Olympische Spiele
Älter als 7 Tage

Pferde fliegen nach Rio de Janeiro

STANSTED - Martin Atocks Lieblingsspruch lautet: "Die Pferde können keine Flugangst haben, weil sie nicht wissen, dass sie 10 000 Meter über dem Erdboden sind." Der Unternehmer weiß, wovon er spricht. Atock ist mit seiner Mülheimer Firma Spezialist für fliegende Pferde und verantwortlich für die teuersten Sportgeräte bei Olympia.

Nach dem ersten Transport am Freitag vom britischen Flughafen London-Stansted aus flogen die deutschen Vielseitigkeits-Pferde am Samstag ab Lüttich. "Start und Landung sind anstrengend, da müssen sie sich ausbalancieren", erklärt Jan-Hein Swagemakers, der Tierazt der deutschen Springpferde. "Wenn das Flugzeug erstmal in der Luft ist, dann ist es ruhig und relativ entspannt."

Für den Transport kommen je zwei Pferde in eine Box. Diese hievt ein Gabelstapler in eine Boeing 777 von Emirates SkyCargo. "Sie fressen und saufen", sagt Swagemakers: "Manche dösen auch ein bisschen." Elf Stunden und 40 Minuten Flugzeit sind eingeplant.

Pferde-Transport
Mit einer Boeing 777F von Emirates wurden 34 Pferde von Stansted aus nach Rio de Janeiro geflogen, © FEI/Tony Parkes

"Ich bin schon häufiger mitgeflogen, die verkraften das gut", sagt der Tierarzt. "Das ist weniger wackelig als auf dem Lastwagen." Die fliegenden Pferdetransporte starten und landen in einem flacheren Winkel als Passagiermaschinen.

Pro Nation gibt es nur eine Begleitperson. Bei den deutschen Vielseitigkeits-Pferden ist das Carmen Thiemann, die Pferdepflegerin von Ingrid Klimke. Mit den deutschen Dressurpferden, die am Montag ab Lüttich flogen, reist Isabell Werth im Spezial-Flieger mit. "Ich bin schon am häufigsten mit Pferden geflogen", berichtet die fünfmalige Olympiasiegerin: "Aber unsere Pferde sind alle noch nie geflogen."

In Rio angekommen, hilft erneut deutsches Knowhow. Vier Wagen des Pferdespediteurs Friedrich Johannsmann aus Steinhagen warten auf die wertvollen Rösser. "Wir schaffen die Strecke zum Olympia-Gelände in 29 Minuten", sagt Johannsmannn, der den ersten seiner vier Spezialtransporter schon im März nach Rio verschifft hatte. "Wir werden immer mit Polizei vorne vorweg und hinterher gefahren." Die neun Flüge aus Europa und den USA sind so geplant, dass sie abends ankommen: "Dann sind die Straßen frei."

Pferde-Transport
Für ein Pferd werden 515 Kilogramm kalkuliert. Mit an Bord der 777F von Stansted nach Rio de Janeiro waren auch 6000 kg Pferdefutter und 9900 kg Reiterausrüstung, © FEI/Tony Parkes

Die Vorschriften sind streng. Kontakt zu einheimischen Pferden ist verboten. Selbst die Olympia-Pferde aus anderen südamerikanischen Ländern dürfen nicht über den Landweg nach Rio gebracht werden, sondern müssen einfliegen.

"Unserer Wagen werden nach jeder Fahrt peinlichst desinfiziert", berichtet Johannsman. "Es sollen ja auch alle gesund zurückkommen", sagt der deutsche Pferde-Spediteur, der mit dem in Irland geborenen Atock seit Jahren zusammenarbeitet.

Es geht schließlich auch um sehr viel Geld. Ein echtes Weltklasse-Springferd kostet schnell drei, vier oder noch mehr Millionen Euro. Ein durchschnittlicher "Marktwert von einer Million ist bestimmt nicht zu hoch gegriffen", sagt Johannsmann. Bei insgesamt 200 olympischen Pferden kommt ein nettes Sümmchen zusammen.

Auch der Transport ist nicht billig. Mehr als 20 000 Euro pro Tier werden veranschlagt, First Class für die Reiter ist billiger. Die Transportkosten haben die Rio-Organisatoren übernommen. Nur für die Ersatzpferde müssen die nationalen Verbände zahlen.
© Michael Rossmann, dpa / aero.de | 02.08.2016 07:19

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Beitrag vom 03.08.2016 - 22:04 Uhr
2 Strahler die steiler als 4 Strahler steigen...spezielle Druckkabinen für Tiertransporte...hier geht's ja wieder ganz wild zu unter den "Experten"

Marbu, wenn du der Experte bist, den du offensichtlich gerne sein möchtest, dann hast du leider ein Eigentor geschossen, mal vom "Ton" ganz abgesehen.

An echten Experten gibt es in diesem Forum nur einen einzigen!
Beitrag vom 03.08.2016 - 19:44 Uhr
OK, dann muss ich meine Frage nochmal stellen. Fällt bei einem "normalen Start" ein Triebwerk aus, fehlen erst einmal 25 Prozent. Damit man nicht gleich absackt, hat man vorher was draufgepackt bei der Startberechnung. Macht man nun den dreimotorigen Ferryflug und hat auf einmal nur noch zwei Motoren wegen eines Ausfalls, sieht die Rechnung etwas anders aus. Wie viel muss ich denn bei einem solchen Flug vorher dazu geben? Und habe ich immer noch die gewohnte Steigrate?
Beitrag vom 03.08.2016 - 13:21 Uhr
Dabei handelt es sich um einen technischen Überführungsflug der natürlich ohne Passagiere oder Fracht durchgeführt wird. Meist unterliegen solche Flüge besonderen Auflagen oder müssen durch die zuständige Behörde genehmigt werden.
Es gibt z.b auch die Möglichkeit ein Flugzeug ohne Druckkabine in 10.000ft zu überführen, oder mit ausgefahrenem Fahrwerk usw.

Der Startschub wird für jeden Start unabhängig berechnet, abhängig von Bahnlänge, Hindernissen im abflugsektor, Wind, Temperatur, Luftdruck und Startmasse. Im Normalfall wird dann der niedrigste mögliche Schub gesetzt um die Lebenszeit der Triebwerke zu erhöhen und das Risiko eines Defekts zu verringern. Nur 75% des maximalen Schubs zu setzen ist keine Seltenheit. Es gibt aber auch Faktoren die es erfordern oder zumindest die Möglichkeit einbeziehen trotzdem mit höherer Leistung zu starten, z.b böige Winde, die Gefahr von Windscherung oder eine kontaminierte Bahn welche man natürlich möglichst schnell "verlassen" will.

Ich wollte lediglich darauf hinaus dass die pauschale Aussage 2 Strahler haben mehr leistungsreserven als 4 Strahler so nicht stimmt


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