Flughäfen
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Entscheidung zu Heathrow-Ausbau erneut vertagt

LONDON - Auf die Erklärung von Premier David Cameron, die zum Ende des Jahres angekündigte Entscheidung über den Ausbau Heathrows auf Sommer 2016 zu vertagen, reagierte IAG-Chef Willie Walsh mit einem offenen Brief in der "Daily Mail". Walsh droht mit einem Teilabzug von British Airways.

Nach dem Scheitern eines Flughafen-Neubaus nahe der Themsemündung überbieten sich Londons Großflughäfen inzwischen mit eigenen Ausbauplänen. Zur Wahl steht der Bau einer dritten Piste im (umbauten) Norden des Heathrow-Areals oder eine Parallelbahn im Süden des Gatwick-Komplexes. Beide Projekte sehen eine tiefgreifende Neuordung ihrer Terminalstruktur vor.

Gebaut werden soll nur eine Piste, entweder in Heathrow oder in Gatwick. Nachdem beide Airports luftseitig längst ihre Kapazitätsgrenze erreicht haben, hat die Entscheidung für den unterlegenen Anbieter weitreichende Folgen.

Heathrow 3.Piste
Heathrow Ausbau mit Nordwestbahn (Graphik), © Heathrow Airport

Nach ursprünglichen Plänen der Labour-Regierung sollte der Ausbau Heathrows bereits 2010 beginnen. Die ihr folgende Koalition stoppte das Projekt wieder und übertrug die Angelegenheit der vor zwei Jahren gegründeten Airport Commission.

Die Kommission sollte die gebotenen Varianten neu bewerten und bis Ende 2015 eine Entscheidung treffen. Den Grund für die erneute Verschiebung sieht Walsh in der anstehenden Neuwahl des Londoner Bürgermeisters im Mai 2016.

Walsh zweifelt allerdings auch an einer Entscheidung im nächsten Sommer. "Die Geschichte spricht dagegen", erklärt der IAG-Chef in der "Daily Mail", der Bau einer zusätzlichen Piste sei Thema seit dem zweiten Weltkrieg. Der für den Standort Großbritannien dringend nötige Ausbau dürfe nicht parteipolitischem Kalkül geopfert werden, die Entscheidung müsse sich an langfristigen Zielen und strategischen Werten orientieren, verlangt Walsh.

Der IAG-Manager verweist dazu auch auf konkurrierende Standorte wie Paris, Amsterdam, Frankfurt, Dubai oder Peking. "Die lachen uns aus", deren Regierungen hätten längst erkannt, wie wichtig der Beitrag der Luftfahrt für ihre Wirtschaft ist.

Walsh: Gatwick keine Alternative zu Heathrow

Aus dem Zögern der Kommission schließt Walsh auch, ein Ausbau Gatwicks sei immer noch in Erwägung. Der Flughafen in West-Sussex könne aber keine Alternative sein. Keine Airline würde nach Gatwick umziehen, solange Heathrow in Betrieb sei. so sein Befund.

In seinem Brief rüttelt Walsh kräftig an den Ketten der lokalen Politik. Und am Ehrgeiz der Planer. Für den Chef der Holding so bedeutender Airlines wie British Airways, Iberia, Vueling und nun auch Aer Lingus gäbe es dennoch Alternativen. Künftiges Wachstum könne innerhalb der Gruppe ausgelagert werden, zum Beispiel nach Madrid oder Dublin.

Hochkritisch sieht Walsh auch Aufwand und Kosten des mit "Gold tapezierten" Ausbaus. Das auf rund 18 Milliarden GBP veranschlagte Projekt würde die Gebühren für die Passagiere drastisch verteuern, von derzeit rund 20 auf 40 Pfund, pro Richtung.

Das Ausmaß der geplanten Ausbauten, vor allem im Terminalbereich und der Infrastruktur am Boden, sei völlig überzogen, unzumutbar für die Kunden. Dagegen würden die Kosten für die dritte Piste lediglich einen einstelligen Bruchteil der Gesamtkosten ausmachen.

In der geplanten Form würde das Projekt Heathrow in einen "weißen Elefanten" verwandeln, den keiner will. Heathrow sei bereits jetzt der teuerste Flughafen der Welt und verdiene besser als jeder andere. Die IAG habe stets betont, "wir und unsere Kunden werden dieses Projekt nicht bezahlen. Dies ist kein Wortgefecht, wir haben sehr wohl die Möglichkeit woanders zu expandieren - mit der Folge, dass dann künftig Spanien und Irland von unserem Wachstum profitieren", droht Walsh unverhohlen in Richtung Downing Street.
© aero.at | Abb.: IAG International Airline Group | 17.12.2015 16:19


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