Subventionsstreit
Älter als 7 Tage

EU fordert zwölf Milliarden Dollar Strafe für USA

Boeing-Werk
Boeing-Werk in Everett, © Boeing

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BRÜSSEL - Mit Strafmaßnahmen in Höhe von jährlich 12 Milliarden Dollar (9,3 Milliarden Euro) will die EU die USA zur Beendigung von unerlaubten Subventionen für den Flugzeugbauer Boeing zwingen. Die EU-Kommission stellte nach eigenen Angaben vom Donnerstag in Brüssel bei der Welthandelsorganisation WTO in Genf einen entsprechenden Antrag. Damit reagiere die EU darauf, dass die USA einen WTO-Schiedsspruch im Subventionsstreit nicht umgesetzt hätten.

Airbus begrüßte das Vorgehen der EU in dem Streit um Flugzeugbausubventionen, der schon jahrelang tobt.

In einem Schreiben an die WTO bekräftigte die EU ihre Auffassung, dass Washington nicht wie vorgeschrieben innerhalb einer Frist von sechs Monaten die von der WTO als unerlaubt definierten Subventionen beseitigt hätten. Sie widersprach damit der Ansicht der US-Regierung, die am 23. September erklärt hatte, sie seien der WTO-Entscheidung gefolgt.

Die EU beantragte bei der WTO die Erlaubnis, im Handel mit den USA Strafmaßnahmen mit einem Volumen von 12 Milliarden Euro zu verhängen. Unter anderem wolle die EU allgemeine Zollermäßigungen für eine Reihe von Produkten, über die noch entschieden werden müsse, aussetzen. Sie wolle auch Konzessionen und andere Verpflichtungen im Handel mit den USA aussetzen. Dies gelte auch für den gesamten Bereich der Dienstleistungen.

"Airbus ist der EU-Kommission dankbar, dass sie Folgemaßnahmen ergreift", teilte der europäische Flugzeugbauer mit.Nach Angaben der EADS-Tochter ist die anvisierte Strafe die höchste WTO-Sanktion, die je verlangt wurde. Die EADS-Tochter Airbus sieht sich durch erhebliche staatliche und kommunale Subventionen für die aktuellen Zivilflugzeugprogramme von Boeing benachteilgt. Sie geht wie die WTO davon aus, dass der US-Konzern beispielsweise nicht in der Lage gewesen, ohne Subventionen das Langstreckenflugzeug B787 einzuführen.

Der Streit um Flugzeugsubventionen belastet seit 2004 die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU und den USA. Damals hatte Washington Klage gegen die EU mit der Begründung erhoben, deren Hilfen für den Airbus-Hersteller verzerrten den Wettbewerb und seien illegal. Darauf hatte die EU mit einer Gegenklage geantwortet. Sie hatte argumentiert, Boeing werde vor allem durch Aufträge des US-Militärs und der Weltraumbehörde Nasa indirekt subventioniert.

Sowohl die EU als auch die USA sehen sich als Opfer der Subventionspraktiken der Gegenseite, zu denen unter anderem staatliche Forschungsförderung, die Anschubfinanzierung für neue Modelle, Exporthilfen und Steuererleichterungen gehören.

Im März hatte eine Berufungskammer der WTO im Kern ein Urteil bestätigt, nach dem die USA den heimischen Hersteller Boeing mit mehreren Milliarden Dollar unterstützt haben. Es gibt eine ähnliche WTO-Entscheidung gegen die EU und Airbus. Boeing wirft seinem Erzrivalen Airbus vor, weiterhin Milliarden Euro an illegalen Hilfen zu erhalten, namentlich für den neuen Langstreckenflieger A350.

Nach Angaben der EU-Kommission muss nun zunächst die WTO entscheiden, ob die USA sich tatsächlich nicht an die Feststellungen des zuständigen WTO-Gremiums im Boeing-Fall gehalten haben. Anschließend könnte dann ein Schlichtungsverfahren eingeleitet werden.
© dpa-AFX | 27.09.2012 14:23

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Beitrag vom 28.09.2012 - 23:20 Uhr
@hmd

Sorry, so plump zu schreien ist schon lächerlich.

Wie sixpence bereits geschrieben hat, ist es richtig, dass A subventioniert wurde und teils noch wird.
Wir hatten hier im Forum mal eine nette Aufschlüsselung der Kreditvergabe an A, aus der hervorgeht, dass zwischen günstigen Krediten und direkter Subvention unterschieden werden muss.

Es darf aber auch nicht vergessen werden, dass B das zivile Geschäft erst aus der militärischen Entwicklung heraus entwickeln konnte. Und damals waren Kosten einfach überhaupt kein Thema.
Daher greife ich ganz bewusst sehr weit zurück:
Hätte es keinen WW2 mit folgendem kalten Krieg gegeben, würde es Boeing in der jetzigen Form auch nicht geben. Ohne die monströsen Ausgaben in den 50'ern, 60'ern und 70'ern im militärischen Bereich, hätte Boeing nicht diese, aktuelle zivile Sparte aufbauen können.

Aber hey, letztlich war das in Ordnung.
Und letztlich ist es auch für uns Konsumenten in Ordnung, dass es nun einen Konkurrenten zu Boeing gibt.
Dieser wurde natürlich angeschoben durch staatliche Subventionen.
Wo wäre aber der Markt, wenn es diesen Konkurrenten nicht geben würde?

Bevor jetzt der Hinweis auf die amerikanischen Alternativen der Vergangenheit oder gar die russischen kommt:
Bitte erst gründlich nachdenken bevor gepostet wird. ;)
Beitrag vom 28.09.2012 - 00:20 Uhr
@hmd,

und Boeing hält sich immer an die frei Marktwirtschaft.... Trotz Dragon Lady hat Boeing das Tankergeschäft bekommen usw...
Ob sich die Chinesen oder Russen an WTO-Vorgaben halten?
Beitrag vom 27.09.2012 - 22:40 Uhr
nicht so heftig, bitte.
ich denke, mit etwas distanz gesehen, haben sich beide seiten kaum etwas vorzuwerfen. natürlich haben die vorleistungen der staatlicchen aktionäre erst die basis für Airbus und EADS geschaffen. die meisten gelder allerdings sind als rückzahlbare darlehen gegeben worden. banken sind nun mal keine unternehmer...
bei Boeing sprechen wir gar nicht über die milliarden und milliarden, die von pentagon und nasa in den letzten 50 jahren(!), also alles steuergelder, an Boeing geflossen sind, spricht ja schon keiner mehr. damit ist dort ein grßteil der F&E aus steuermitteln bezahlt worden.

saludos a todos
charlie.f.kohn@sixpence-piuctures.com
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