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EADS muss um Rüstungsaufträge zittern – Hoffen auf Tankerdeal

EADS-Chef Louis Gallois
EADS-Chef Louis Gallois, © EADS

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LONDON - Der Airbus-Mutterkonzern EADS muss um Großaufträge im Rüstungsgeschäft zittern. Nachdem die europäischen Staaten ihre Verteidigungsetats kräftig zusammenstreichen, schlägt die EADS-Führung sanfte Töne an. "Wir sind bereit, entsprechende Maßnahmen einzuleiten, um auf die Kürzungen auf den europäischen Märkten einzugehen", sagte EADS-Chef Louis Gallois am Samstag im Vorfeld der Luftfahrtmesse in Farnborough.

Der ausstehende Tankflugzeugauftrag aus den USA gewinnt zugleich weiter an Bedeutung. Gallois kündigte an, das Flugzeug zu einem "aggressiven Preis" anzubieten. Draufzahlen will der Franzose dabei jedoch auf keinen Fall.

Die Stimmung zwischen EADS und dem US-Verteidigungsministerium scheint sich nach dem dritten Anlauf für den Auftrag deutlich verbessert zu haben. "Ich glaube, dass das Urteil, das im Pentagon fallen wird, fair ausfallen wird", sagte Gallois.

Der Auftrag für 179 Tankflugzeuge im Wert von 35 Milliarden Dollar ist bereits zum dritten Mal ausgeschrieben, nachdem beim ersten Mal der Zuschlag für Boeing wegen Unregelmäßigkeiten annulliert worden war. Beim zweiten Mal sorgte der Protest von Boeing dafür, dass EADS den bereits erhaltenen Zuschlag wieder verlor.

Boeing und EADS haben ihre Gebote Anfang Juli abgegeben. Die Entscheidung darüber soll nun im November fallen. EADS bietet das Modell KC-45 an, der weitgehend identisch ist mit dem bereits existierenden Tankflugzeug A330 MRTT.

Europäische Regierungen müssen sparen

Der Jahrhundertauftrag würde die Europäer beim geplanten Ausbau des Verteidigungsgeschäfts einen großen Schritt voranbringen. Bis zum Jahr 2020 will EADS nur noch die Hälfte des Umsatzes mit Verkehrsflugzeugen erzielen. Den Rest sollen die anderen Geschäftsfelder wie Rüstung und Raumfahrt beisteuern. Sie hatten wegen ihren großen staatlichen Aufträge in der Vergangenheit für Stabilität im Geschäft gesorgt, während die größte Konzerntochter Airbus stets mit der schwankenden Nachfrage aus der zivilen Luftfahrt zu kämpfen hatte.

Doch in den Verteidigungsministerien Europas, die bislang den Großteil der Rüstungsaufträge finanzierten, regiert jetzt der Rotstift. Vier Milliarden Euro will das deutsche Verteidigungsministerium bis zum Jahr 2014 einsparen. Bei den Franzosen sind es drei bis fünf Milliarden binnen der nächsten drei Jahre. Bei den Briten steht ein Viertel weniger Geld zur Verfügung, und Spanien streicht mehr ein Drittel der Beschaffungskosten im Verteidigungsetat.

EADS-Chef Gallois zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass der Sparkurs nicht von Dauer sein wird. "Vor uns liegen vielleicht drei oder vier Jahre, die schwierig sein werden." Wenn dann keine neue Krise komme, dürften sich die Märkte wieder erholen.

Keine Kürzung beim A400M erwartet

A400M
Airbus A400M in Berlin, © Airbus S.A.S.
Doch die diskutierten Kürzungen treffen den Konzern an empfindlichen Stellen. Es geht um milliardenschwere Projekte wie die Aufklärungsdrohne "Talarion", den Eurofighter und den Militärtransporter Airbus A400M. Die Drohne steht bereits auf der Kippe. Spanien, Frankreich und Deutschland wollten das Gerät ursprünglich haben.

EADS rechnet nicht mehr damit, das auf knapp drei Milliarden Euro taxierte Projekt komplett finanziert zu bekommen, hofft aber wenigstens auf einen Auftrag, um das Modell entwickeln und künftig auch in anderen Ländern vermarkten zu können.

Von Kürzungen beim Eurofighter und beim A400M wollte die EADS-Führung am Samstag nichts wissen. Der Eurofighter ist fest bestellt, und für das Transportflugzeug A400M haben die Auftraggeber-Nationen, darunter auch Deutschland, zugesagt, sich mit 3,5 Milliarden Euro an den Mehrkosten für das Projekt zu beteiligen. Dies entspricht in etwa der Summe, die das Talarion-Projekt kosten würde.

Der neue A400M-Vertrageigentlich für Juli erwartet - ist noch nicht unterzeichnet. Gallois gab sich dennoch optimistisch. "Niemand sagt, dass er aus der Grundsatzvereinbarung aussteigen will, auch wenn das in den Zeitungen steht." Mit dem Abschluss des neuen Vertrages rechnet er nun allerdings erst im Oktober.

Wachstum außerhalb Europas im Visier

EADS setzt jetzt darauf, dass Aufträge aus dem außereuropäischen Ausland das ausgleichen, was was auf dem alten Kontinent an Bestellungen verloren geht. "Wir müssen dahin, wo das Geld steckt", sagte der Chef der Rüstungssparte, Stefan Zoller. Er denkt vor allem an Schwellenländer wie Indien, Brasilien und den Nahen Osten.

Dieser Schritt sei zwar ohnehin geplant gewesen: "Das kommt jetzt aber deutlich schneller." Sean O'Keefe, Chef des Nordamerika-Geschäfts, hofft sogar darauf, Exemplare A400M an die USA zu verkaufen. Im dortigen Verteidigungsministerium gebe es inzwischen ein großes Interesse an dem Militärflieger.
© dpa-AFX | Abb.: EADS | 18.07.2010 10:54


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