Neuen Lufthansa-Vorstand erwarten weichenstellende Aufgaben

MÜNCHEN - Der Lufthansa-Konzern soll auch unter seinem neuen Vorstandschef Christoph Franz (50) über strategische Beteiligungen und Übernahmen weiter an Gewicht gewinnen. Franz tritt am 1. Januar die Nachfolge des bisherigen Lufthansa-Chefs Wolfgang Mayrhuber an. Bei weiter hohem Konsolidierungsdruck in der Branche wird der designierte Konzernlenker bereits 2011 weichenstellende Entscheidungen für seine Amtzeit treffen.

Das neue Vorstandsgremium wird sich mit der von der polnischen Regierung für 2011 angestrebten Privatisierung des Staatscarriers LOT befassen. "Das ist eine Veränderung bei den Eignern, die wir nicht ignorieren können", zitiert die "Sueddeutsche Zeitung (SZ)" Franz aus einem Gespräch am Rande eines Star Alliance-Treffens in München. Lufthansa und LOT sind bereits über die Star Alliance verbunden.

Innerhalb der Allianz aber außerhalb Europas sieht Lufthansa zudem Potenzial für Beteiligungen an Neugründungen. Die im Afrika-Geschäft erfahrene Konzerntochter Brussels Airlines erhält von Franz Rückendeckung für den Aufbau einer Airline im Kongo.

Als verantwortlicher Passage-Vorstand hat Franz im laufenden Jahr auch das eigene Afrika-Netz der Lufthansa ausgebaut. Mit dem Beginn des Winterflugplans wird Lufthansa ein weiteres Ziel in Afrika aufnehmen. Ab 3. November wird die Fluggesellschaft fünfmal pro Woche die Hafenstadt Pointe Noire in der Republik Kongo anfliegen. Das Lufthansa Flugplanangebot nach Westafrika umfasst derzeit 33 wöchentliche Verbindungen zu den Zielorten Abuja, Accra, Lagos, Libreville, Luanda, Malabo und Port Harcourt.

Swiss und Brussels Airlines ergänzen das Angebot der Lufthansa-Gruppe in der Region um weitere zwölf Zielorte. Afrika ist nach China einer der wichtigsten Wachstumsmärkte des Konzerns. Entsprechend groß ist das Interesse der Lufthansa, auf dem Schwarzen Kontinent einen europäischen Standards genügenden Regionalverkehr zu etablieren.

Die afrikanischen Star Alliance-Partner South African Airways und Egyptair arbeiten bereits am Aufbau einer kontinentalen Airline. In das Vorhaben soll auch die 2011 neu in die Star Alliance rückende Ethiopian Airlines eingebunden werden. "Wir betrachten die Pläne mit großem Wohlwollen", sagte Franz der "SZ". In begrenztem Umfang sei auch eine finanzielle Beteiligung der Lufthansa an dem Vorhaben denkbar.

Operative Marge soll verzehnfacht werden

Der Ausbau des Konzerns ist gleichwohl nur eine Aufgabe, der sich Lufthansa unter Franz stellen wird. Vorrangig werden sich Franz und der als Passage-Vorstand nachrückende Carsten Spohr der Ertragskraft des Airlinegeschäfts zuwenden. Vor Führungskräften des Luftfahrtkonzerns nannte Franz, der noch bis 31. Dezember den Passage-Bereich leitet, zuletzt eine operative Marge von acht Prozent als Vorgabe für die kommenden Jahre.

Nur dadurch könne man im Wettbewerb bestehen, so Franz. Derzeit betrage die Marge mit 0,8 Prozent gerade einmal ein Zehntel. 2009 hatte das Geschäftsfeld Passage Airline Gruppe, zu dem auch die verschiedenen Töchter wie Swiss, AUA und BMI gehören, acht Millionen Euro Verlust und eine operative Marge von plus 0,8 Prozent ausgewiesen. Es sei das erklärte Ziel, mit dem Markt zu wachsen und sich gegen Wettbewerber zu verteidigen, sagte Franz.