Ufo will Tochterfirmen bestreiken
Älter als 7 Tage

Lufthansa bietet höhere Gehälter

Lufthansa-Flugbegleiter
Lufthansa Flugbegleiterin, © Lufthansa

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FRANKFURT - Mit einem Schachzug lässt Lufthansa eine Streikdrohung der Kabinengewerkschaft Ufo ins Leere laufen: der Konzern hebt die Gehälter von sich aus an. Die Flugbegleiter wollen nun stattdessen bei mehreren Tochterunternehmen streiken. Die aktuelle Lage im Überblick.

Die Kabinengewerkschaft Ufo hat ihren für Sonntagmorgen angekündigten Warnstreik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft kurzfristig abgesagt. Das hat die Tarifkommission entschieden, nachdem die Lufthansa freiwillige Gehaltserhöhungen von 2,0 Prozent für diese Berufsgruppe angekündigt hat. Der Konzern hatte außerdem angekündigt, mit Ersatzcrews Flugausfälle bei der Lufthansa zu verhindern.

Der erst am Freitagnachmittag nachgeschobene Streikaufruf für vier weitere deutsche Flugbetriebe des Konzerns bleibt nach den Worten des Ufo-Sprechers Nicoley Baublies aber bestehen. Nun sollen am Sonntag zwischen 05.00 und 11.00 Uhr bundesweit sämtliche Starts der Töchter Eurowings, Germanwings, Lufthansa Cityline und SunExpress bestreikt werden, wie die Gewerkschaft mitteilte.

Mit dieser Drohung sind immer noch mehr als 300 Abflüge im Streikzeitraum gefährdet. Zehntausende Passagiere müssen weiterhin um ihre Verbindungen bangen. Betroffen sind nun Eurowings-Basen wie Düsseldorf, Stuttgart oder Berlin. An den Lufthansa-Drehkreuzen München und Frankfurt sind nun keine Streiks mehr geplant.

"Auf zynische Weise stilisiert Lufthansa den langen Konflikt nun zu einem Show-down auf dem Rücken der Kunden und Mitarbeiter, indem sie droht und es darauf ankommen lässt, Flüge mit Streikbrechern durchzuführen", erklärte der frühere Ufo-Chef Nicoley Baublies in einer Mitteilung.

Da keine schnelle Änderung zu erwarten sei, wurden alle Ufo-Mitglieder zu Urabstimmungen über unbefristete Streiks aufgerufen. Die Abstimmungen sollten bis zum 1. November dieses Jahres laufen.

Bei mehr als 300 Flügen wären schätzungsweise rund 60.000 Passagiere betroffen. Hunderte Flugbegleiter sind zum Streik aufgerufen. In Mittelstreckenflugzeugen sind üblicherweise vier Flugbegleiter an Bord.

"Wir sind streikbereit", hatte der stellvertretende Ufo-Vorsitzende Daniel Flohr noch am Freitag erklärt. Die Gewerkschaft verlangt für die rund 22.000 Flugbegleiter bei der Lufthansa offiziell 1,8 Prozent mehr Geld. Für die übrigen Flugbetriebe gelten andere spezifische Tarifziele.

Hinter dem Arbeitskampf steckt aber ein tiefes Zerwürfnis zwischen Ufo und dem Lufthansa-Konzern. Das Unternehmen erkennt den Ufo-Vorstand nach erheblichen Führungsquerelen nicht mehr als vertretungsberechtigt an und will der Gewerkschaft gerichtlich die Tariffähigkeit absprechen lassen. Der langjährige Ufo-Vorsitzende Baublies wurde sogar aus dem Lufthansa-Dienst entlassen.

Den nun abgesagten Streik bewertet Lufthansa in dieser Logik als rechtswidrig und hat Teilnehmern mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht. Parallel hat die DGB-Gewerkschaft Verdi die Lufthansa zu Verhandlungen über das Kabinenpersonal aufgefordert. Der Ufo-Vize Flohr wirft dem Konzern vor, seine Gewerkschaft zugunsten der Konkurrenz Verdi kaltstellen zu wollen.

Intern hatte die Lufthansa nach Flugbegleitern gesucht, die am Sonntag freiwillig arbeiten. Zu Einzelheiten wollte sich das Unternehmen aber nicht äußern. Die Fluggäste sind aufgefordert, sich über den Status ihrer Flüge zu informieren. Sofern sie ihre Kontaktdaten hinterlegt haben, werden sie direkt informiert.

Die Ufo warnte das Unternehmen davor, für die Streikzeit Listen über Krankmeldungen zu führen, weil dies gegen den Datenschutz verstoße und strafbar sei. Ihren Mitgliedern rät die Gewerkschaft, bereits ab dem ersten Tag der Erkrankung ein ärztliches Attest bereitzuhalten.

