisch gezogen hat.

Dafür das die alle abgezogen wurden, kaufen die aber recht viel.

Ich meinte dass die Kunden erwartet haben, ein Produkt zu kaufen, dass an die 50 Jahre betrieben werden kann, also nach zB 20 Jahren noch einen entsprechenden Verkaufswert hat.

Wenn sich jetzt rausstellen sollte, dass die ersten Strukturprobleme bereits nach sagen wir mal im Schnitt 25 Jahren auftreten, oder falls jetzt alle Jahre zusätzlich Nieten untersucht werden müssen und die Maschine dafür jeweils 2-3 Wochen ausfällt, senkt das den Wiederverkaufswert nach 20 Jahren schon gegen Null.
Das könnte durchaus noch Konsequenzen haben, die die bisherigen und aktuellen Kunden nicht auf dem Schirm haben.

Dieser Beitrag wurde am 12.04.2024 18:46 Uhr bearbeitet.


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