Neue Jets bereiten Ärger
Älter als 7 Tage

Airbus und Boeing müssen nachbessern

B787 FAL
Boeing 787 FAL, © The Boeing Company

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HAMBURG - Die neuen Flugzeugprogramme A380 und 787 bereiten Airbus und Boeing in diesen Tagen erneut viel zusätzliche Arbeit. Beim doppelstöckigen Airbus A380 finden sich Risse in Tragflächen-Teilen, beim Langstreckenflieger 787 muss Boeing aktuell erneut am Rumpf nachbessern. Auffällig ist: Alle großen Neuentwicklungen der vergangenen Jahren schafften es nur mit massiven Verzögerungen und teils milliardenschwerem Mehraufwand in die Luft.

Den Hersteller bleibt nichts anderes, als sich um Schadensbegrenzung zu bemühen. Dass die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) Untersuchungen anordne, bedeute keineswegs, dass ein aktues Sicherheitsrisiko bestehe, musste Airbus am Mittwoch wieder einmal betonen.

Kurz zuvor hatte die EASA die Untersuchung aller A380-Flügel angeordnet. An den Befestigungen der Tragflächenrippen waren zuvor feine Risse entdeckt worden.

Mit Wirbelstrom sollen etwaige Schwachstellen gefunden werden. Dies geht zwar verhältnismäßig schnell, für die Fluggesellschaften ist der Ausfall dennoch bitter. Auch wenn Airbus für die Reparaturkosten geradesteht, fehlen die Maschinen mindestens drei Tage im laufenden Betrieb.

Die Lufthansa schmiedet nun schon Pläne, wie sie keinen Kunden enttäuschen muss, der unbedingt mit dem Airbus-Flaggschiff nach Tokio oder Johannesburg fliegen will. "Wir werden das so gestalten, dass alle acht Maschinen überprüft werden und kein A380-Flug ausfällt", sagt Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty.

Für die Reparatur müssen die Airbus-Techniker zum Inneren des Flügels vorstoßen: Nur so können sie die schadhaften Teile gegen intakte austauschen. An jedem der untersuchten Flieger waren bislang mehrere solche Reparaturen notwendig.

Boeing ist ebenfalls Kummer gewohnt. Die 787 "Dreamliner" wurde zum Albtraum der Konstrukteure. Eine ungesunde Mischung aus eigenen Fehlern und denen der Zulieferer führte dazu, dass die ersten Maschinen mit mehr als drei Jahren Verspätung ausgeliefert wurden. Die Kunden waren stinksauer, die Kosten explodierten.

Zudem erwiesen sich die verwendeten Verbundwerkstoffe beim "Dreamliner" als tückisch. Der leichte und dennoch hochstabile Kunststoff ersetzte das sonst im Flugzeugbau übliche Aluminium. Ziel war es, das Flugzeug abzuspecken und langlebiger zu machen. Erst vor wenigen Tagen tauchten aber neue Fertigungsprobleme auf. Das Skelett, dass den Rumpf Festigkeit verleiht, war an einigen Stellen nicht richtig montiert worden. Es bestehe jedoch kein Grund zur Sorge, beteuerte Marketingchef Randy Tinseth: "Die Reparaturen werden nur einige Tage dauern, nicht Monate."

Die Flugzeugbauer haben aus den Fehlern gelernt: Bei ihren Brot-und-Butter-Programmen, den Mittelstrecken-Baureihen Airbus A320 und Boeing 737, gehen sie kein Risiko ein. Hier verzichten sie vorerst auf einen kompletten Modellwechsel. Stattdessen setzen die Hersteller auf eine Modernisierung und rüsten die Maschinen vor allem mit neuen, spritsparenden Triebwerken aus.
© dpa, aero.de | Abb.: Airbus S.A.S. | 09.02.2012 08:27

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Beitrag vom 09.02.2012 - 18:12 Uhr
Der Vergleich mit der MD-11 ist nicht ganz fair. Schließlich haben die damaligen Konstrukteure die technischen Margen bei Weitem nicht ausgenutzt. Man hatte damals nicht die Erfahrung, Sprit war nicht so teuer und Fliegen eh ein Luxusgut. Die konnten und mussten sich viel höhere Sicherheitsmargen leisten. Heute kommt man so langsam an die Grenzen der Werkstofftechnik.
Beitrag vom 09.02.2012 - 10:06 Uhr
Es ist halt nur auffaellig, dass es derart spektakulaere Probleme frueher nicht gegeben hat. Die MD-11 war auch um einige Tonnen schwerer als veranschlagt, was sie den Grossauftrag von SIA gekostet hat. Aber entweder werden solche Probleme heute von den Medien staerker aufgebauscht oder der Druck, mehr in kuerzerer Zeit praesentieren zu koennen - koste es, was es wolle - ist wirklich groesser geworden.
Beitrag vom 09.02.2012 - 09:59 Uhr
Ja und nein. Das die Ingenieure nicht die Zeit bekommen die sie gerne hätten stimmt. Andererseits kann man auch nicht unendlich testen. Konkret am A380, das Modell ist seit über 4 Jahren im Linieneinsatz bis man das Problem erkannt hat und dies hauptsächlich wegen der Reparatur in Singapur. Hätten die Testingenieure 68 Maschinen jahrelang zur Probe fliegen lassen sollen? Es bleibt immer ein Rest der sich nur im Alltag herausstellt. Er darf nur nicht sicherheitsrelevant sein.

Obwohl das Auto über 100 Jahre Entwicklung hinter sich hat kommt es auch da bei neuen Modellen immer wieder zu Serienmacken. Habe früher mal einen solchen Fehler bis zur absoluten Ratlosigkeit (permanente Startschwierigkeiten) erlebt die trotz div. Reparaturversuche in verschiedenen BMW-Werkstätten nicht behoben werden konnten. Später stellte sich dann heraus es war ein grundsätzlicher Konstruktionsfehler aber machen sie das mal als Einzelkunde gegenüber BMW geltend ohne techn. Spezialwissen. Ich habe jedenfalls ca. 2000,- DM selbst bezahlt und erst ein gelber ADAC-Engel konnte dann überhaupt erst den Weg zur endgültigen Lösung aufzeigen während in den Werkstätten trotz detaillierter Fehlerbeschreibung nur nach dem Motto verfahren wurde das tauschen wir mal vorsorglich auch wenn wir nicht Wissen warum. Das Problem werden die A380-Kunden nicht haben. Dafür wird Airbus die Schatulle aufmachen müssen.


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