In der Vergangenheit hatte Lufthansa bei Streikdrohungen der Piloten oder Flugbegleiter von sich aus viele Flüge abgesagt und einen Not-Flugplan erstellt. Zum eigentlich angekündigten Streik musste es dann wegen der Flugstreichungen gar nicht mehr kommen. Die Lufthansa-Flugbegleiter hatten zuletzt im November 2015 gestreikt.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 18.10.2019 16:02

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Beitrag vom 21.10.2019 - 09:54 Uhr
@ErikM
Welches Kriterium ist denn DAX?

Primär mal Umsatzstärke. Indirekt Anzahl Mitarbeiter.
DAX ist schon klar, aber warum sollte da der Umgang anders sein als in anderen Unternehmen? Ich hatte mal Arbeitgeber und Arbeitskampf gegoogelt und da kam Einiges. Interessantes bei der Böcklerstiftung. Da ist eine Menge passiert im deutschen Wirtschaftsmarkt und im Schnitt wurde es heftiger. Kann man ntürlich so oder so bewerten, aber LH ist da scheinbar nicht allein oder Vorreiter. Aber ja, den Mitarbeitern zu drohen ist eine besondere Qualität die man nicht so oft sieht. Aber es geht darum Schaden vom Unternehmen abzuwenden und LH ihrer Logik der Nicht-Berechtigung der UFO folgt muss das die Konsequenz sein.
Das müsste dann aber auch für Gewerkschaften gelten ;-) In einem DAX Unternehmen verhält man sich nur gentlemanlike?

Nein, aber in der Regel den Mitarbeitern gegenüber sachlicher, emotionsloser und nicht so offen aggressiv wie bei der LH.

Der gemeine Flugbegleiter ist kein Kämpfer.

Der gemeine Arbeitnehmer im Allgemeinen ist kein Kämpfer. Immerhin muss er in seinem Job 40h die Woche oder etwas weniger konstruktiv mit Kollegen und Kunden zusammenarbeiten.
Kämpfer-Naturen disqualifizieren sich da idR automatisch.

Von daher finde ich es immer etwas unfair, wenn man Kämpfer-Naturen wie zB Juristen und Berater oder möglicherweise soziopathische Mitglieder einer Geschäftsführung so ungebremst auf die eigenen Arbeitnehmer loslässt, wie die LH das scheinbar praktiziert.

Was ist denn fair und wo sehen Sie Fairness bei der UFO, oder Gewerkschaft allgemein?

Dieser Beitrag wurde am 21.10.2019 10:25 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 21.10.2019 - 08:56 Uhr
@ErikM
Welches Kriterium ist denn DAX?

Primär mal Umsatzstärke. Indirekt Anzahl Mitarbeiter.

Das müsste dann aber auch für Gewerkschaften gelten ;-) In einem DAX Unternehmen verhält man sich nur gentlemanlike?

Nein, aber in der Regel den Mitarbeitern gegenüber sachlicher, emotionsloser und nicht so offen aggressiv wie bei der LH.

Der gemeine Flugbegleiter ist kein Kämpfer.

Der gemeine Arbeitnehmer im Allgemeinen ist kein Kämpfer. Immerhin muss er in seinem Job 40h die Woche oder etwas weniger konstruktiv mit Kollegen und Kunden zusammenarbeiten.
Kämpfer-Naturen disqualifizieren sich da idR automatisch.

Von daher finde ich es immer etwas unfair, wenn man Kämpfer-Naturen wie zB Juristen und Berater oder möglicherweise soziopathische Mitglieder einer Geschäftsführung so ungebremst auf die eigenen Arbeitnehmer loslässt, wie die LH das scheinbar praktiziert.

Beitrag vom 20.10.2019 - 15:44 Uhr
@ErikM
Welches Kriterium ist denn DAX? Das müsste dann aber auch für Gewerkschaften gelten ;-) In einem DAX Unternehmen verhält man sich nur gentlemanlike?

Wie es die letzten 20 Jahre in Arbeitskämpfen zugegangen ist finden Sie bei der Hans Böckler Stiftung. Kleiner Spoiler, es wurde immer dramatischer.

Als ehemaliges UFO Mitglied habe ich erlebt mit welchen Mitteln es da, auch intern, zur Sache ging. Jetzt hat man jemanden erwischt, der die Schwäche ausnutzt und voll zurück schießt. So ist das im Kampf und würden die Kollegen noch voll hinter UFO stehen würde LH sich das nicht trauen. Ob die Mittel elegant sind? Spielt keine Rolle, morgen vergessen. Der gemeine Flugbegleiter ist kein Kämpfer.


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