Gebührenschock
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DFS: Erhöhung von Entgelten unausweichlich

Tower Flughafen Frankfurt
Tower Flughafen Frankfurt, © DFS

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LANGEN - Die Deutsche Flugsicherung hält höhere Fluggebühren für unvermeidbar. Wesentlicher Grund sind Pensionsverpflichtungen des bundeseigenen Unternehmens, die zunehmend nicht mehr durch Zinseinnahmen gedeckt seien, erläuterte DFS-Chef Klaus-Dieter Scheurle am Dienstag in Langen.

Der steigende Einsatz von Eigenmitteln führe in den kommenden Jahren zu zusätzlichen Kostenbelastungen von 20 Prozent. Für den Passagier mache die geplante Gebührenerhöhung nur etwa 80 Cent pro Flug aus, sagte Scheurle.

Da zudem weniger Flüge über Deutschland stattfinden als bei der Gebührenplanung angenommen, sollen sich die auf weniger Flieger zu verteilenden Kosten nach DFS-Vorstellung um etwa 30 Prozent im Vergleich zum derzeitigen Niveau erhöhen.

Dies hat bereits zu heftigen Protesten der Fluggesellschaften geführt. Die Gebühren für die Jahre 2015 bis 2019 werden derzeit vom Bund und der Europäischen Kommission festgelegt.

Lufthansa bezifferte ihre jährlichen Zusatzbelastung auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. "Dies würde nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Luftverkehrs, sondern auch den heimischen Luftverkehrsstandort als Ganzes weiter schwächen. Die Politik muss hier rasch gegensteuern und einer neuerlichen schwerwiegenden Zusatzbelastung für die deutschen Airlines eine klare Absage erteilen", erklärte ein Sprecher.

Die DFS hat sich nach Scheurles Ausführungen ein Sparprogramm auferlegt, das die jährlichen Betriebskosten bis 2019 um gut 100 Millionen Euro senken soll. Dazu soll unter anderem jede zehnte von rund 6.000 Stellen wegfallen und interne Prozesse verschlankt werden.

Er bezifferte die Pensionsverpflichtungen auf rund 3,5 Milliarden Euro, von dem reichlich die Hälfte durch Anlagevermögen gedeckt sei. Die Zinseinnahmen schmelzen hingegen dahin. Ein um ein Prozent niedriger Zinssatz bedeute für das Unternehmen 700 bis 800 Millionen Euro Mehrbelastung. Eine Übernahme der Kosten durch den Bund bezeichnete der DFS-Chef als unrealistisch. Der Bund könne das Unternehmen aber an anderen Stellen entlasten.

Im ersten Halbjahr 2014 hat der Luftverkehr über Deutschland laut DFS um 0,6 Prozent zugenommen, was man auch für das Gesamtjahr erwarte. Die Zahl der Flugbewegungen liege damit aber weiterhin deutlich rund 10 Prozent unter der Prognose der europäischen Regulierungsbehörde für dieses Jahr.

Zusätzliche Einnahmen erhoffen sich die Deutschen durch die Übernahme der Tower-Dienstleistungen am zweitgrößten britischen Flughafen London-Gatwick ab Oktober 2015. Die Ausschreibung der Lotsendienste hat die DFS-Tochter "The Tower Company" kürzlich für sich entschieden, der Vertrag soll in der kommenden Woche fixiert werden.

Scheurle bezifferte den zu erwartenden Jahresumsatz am ersten Auslandsflughafen der DFS auf 11 Millionen Pfund (13,9 Mio Euro). Man werde rund 60 Lotsen beschäftigen und dafür im wesentlichen das bisherige Personal übernehmen.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Fraport AG | 05.08.2014 08:17

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Beitrag vom 08.08.2014 - 01:07 Uhr
Richtig: das Strickmuster die Aufgabengebiete zu definieren ist bei Fraport und DFS sehr ähnlich.
So gab es gestern eine Pressemitteilung über den Kauf der US-Holding AMU durch Fraport, welche ihrerseits alleinige Eigentümerin der Airmall USA Holding ist und sich mit Vermarktung von Einkaufsflächen auf einigen US Airports beschäftigt. Da ist ja dann die Übernahme der Tower-Dienstleistungen in London-Gatwick durch die DFS vergleichsweise dem eigenen Kern-Geschäftsbetrieb sehr nahe, wenn auch dieses Auslands-Engagement ebenfalls völlig außerhalb des Geschäftsauftrages liegt. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, daß diese Unternehmen, welche originär hoheitliche Aufgaben wahrnehmen und im mehrheitlichen Besitz der öffentlichen Hand sind, solche abenteuerlichen Betätigungen im Ausland starten und so naiv sind zu glauben, damit das Geld zu verdienen was in der "homebase" fehlt. Wahrscheinlich werden beide, Fraport und DFS eine Bauchlandung damit machen und dann müssen sie hier den Gürtel noch enger schnallen.

Sie geben hier Informationen die der breiten Öffentlichkeit so wohl nicht bewusst sind, Danke ! Zuerst einmal : Wer "Gebühren" erhebt, verfügt über staatliche Monopole und ist daher anders einzuordnen als ein normales Wirtschaftsunternehmen. Es ist daher billig zu verlangen daß eine strikte organisatorische Trennung zwischen hoheitlichen und kommerziellen Betätigungen erfolgt und dies zu allererst und völlig transparent im Rechnungs- und Finanzwesen. Quersubventionen sind schädlich und zu unterbinden. Ich bin da völlig Ihrer Meinung. Keiner will "Manila" - Abenteuer und "Beraterhorden" mit Fluggebühren und Steuergeldern bezahlen
Beitrag vom 07.08.2014 - 12:01 Uhr
@RobR: Die Erhöhung der DFS Gebühren trifft alle Airlines, die DE anfliegen, gleichermaßen. An der Wettbewerbssituation ändert sich dadurch also gar nichts, oder?

Zudem: Keine 3€ pro Passagier? D.h. die LH könnte mit einer einfachen Erhöhung aller Ticketpreise um 3€ netto ihren Gewinn mehr als verdoppeln? Gibt es dazu Quellen?
Beitrag vom 07.08.2014 - 00:59 Uhr
Wenn die DFS behauptet, die Zusatzkosten pro Ticket wären etwa EUR 0,80 dann wird das wohl so stimmen. Was in der Aussage des Herrn Scheuerle aber völlig Fehl am Platz ist, ist das Wörtchen "nur".
Denn eine Lufthansa - die ganz nebenbei selbst mit demselben Pensionsproblem kämpft - verdient pro Passagier noch keine 3 Euro.
Es wird langsam an der Zeit damit aufzuhören die Airlines die Luft zum Atmen zu nehmen. Denn die können die gestiegenen Kosten nicht einfach 1:1 weitergeben, sowie es sie Monopolisten DFS und Konsorten regelmäßig machen!


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