Streit um Bereederung der LH Italia
Älter als 7 Tage

Deutsche Lufthansa und VCockpit vor Tarifkonflikt

FRANKFURT/M. - Die Deutsche Lufthansa und die Vereinigung Cockpit steuern auf einen Tarifkonflikt zu. Mit Auftakt der Verhandlungen für die 4.500 Flugzeugführer der Lufthansa Passage und Lufthansa Cargo forderte VCockpit in diesem Monat eine Anhebung der Vergütungstabelle um 6,4 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten, alternativ 9,6 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von 18 Monaten.



Die Pilotengewerkschaft fordert ferner pro 500 Millionen Euro Konzerngewinn die Ausschüttung eines vollen Monatsgehalts und eine Vergütungsanhebung für neu eingestellte Copiloten. Lufthansa Konzernvorstand Stefan Lauer bezeichnete das Forderungspaket in der Mitarbeiterzeitschrift "Lufthanseat" unter Verweis auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld als "völlig unrealistisch und unerfüllbar".


Lufthansa musste in der Wirtschaftskrise bislang einen Rückgang der Verkehrserlöse um 17 Prozent hinnehmen, einen Verlust von 44 Millionen Euro im ersten Quartal verbuchen und in Teilen des Konzerns Kurzarbeit verhängen. Die positiven Parameter der letzten Verhandlungsrunde seien daher nicht mehr gültig.

Allein die Forderung nach einem Ausbau der Gewinnbeteiligung würde das Unternehmen bei einem Ergebnis wie im Jahr 2008 mit 146 Millionen Euro zusätzlich belasten, schreibt Lufthansa. Insgesamt belaufe sich das Forderungsvolumen der Gewerkschaft selbst bei einem Null-Ergebnis des Konzerns auf rund neun Prozent. Der Konzern sehe gegenwärtig aber keine Spielräume für eine weitere Kostenerhöhung.

"Lufthansa darf jetzt in der Krise nicht noch zusätzlich geschwächt werden, sondern wir müssen durch Kostenentlastungen sicherstellen, dass wir wieder den nötigen Auftrieb bekommen", ergänzte Lauer.

Streit um Bereederung der Lufthansa Italia

Weiteres Konfliktpotenzial in den Tarifverhandlungen birgt die Bereederung der Lufthansa Italia. VCockpit will die entstehenden Arbeitsplätze für Stammpiloten vorhalten. Bei einer Bereederung ohne Konzernpiloten soll für jedes bei der Tochtergesellschaft eingesetzte Kurzstrecken-Flugzeug eine Ausgleichzahlung von jährlich 1,5 Millionen Euro, für jede Langstreckenmaschine von 3,0 Millionen, geleistet werden.

Lufthansa bezeichnete diese Forderung als "nicht verhandelbar". Die Abschöpfung möglicher Gewinne durch eine einzelne Beschäftigungsgruppe in Deutschland bestrafe die Mitarbeiter, die diese Gewinne erwirtschafteten. Außerdem würde die Erfüllung einer solchen Forderung "alle Strecken von Lufthansa Italia dauerhaft unrentabel machen".

"Derzeit werden die Flugzeuge von LH Italia durch die eigene LH Crew bereedert", sagte Lufthansa-Sprecherin Amelie Schwierholz am Freitag gegenüber aero.de. "Wir befinden uns aber momentan im Aufbauprozess des eigenen Flugbetriebs der Lufthansa Italia. In diesem Zusammenhang stellen wir jetzt auch Personal in Cockpit, Kabine und Mitarbeiter für die Administration am Boden ein."

Insgesamt schaffe das Unternehmen damit rund 200 Arbeitsplätze in Italien. "Unser Ziel ist es, bis Ende des Jahres das AOC der Lufthansa Italia zu etablieren und die Flugzeuge sukzessive in das AOC der Lufthansa Italia zu überführen", führte Schwierholz aus. "Hierzu stehen wir in engem Kontakt mit der italienischen Luftfahrtbehörde ENAC."

Eine italienische Betriebsgenehmigung für Lufthansa Italia ist Voraussetzung für die geplante Aufnahme von Verbindungen zwischen Italien und Ländern Osteuropas, die nicht Teil des Open-Skies Abkommens der EU sind.






© aero.de | Abb.: Deutsche Lufthansa | 29.05.2009 11:32

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Beitrag vom 04.06.2009 - 05:16 Uhr
Und Deine Sprüche "wo haben denn Piloten ihre Produktivität gesteigert"
zeugen zumindest im Falle der LH von absoluter Ahnungslosigkeit...
Beitrag vom 04.06.2009 - 05:12 Uhr
@insideman,
wo Du doch so viel Wert auf Sachlichkeit legst,verrate uns doch mal,
wieso Du glaubst,Piloten wären "häufig" überbezahlt!?
Das ist wieder dümmliche Polemik,die ihren Ursprung wohl in persönlicher
Unzufriedenheit hat.....wie sooft hier.Leider. Kann man den Jungs nicht einfach die Kohle
gönnen und eher dafür sorgen,dass die anderen Kollegen sich nach oben orientieren....?
Beitrag vom 02.06.2009 - 13:30 Uhr
[quote]soviel zu sachlicher Diskussion....
Ich bleibe dabei, Piloten sind aus meiner Sicht heute bereits (häufig) überbezahlt, gerade bei LH.[/quote]

Siehst du da nicht deinen Widerspruch in sich schon?
Auf der einen Seite werden Punkte angesprochen die den Beruf des Piloten näher beschreiben, auf der anderen Seite kommen nur primitive Kampfparolen ohne jegliche Begründung...

Was soll denn deiner Meinung nach die Vereinigung Cockpit für das übrige Personal fordern? Nur konstruktive Beiträge helfen ja die Situation zu ändern.
Davon abgesehen waren doch die Piloten, so weit ich es aus dem Bekanntenkreis mitbekommen habe, beim ver.di und UFO Streik im letzten Jahr auf der Seite der Angestellten.
Auch von dem was man so mitbekommt wird vom Bodenpersonal viel geblockt und eine Zusammenarbeit immer wieder vom Bodenpersonal verhindert, da diese wissen dass das fliegende Personal keinen Betriebsrat hat, sondern nur eine Personalvertretung nicht mal ansatzweise so viel Einfluss hat wie der Betriebsrat des Bodenpersonals...
Was wollen denn die LH Piloten durchsetzen, was anderen Mitarbeitern schadet?

Das alles hat ja schon fast den Charakter wie die Bahn damals bei der Verhandlung der Gehälter der Lockführer mit 1,2 Millionen in Auftrag gegeben hatte. Eine Firma beauftragen die möglichst Öffentlichkeitswirksam plumpe Kampfparolen raushaut um die Bevölkerung gegen die Arbeitnehmer aufzuhetzen...


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