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Die Kampfkraft, der Anschaffungspreis sowie die Wartungs- und Betriebskosten hätten für das Boeing-Modell gesprochen, erläuterte Lynn. EADS steht es nun offen, einen förmlichen Protest einzulegen.
"Das ist zweifellos eine enttäuschende Entwicklung", erklärte Ralph Crosby, Vorstand von EADS Nordamerika. "Wir sehen der Diskussion mit der US-Luftwaffe über die Gründe für diesen Entschluss mit Interesse entgegen". Der stellvertretende Verteidigungsminister warnte aber bereits: "Wir haben einen klaren und offenen Bieterprozess gestartet. Das schafft keine Basis für Proteste."
Dritter Anlauf
Es war bereits der dritte Anlauf zur Vergabe des Megageschäfts. Einmal hatte Boeing gewonnen, einmal EADS. Nach Fehlern bei der Auftragsvergabe schrieb die Regierung den Superdeal immer wieder neu aus. "Wir haben uns die Zeit genommen, die richtige Entscheidung zu treffen", sagte Luftwaffen-Staatssekretär Michael Donley. Es geht um viel Geld: Mit Folgeaufträgen könnte das Geschäft auf 100 Milliarden Dollar anwachsen. Die Boeing-Aktie sprang nachbörslich 4 Prozent nach oben.
"Wir fühlen uns geehrt, das nächste Tankflugzeug für die Air Force liefern zu dürfen", sagte Boeing-Chef Jim McNerney. Die Luftwaffe habe sich für ein amerikanisches Flugzeug entschieden, erklärte er. Das sichere und schaffe 50.000 Arbeitsplätze im ganzen Land. Die Maschine wird unter der Bezeichnung KC-46A laufen. Der US-Hersteller hatte bereits den Vorgängertypen geliefert, die KC-135.
Milliardenauftrag
Insgesamt muss die Air Force 534 Tanker und Frachtmaschinen ersetzen, die noch Präsident Dwight D. Eisenhower kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angeschafft hatte. EADS hatte einen bereits bei anderen Luftwaffen erprobten Tankflieger auf Basis des Passagierjets Airbus A330 ins Rennen geschickt, Boeing konterte mit einer Neuentwicklung auf Basis der kleineren und älteren Verkehrsmaschine 767 und versprach günstigere Betriebskosten.
Bis 2017 wird Boeing nun die ersten 18 Maschinen ausliefern. Damit bleibt der lukrative US-Rüstungsmarkt für EADS weiterhin in großen Teilen verschlossen. EADS hatte, um den Zuschlag zu bekommen, sogar eigens ein Werk in Mobile im US-Bundesstaat Alabama bauen wollen und der wirtschaftlich eher schwachen Region 48.000 neue Arbeitsplätze versprochen. "Wir schulden ihnen eine gründliche Analyse", sagte Nordamerika-Vorstand Crosby an die Menschen gewandt.
Boeing geht nach Stellungnahmen von Konzernvertretern davon aus, mit der Produktion der Tanker für die US Air Force im Jahr 2015 zu beginnen. Im gleichen Jahr soll die KC-46A zu ihrem Erstflug abheben.
Update 15.19 Uhr: Enders: "Haben in Ehren gegen Platzhirschen verloren"
In den vergangenen Wochen hatten beide Kontrahenten mit Zeitungsanzeigen und Radiospots in Washington um die Gunst der Öffentlichkeit und der Politiker geworben. Republikaner aus dem Süden standen auf Seiten von EADS; Demokraten aus dem Westen unterstützten Boeing. Im Werk Everett im US-Bundesstaat Washington sollen die Tankflieger gebaut werden. Die dortigen Politiker hatten bereits Widerstand für den Fall angekündigt, dass die Europäer gewinnen sollten.
"Bei einem solch komplexen Programm wird unsere Bewertung der heutigen Entscheidung etwas Zeit in Anspruch nehmen", sagte EADS-Mann Crosby.
"Wir haben gegen den Platzhirschen verloren", ergänzte Airbus-Chef Tom Enders am Freitag in Toulouse. "Das ist aller Ehren wert." Für Boeing wäre eine Niederlage ein Desaster gewesen, fügte er hinzu. "Für uns ist es nur eine verlorene Chance - an unseren hervorragenden Wachstumsperspektiven ändert das gar nichts." Airbus habe Boeing in einem harten Kampf zu einem sehr niedrigen Angebotspreis gezwungen.
Wörtlich betonte Enders: "Ich denke auch, dass man im Pentagon die hohe Professionalität unserer Arbeit und unseres Angebots zu schätzen weiß. Das ist keine schlechte Ausgangsbasis für künftige Bieterverfahren in den USA, in denen wir wieder mit überlegenen Produkten antreten können."
Lesen Sie auf der nächsten Seite die Chronologie des Tankerauftrags seit 2003.
© dpa-AFX | Abb.: Boeing | 25.02.2011 07:03
Kommentare (51) Zur Startseite
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"Nein kein Denkfehler"... wenn die 150 Airbus-Flugzeuge genauso viel Tanksonden haben wie die 179 Boeing Produkte ... Hängt doch alles von der Anwenung ab....
Boeing muß 4 Demonstratoren und "18 KC-46A aircraft to be delivered by 2017".
Ob die Kurzversion korrekt ist?
Da hab ich auch nicht alles verstanden (Total # of Lots 13 , source selection team member 230+...)!
Der Deal beinhaltet nur die Entwicklung/ Erprobung des Tankers.
Danach die Lieferung von 17 tankern bis 2017. Auftragswert 3,5 Milliarden USD
Gut natürlich wird Boeing die restlichen Maschinen auch liefern dennoch der Auftrag
beinhaltet hauptsächlich erstmal die Entwicklung und Erprobung.
http://www.af.mil/shared/media/document/AFD-110224-053.pdf
Nein kein Denkfehler.
Aber vielleicht brauchen sie die 179 um Flächendenkend Einsätze fliegen zu können.
Dann sind immer paar in Wartung usw.
Außerdem sind die 179 bloß die erste Tranche.