737-Krise
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Boeing nimmt Milliardenkredit auf

Boeing 737 MAX 7
Boeing 737 MAX 7, © Boeing

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SEATTLE - Die 737-Krise kostet Boeing Milliarden. Die treibt der Hersteller nun bei Banken auf.

Flugverbot, Chefwechsel, Produktionspause: in der 737-Krise sieht Boeing derzeit kein Licht am Ende des Tunnels.

Nachdem der Konzern erst im Dezember seine laufenden Kreditlinien bei Banken auf 9,5 Milliarden US-Dollar verdoppelte, nimmt Boeing bei der Citibank jetzt weitere 10,0 Milliarden US-Dollar Schulden auf.

Die 737 MAX strapaziert die Boeing-Finanzen gleich mehrfach: seit dem im März 2019 verhängten Lieferstopp bleiben die Umsätze des Brot-und-Butter-Programms aus. Airlines und Leasingfirmen fordern von Boeing Schadensersatz für das Flugverbot, das 385 ausgelieferte 737 MAX und rund 400 weitere Flugzeuge betrifft, die 2019 eigentlich hätten folgen sollten.

Allein die Zahlungen an Kunden beziffern Analysten inzwischen auf eine Spanne zwischen 8,0 und 11,7 Milliarden US-Dollar. Inzwischen auch von Boeing empfohlene Simulatortrainings für 737 MAX-Piloten werden laut dem "Bloomberg"-Experten George Ferguson über die Jahre mit weiteren 5,0 Milliarden US-Dollar zu Buche schlagen.

Zudem muss sich Boeing auf milliardenschwere Strafzahlungen wegen möglicher Regelverstöße bei der Zulassung der 737 MAX einstellen. Die Schlussrechnung könnte dadurch sogar den Betrag von 20 Milliarden US-Dollar überschreiten.
© aero.de, Bloomberg News | 21.01.2020 09:00

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Beitrag vom 21.01.2020 - 16:23 Uhr
Ich glaube auch dass durch die Produkthaftung sicherlich höhere Strafzahlungen für Boeing anstehen, als durch Umrüstung der Flieger, Entschädigung an die Airlines usw.
Bisher rechnet man ja schon mit bis zu 20 Milliarden, und da kommen noch diese Strafzahlungen hinzu!
Ob und wie sich Boeing dagegen absichern kann muss auch bezweifelt werden, wenn es um Vorsatz handelt, wie z.B. mit dem Nichtveröffentlichen des MCAS im Handbuch usw
Beitrag vom 21.01.2020 - 15:53 Uhr
Ich meine Millionen Entschädigungen für die 346 Toten, die zum Teil dreistellig werden könnten, durch das Produkthaftungsrecht in den USA, wo die Richter die Entschädigungssummen um die Punitiv Damages erhöhen können und wo dann schon mal dreistellige Millionenbeträge raus kommen können. Oft wird sowas in der Revision wieder aufgehoben aber hier sind die Beweise für kriminell herbeigeführte Produktfehler ja recht eindeutig, da wird es wohl in einigen Klagen dann am Ende wirklich drestellig sein. Das wird dann aber noch Jahre dauern bis man durch alle Instanzen ist und hier könnten auch zum Grossen Teil Versicherer die Zahlung übernehmen müssen. Ich glaube einmal gelesen zu haben, dass sich Boeing gegen solche Klagen absichert.
Beitrag vom 21.01.2020 - 14:33 Uhr
@ dlehmann66 Wie Sie in Ihrer Schätzung auf einen dreistelligen Milliardenbetrag kommen ist mir rätselhaft und dürfte deutlich zu hoch angesetzt sein. Es werden Schadenersatzforderungen auflaufen (Auch hohe Summen) aber bei weitem nicht in dieser Höhe. Auch haben Airlines wohl wenig Interesse Boeing durch Schadensersatzzahlung zu ruinieren, aber gleichzeitig eine Boeing-Flotte zu haben. Auch werden nicht mal eben 20 Milliarden vom Konto abgebucht, sondern Deals mit den Kunden getroffen und somit Kompensationen über Jahre gezahlt.

Und die 10 Milliarden würde ich für ein Unternehmen wie Boeing nicht als weiter kritisch betrachten. Dieser Kredit dürfte der einfachen Überbrückung dienen, da aktuell viel zu wenig Geld reinkommt (Keine 737- Auslieferung), aber Personal und Inventory bezahlt werden muss. Vorallem die gebauten 737 dürften damit finanziert worden sein, da diese aus Produktionssicht bezahlt sind. Aber die Kunden haben natürlich noch kein Geld überwiesen.

Das heißt die Bank hat durch vorhandenes Inventory genug Sicherheiten und zusätzlich die Sicherheit, dass Boeing ein wesentlicher Faktor der amerikanischen Wirtschaft ist und damit in jedem Fall gerettet werden dürfte, sollte es so weit kommen.(Was ich ausschließen würde). Das Boeing aktuell massive Probleme hat ist klar, aber den Teufel an die Wand malen, wie einige hier, würde ich nicht.

Das einfach mal meine betriebswirtschaftliche Meinung. Natürlich wäre es Interessant mal die Bilanz von Boeing zu analysieren. Aber ich denke auch dieser Blick würde die Behauptung stützen, dass dieser Kredit kein "großes Ding" ist.

Ich hatte die Abkürzung bei @dlehmann66 als Millionen gelesen, nicht als Milliarden - nur so macht diese Auflistung potentieller Kosten durch Zahlungen an Hinterbliebene Sinn. Die wesentlichen Kosten und damit Finanzierungsbedarfe werden wohl absehbar auch nicht durch diese Zahlungen an Hinterbliebene entstehen (@dlehmann66 hat hier nach meinem Verständnis auf eine vorherige Frage eines anderen Users geantwortet) sondern durch andere Erfordernisse, die im ersten Post auch erwähnt wurden.

Zur Einordnung dieses Kredites lässt sich so von außen im Übrigen wenig sagen. Ich kenne z.B. nicht den Cash-Flow von Boeing und auch nicht die Summe der kurzfristigen Verbindlichkeiten. "Normalerweise" würde man natürlich sagen: Die Größenordnung dieses Kredites ist bei einem Konzern wie Boeing eine ganz sichere und gewinnträchtige "Bank" für die Bank mit einem lediglich marginalen Ausfallrisiko. Aber was ist heute schon "normal" bei Boeing?

Dieser Beitrag wurde am 21.01.2020 14:43 Uhr bearbeitet.


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