Terrible Teens
Älter als 7 Tage

Boeing findet Airlines für 787 aus wilden Anfangstagen

SEATTLE - Zehn auf Außenpositionen des Werks Everett abgestellte 787-8 erinnern Boeing seit fünf Jahren täglich an die bewegten Anfangstage im Programm. Die Mängel der Produktionsnummern 10 bis 20 waren so gravierend, dass die "Terrible Teens" getauften Dreamliner nie den Weg zu einer Airline fanden. Bis jetzt.

Plastik verdeckt ihre Fenster. Statt Triebwerken baumeln 7,7 Tonnen schwere Pendel an den Tragflächen und halten die Teens im Gleichgewicht.

Die früh produzierten 787 verkörpern etliche Rückschläge, die Boeing und entnervte Programmkunden bis zur ersten Auslieferung im September 2011 an All Niippon Airways (ANA) zu erdulden hatten.

Lange vor der Zulassung der 787 brachte Boeing die Produktion in Fahrt, um nach der teuren Entwicklung endlich Geld mit dem neuen Flugzeug zu verdienen.

Am Ende bedeutete diese Strategie aber, dass an 60 Dreamlinern nachträgliche Anpassungen vorgenommen werden mussten, um sie auf das zugelassene Design umzurüsten. Das mit Abstand aufwendigste Retrofit erfordern die Teens.

Boeing 787-8
Boeing 787-8, © The Boeing Company

Der Flottenbewerter Avitas hat errechnet, dass die schweren Teens bis zu 1.000 Meilen weniger Reichweite erzielen werden als die ansonsten mit 7.850 Meilen Einsatzradius beworbene 787-8.

ANA, für die einige Teens vorgesehen waren, gab später gebauten Flugzeugen den Vorzug. Andere Airlines können mit dem Übergewicht offenbar leben. "Wir haben weiterhin Anfragen nach früh gebauten 787", sagte Boeing-Sprecher Marc Birtel.

Acht Teens für Afrika?

787-Betreiber Ethiopian Airlines verhandele mit Boeing über acht Teens, sagten vier mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Gespräche seien inzwischen weit fortgeschritten. Die verbleibenden zwei Flugzeuge werde Boeing möglicherweise bei Air Austral unterbringen.

"Wir gehen mit mit diesem Thema besonnen um", äußerte sich Boeing Finanzvorstand Greg Smith Ende Januar zu den seit 2010 geparkten Flugzeugen. Dieses Jahr würden voraussichtlich "drei oder vier" Teens an eine Airline ausgeliefert.

Das würde nicht zuletzt das von Boeing verwaltete 787-Inventar entlasten, das UBS-Analyst David Strauss am 12. Februar auf 7,0 Milliarden US Dollar taxierte. Aus dem Ruder gelaufene Inventar- und Produktionskosten halten das Programm trotz steigender Auslieferungen in der Verlustzone.

Avitas schätzt den Wert der Teens auf zusammen eine Milliarde US Dollar - 100 Millionen US Dollar je Flugzeug. Gemessen am aktuellen Listenpreis von 218,3 Millionen US Dollar wären die Teens ein Schnäppchen. Die Konkurrenz schläft aber auch in diesem Fall nicht - Airbus soll Ethiopian Airlines bereits einige A330 zu sehr guten Konditionen angeboten haben.
© Bloomberg News | Abb.: Boeing | 24.02.2015 17:41

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Beitrag vom 25.02.2015 - 12:58 Uhr
Mit 100 Mio / Flieger ist Avitas (wie fast immer) sehr Boeing-freundlich. Wenn Ethiopian acht Stück aufeinmal abnimmt, wird es da sicher nochmal einen satten Nachlass oder viele Ersatzteile als Mitgift geben.

Air India hat früh gebaute 787, die nicht zu den TT gehörten und für die trotzdem nur 110-120 Millionen USD gezahlt wurden.

Dieser Beitrag wurde am 25.02.2015 12:59 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 25.02.2015 - 11:04 Uhr
Das Gewicht pusht halt die Betriebskosten ungemein - dazu steigert die deutlich geringere Reichweite die Komplexitaet, obendrein sind die Flieger ja nicht fuer das hoehere Gewicht ausgelegt.

Es hat schon einen Grund, warum diese Kisten seit Jahren bei Boeing auf dem Hof rumstehen.

Fuer Boeing waere es natuerlich ein sehr gute Sache die Flieger los zu werden, je nachdem wie sie in den Buechern stehen binden sie viel Kapital und belasten das Unternehmen.

Airlines die zeitnah Geraet brauchen haben da die Chance bei der 787 zum Zug zu kommen.
Da wird jetzt gerechnet, ob die geringeren Anschaffungskosten reichen, die hoeheren Betriebskosten aufzufangen.
Beitrag vom 25.02.2015 - 09:17 Uhr
Naja, auch wenn sie ein Schnäppchen sind, 1000 Meilen sind nicht wenig. Perfekt wären sie natürlich für den starken asiatischen Markt.

1000 Meilen sind nicht wenig, aber die wenigsten Airlines benötigen die Reichweite der 787, von daher dürfte dieser Nachteil relativ unwichtig sein. Das hohe Gewicht ist da schon ehr ein Problem.


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