Höhenflug vor Steuerfall?
Älter als 7 Tage

Europäische Luftfahrt nach der Krise auf Rekordkurs

Lufthansa A319
Lufthansa Airbus A319, © Deutsche Lufthansa AG

Verwandte Themen

FRANKFURT - Tief war der Fall in der Krise, doch nach Schneechaos, Streik und Aschewolke ist die Luftfahrtbranche wieder auf Rekordkurs. Die Menschen kaufen inzwischen mehr Tickets als in den Boomjahren vor der Lehman-Pleite, und sie greifen fürs Fliegen tiefer in die Tasche. Doch dort langt künftig verstärkt Vater Staat zu. Die neue deutsche Ticketsteuer könnte den Aufschwung der Branche schon ab dem Jahr 2011 bremsen.

Der Preiskampf bei den Flugtickets geht schon jetzt in eine neue Runde. Gerade ist die Geldmaschine wieder auf Touren gekommen. Wer zwischen Juli und September von Frankfurt nach New York flog, musste laut dem Preisvergleichsportal billigflieger.de zufolge im Schnitt gut anderthalb mal so viel bezahlen wie ein Jahr zuvor. Auch für Flüge innerhalb Deutschlands wurden die Tickets teurer - für Flüge von München nach Hamburg um sechs Prozent, von Köln/Bonn nach Berlin gar um 41 Prozent.

Auch für Flüge bis Jahresende klettern die Preise auf der Langstrecke weiter. In dem Anstieg spiegelt sich die gestiegene Nachfrage: Schon im September hätten sich Langstreckentickets durchweg besser verkauft - egal ob für Flüge nach Asien, Amerika oder Afrika, freut man sich bei der Lufthansa. In den ersten neun Monaten beförderte Europas größte Fluggesellschaft samt ihren Auslandstöchtern Swiss, AUA und BMI fast 68 Millionen Fluggäste, so viele wie nie zuvor. Auch Branchenzweiter Air Berlin legt zu, und Billigflieger Ryanair hält nahezu ungebremst Wachstumsraten von 12 Prozent.

Nachfrage auf Vor-Krisen-Niveau

An Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt zeigt man sich sicher, dass die Krise ausgestanden ist. Die Nachfrage sei zurück auf dem "Vor-Krisen-Niveau", sagt der Chef des Flughafenbetreibers Fraport , Stefan Schulte. "Insbesondere die Zahlen aus dem dritten Quartal belegen, dass wir auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückgekehrt sind." Nachdem die Vulkanasche den Frankfurter Flughafen im April fast eine Woche lang stillgelegt hatte, zählte Fraport in jedem einzelnen Sommermonat so viele Fluggäste wie nie zuvor.

Die Aussichten sind trotzdem getrübt. Die Bundesregierung will Flüge ab Deutschland ab dem Jahreswechsel um bis zu 45 Euro je Ticket teurer machen. Innerhalb Deutschlands soll der Aufschlag 8 Euro, auf der Mittelstrecke 25 Euro betragen. Die Fluggesellschaften machen sich nur wenig Hoffnung, die Pläne noch stoppen zu können - und stellen sich auf den Verlust von Millionen Fluggästen ein.

"Deutschland ist keine Insel", sagt der Präsident des Bundesverbands Deutscher Fluggesellschaften (BDF), Ralf Teckentrup. "Also werden geschätzt sechs bis sieben Millionen Menschen entweder ins Ausland gehen oder auf Flüge verzichten." Wer heute einen Flug für kommenden Januar bucht, muss die Ticketsteuer bereits bezahlen.

Ryanair-Chef Michael O'Leary, der in der Vergangenheit schon gegen die Touristensteuer in Großbritannien gewettert hatte, hat hierzulande Konsequenzen gezogen und seine Ausbaupläne für das Deutschland-Geschäft auf Eis gelegt. Auch der Provinzflughafen Hahn im Hunsrück, der fast vollständig von Ryanair abhängt, tritt auf die Bremse und stoppt vorerst die geplante Erweiterung des Terminals.

Steuer zu Lasten der Airline-Gewinne

Schon starten die Fluggesellschaften eine neue Schlacht um sparsame Kunden. Laut dem "Spiegel" will die Lufthansa ab Januar auf ausgewählten Strecken häufig die Zuschläge senken - trotz der neuen Abgabe. Der scheidende Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hatte bereits zuvor angekündigt, dass die Fluglinie die Steuer nicht vollständig auf die Kunden abwälzen könne - weil die Flüge sonst zu teuer würden. Air-Berlin-Chef Joachim Hunold sieht sein Unternehmen dazu nicht in der Lage: Er will die Abgabe komplett von den Passagieren zurückholen.

Ob die Fluglinien ihren Rekordkurs halten können, dürfte sich daher nicht zuletzt an der Preisentwicklung festmachen. Der weltweite Branchenverband IATA schätzt, dass die Ticketpreise ihren vorläufigen Hochpunkt bereits im Sommer erreicht haben. "Weltweit gesehen, scheint der Anstieg abgerissen zu sein", heißt es in einer Studie des Verbands. Dabei seien die Tickets im Schnitt immer noch billiger als vor der Krise. Dank der neuen Abgabe dürfte Fliegen hierzulande ab dem Jahreswechsel dennoch teurer werden - auch wenn Lufthansa, Air Berlin und Co. davon nichts haben.

© Steffen Weyer, dpa-AFX | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 13.10.2010 08:24


Kommentare (0) Zur Startseite

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 05/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden