Tauziehen um Air Berlin
Älter als 7 Tage

"Es gibt jetzt genug Interessenten"

Air Berlin Airbus A330-200
Air Berlin Airbus A330-200, © Air Berlin

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BERLIN - Die Meinungen über die Zukunft von Air Berlin gehen weiterhin weit auseinander. Die Bundesregierung setzt auf rasche Ergebnisse der Übernahmegespräche. "Wir warten jetzt mal ab und hoffen, dass es schnell geht", sagte Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) am Samstag in Berlin.

Air Berlin verhandele mit der Lufthansa, mit Easyjet, mit Ryanair. "Ryanair will jetzt sogar die ganze Air Berlin kaufen", sagte Zypries. Auch der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl komme ins Spiel und wolle die ganze Air Berlin kaufen. Die Ministerin resümierte: "Es gibt jetzt genug Interessenten. Und wie das dann tatsächlich läuft, damit hat die Bundesregierung nix zu tun und ich persönlich auch nicht."

Vor einer Woche hatte Zypries allerdings erklärt, sie würde es begrüßen, wenn die Lufthansa größere Anteile von Air Berlin übernehmen würde. Air Berlin äußerte sich am Wochenende nicht dazu, mit welchen möglichen Partnern derzeit Gespräche geführt werden - auch nicht dazu, wie nahe man dabei einer Lösung ist.

Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer sprach sich für eine Übernahme durch die Lufthansa aus. "Ich bin dafür, im Rahmen des Rechts die Lufthansa zu stärken. Durch die Übernahme von Air Berlin können wir eine noch stärkere Lufthansa bekommen", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntag).

Unterdessen kann sich auch Niki Lauda, Ex-Formel-1-Star, Luftfahrtunternehmer und Gründer der Air Berlin-Tochter Niki, eine Übernahme seiner einstigen Gesellschaft vorstellen. "Ich habe einen Brief an den Insolvenzverwalter von Air Berlin geschrieben, in dem ich mein Interesse an FlyNiki bekunde", sagte Lauda der österreichischen "Kronen-Zeitung". "Jetzt bin ich gespannt, was passiert, ob ich überhaupt zu den Verhandlungen eingeladen werde."

Allerdings müsse er erst einen Blick in die Bücher der Niki werfen. "Erst einmal will ich die gleiche Chance haben wie die Lufthansa, die das von langer Hand geplant hat", sagte Lauda, der eine mögliche Übernahme durch die deutsche Airline schon zuvor scharf kritisiert hatte. Wie Ryanair-Chef Michael O'Leary fürchtet Lauda eine beherrschende Stellung der Lufthansa vor allem im deutschen Markt.

Der irische Billigflieger hatte die Lufthansa-Pläne und die Umstände der Air-Berlin-Pleite samt staatlicher Bürgschaft über 150 Millionen Euro scharf als "abgekartetes Spiel" kritisiert und auch Beschwerde beim Bundeskartellamt und bei der EU-Wettbewerbskommission eingelegt.

Zypries verteidigte erneut den Überbrückungskredit für Air Berlin. Falls die Bundesregierung das Unternehmen nicht durch den Kredit in die Lage versetzt hätte, weiter fliegen zu können, hätten die Flugzeuge auf dem Boden bleiben müssen und Urlauber wären nicht zurück nach Deutschland gekommen. Zudem bleibe so der Wert des Unternehmens und der Flugrechte von Air Berlin erstmal erhalten.

Kredit noch nicht unter Dach und Fach

Der Kredit ist einem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge aber noch nicht unter Dach und Fach. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte am Sonntag, es laufe alles planmäßig, man sei in der "technischen Umsetzung". Dem Blatt zufolge ist weder der Vertrag unterschrieben noch bisher Geld geflossen.

Der CDU-Wirtschaftsrat schloss sich unterdessen einer Forderung von Zypries an und forderte die Regierung angesichts der Air-Berlin-Pleite auf, die umstrittene Ticketsteuer zur Stabilisierung des Luftverkehrsstandorts abzuschaffen.

"Die Politik hat mit Luftverkehrssteuer selbst die Rahmenbedingungen für die Branche deutlich verschlechtert, die sie einseitig mehr belastet als fast alle ihre europäischen Mitbewerber", sagte der Generalsekretär des Verbandes, Wolfgang Steiger, der Deutschen Presse-Agentur.

Das Finanzministerium hatte den Vorschlag der Wirtschaftsministerin allerdings bisher nicht unterstützt, es bestehe nicht die Absicht, die Steuer zu streichen. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) begrüßte den Vorstoß von Zypries.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Air Berlin | 28.08.2017 08:10

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Beitrag vom 28.08.2017 - 18:17 Uhr
So schwer?
LH hat 500 Abflüge in FRA, EK hat 3.

Die LVA wird, bei Abflug in D oder auch A, ja vom Passagier beim Kauf eines Tickets bezahlt. Egal mit welcher Airline ( ob LH oder FR) der Passagier fliegt. Die jeweilige Airline hat nur Kosten wegen der Administrierung.


Wir hatten vor drei Wochen an dieser Stelle eine ausführliche Diskussion zum Thema LVA. Bei Interesse kann man die verschiedenen Standpunkte hier nachlesen:

 http://www.aero.de/forum/Kommentare-zu-aktuellen-Nachrichten/1/BDL-Deutsche-Airlines-verlieren-Marktanteile/
Beitrag vom 28.08.2017 - 17:25 Uhr
So schwer?
LH hat 500 Abflüge in FRA, EK hat 3.

Die LVA wird, bei Abflug in D oder auch A, ja vom Passagier beim Kauf eines Tickets bezahlt. Egal mit welcher Airline ( ob LH oder FR) der Passagier fliegt. Die jeweilige Airline hat nur Kosten wegen der Administrierung.
Beitrag vom 28.08.2017 - 17:02 Uhr
So wie ich das verstanden habe, ist die Eigenverwaltung hier nur zu dem Zweck da, das was noch an Wert vorhanden ist zu veräußern. Den Betrieb saniert weiter zu führen wäre mir neu. Der einzig relevante Wert sind die Slots. Die kann man aber nicht einfach verkaufen, sie hängen an der Ops dran. Nicht genutzte Slots verfallen und kommen wieder in die Verteilung. Durch die Insolvenz erlischt, ohne genug Geld in den Rücklagen, sofort das AOC und die Flieger sind gegroundet. Ohne AOC keine Slots. Ohne Slots kein Wert, da alles schon verkauft ist.
Daher kaufen die Interessenten Teilstücke der Ops, nur so bekommen sie die Slots. Da hängt dann alles andere dran, Flieger, Personal usw.
Interessant wäre die Frage, kauft ein Interessent alles, obwohl das Konzept sichbar nicht trägt, aber er den höchsten Preis bietet. Er stückelt dann sofort und verschachert alles was geht und macht evtl. Gewinn. Die Gläubiger wird es freuen, den Rest eher nicht. Was tun?

Vor nächster Woche werden wir nichts Neues erfahren, jetzt wird erst mal gerechnet und verhandelt.


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