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Airbus A340 geht erstmals auf Antarktisexpedition

Hi Fly Airbus A340 in der Antarktis
Hi Fly Airbus A340 in der Antarktis, © Hi Fly

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KAPSTADT - Der Airbus A340 ist seit seinem Erstflug 1991 auf fast jedem Kontinent gelandet. Mit einer Ausnahme: Die Antarktis war für die A340 bislang tatsächlich ein weißer Fleck. Das hat sich nun geändert - dank der portugiesischen Charter-Airline Hi Fly. Eine Typenerstlandung der besonderen Art.

Im Herbst seiner Laufbahn schreibt der Airbus A340 noch einmal Geschichte. Ziemlich sehr kalte Geschichte: 30 Jahre nach dem Jungfernflug des ersten Airbus-Vierstrahlers Ende Oktober 1991 hat eine A340-300 am 2. November ihr Fahrwerk zum ersten Mal ins ewige Eis des Südpols gesetzt.

Das Flugzeug mit dem Kennzeichen 9H-SOL brachte Polarforscher und Touristen zur Wolf's Fang Runway in der Region Königin-Maud-Land in Antarktika. Betreiber Hi Fly hatte die A340 zuvor eigens zu diesem Zweck am 30. Oktober vom Heimatflughafen Beja in Portugal nach Kapstadt überführt.

Seither pendelt der - passenderweise schneeweiß lackierte - Widebody unter der Flugnummer HFM801/802 regelmäßig zwischen Südafrika und dem Südpol.

Die Wolf's Fang Runway ist ein privat betriebener "Flugplatz", errichtet vom Unternehmen White Desert Ltd. Die ins Eis gezogene Landebahn ruht auf 1,4 Kilometer dickem, blau schimmerndem Gletschereis und liegt gute fünf Flugstunden, oder 4.600 Kilometer von Kapstadt entfernt.

Carlos Mirpuri, Vizechef von Hi Fly und erfahrener Airbus-Pilot, ließ es sich nicht nehmen, den historischen ersten Flug an den Südpol höchstselbst zu kommandieren. Selbst ihm, dem abgebrühten Kapitän, der einst schon die Hi Fly-A380 im Tiefflug über die Algarve manövrierte, kochten vor dem Start die Emotionen hoch: "Die Aufregung, an einem so einzigartigen Ereignis teilzunehmen, übertraf alles andere", so Mirpuri.

Hi Fly Airbus A340 in der Antarktis
Hi Fly Airbus A340 in der Antarktis, © Hi Fly
 
Seine Crew bat auf der historischen Reise 23 Passagiere an Bord - und lud zudem den Großteil der am Zielort für den Turnaround notwendigen Bodenausrüstung in den Bauch der A340. Schließlich war es der erste Flug zur Wolf's Fang Runway in der gerade beginnenden Sommersaison. Und da es vor Ort keine Möglichkeit zum Auftanken gibt, startete die 9H-SOL außerdem mit 77 Tonnen Sprit ins eiskalte Abenteuer.

Lotse mit Handquetsche

Vom Gesamt-Startgewicht, mit dem HFM801 Kapstadt verließ, waren noch etwa 190 Tonnen übrig, als die A340 nach fünf Stunden und zehn Minuten Flugzeit ihre zwölf Räder zum ersten Mal ins antarktische Polareis drückte. Die Kommunikation mit der "Flugsicherung" vor Ort sei dabei wie üblich über UKW erfolgt, schildert Mirpuri.

Hi Fly Airbus A340 in der Antarktis, © Hi Fly
 
Genaugenommen handle es sich in Wolf's Fang allerdiings gar nicht um eine Flugsicherung im klassischen Sinn, "sondern um eine Person mit einem tragbaren Handfunkgerät, die sich um die Landebahn kümmert." Die rund drei Kilometer lange, ins Eis gefräste Bahn, deren Rillen der A340 und anderen Flugzeugen ausreichend Grip zum Bremsen und Beschleunigen gewähren, sei technisch "in einem guten Zustand gewesen", so Mirpuri weiter.

Drei Stunden Bodenzeit

Die größte Schwierigkeit bei einem Flug zum Südpol sei es, die Runway in der eintönig weiß schimmernden Umgebung rechtzeitig zu erkennen und den Gleitpfad korrekt abzuschätzen. Navigationshilfen oder gar ein ILS existieren nicht.

"Die Verschmelzung der Landebahn mit dem umliegenden Gelände und der riesigen weißen Wüste macht die Höhenbeurteilung, gelinde gesagt, schwierig", erklärt Mirpuri. Jedoch sei alles perfekt und wie geplant verlaufen – auch dank monatelanger, sorgfältiger Planung. "Alle waren zufrieden", freute sich der Hi Fly-Vize.

Zufriedenstellend war auch die Performance am Boden: Bereits weniger als drei Stunden nach der Landung brach die 9H-SOL wieder nach Kapstadt auf – um zwei Tage später wieder ins ewige Eis zurückzukehren. Ein Ereignis, das sich seither mehrfach erfolgreich wiederholt hat.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Hi Fly | 23.11.2021 07:38

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Beitrag vom 24.11.2021 - 13:14 Uhr
Ich wusste gar nicht, dass ein Flugzeug zum Beschleunigen Grip braucht...

Ich könnte mir vorstellen, dass es auf blankem Eis schwierig ist, beim Start ohne Grip auf der Bahn zu bleiben, zumindest solange, bis das Seitenruder einigermaßen greift ...

Das ist so! Der Schub der 4 Triebwerke wird niemals exakt symmetrisch sein und da muss dann der Reibungskoeffizient des Bugfahrwerkes helfend eingreifen.
Beitrag vom 23.11.2021 - 16:33 Uhr
Ich wusste gar nicht, dass ein Flugzeug zum Beschleunigen Grip braucht...

Ich könnte mir vorstellen, dass es auf blankem Eis schwierig ist, beim Start ohne Grip auf der Bahn zu bleiben, zumindest solange, bis das Seitenruder einigermaßen greift ...
Beitrag vom 23.11.2021 - 11:07 Uhr
" Die rund drei Kilometer lange, ins Eis gefräste Bahn, deren Rillen der A340 und anderen Flugzeugen ausreichend Grip zum Bremsen und Beschleunigen gewähren, sei technisch "in einem guten Zustand gewesen"

Ich wusste gar nicht, dass ein Flugzeug zum Beschleunigen Grip braucht...


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