"Superapps"
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Wie Asiens Airlines im Big-Tech-Revier wildern

Tony Fernandes
Tony Fernandes, Group CEO AirAsia, © Airbus S.A.S.

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SINGAPUR - Finanzen, Gesundheit, Bildung - Fliegen allein reicht nicht mehr: Asiens Airlines stellen sich breiter auf, um nach der Krise weniger abhängig vom Kerngeschäft zu werden. AirAsia bündelt in einer "Superapp" ein ganzes Spektrum digitaler Dienstleistungen. Cathay Pacific und Singapore Airlines ziehen nach.

Cathay Pacific ist von der Hongkong- direkt in die Coronakrise geschlittert. Das Blatt wendet sich nur langsam - nach einem schwierigen ersten Halbjahr ziehen die Buchungen zwar wieder an. Doch richtig viel Freude hat die Airline am Fluggeschäft weiter nicht.

"Es gab in den vergangenen Monaten keine spürbare Veränderung in den dramatischen Auswirkungen, die Covid-19 auf Reisende nach Hongkong hatte", sagte Finanzchefin Rebecca Sharpe laut "Reuters" vor Analysten.

Derzeit verbrennt Cathay Pacific knapp 250 Millionen US-Dollar pro Monat - aktuell fliegt die Airline acht Prozent ihres Vorkrisen-Programms. Bis Jahresende will Cathay Pacific bestenfalls 30 Prozent des Angebots wiederherstellen und den Mittelabfluss so zumindest halbieren.

Airlinechef Ronald Lam bereitet laut Medienberichten vor diesem Hintergrund einen radikalen Strategiewechsel vor: Cathay Pacific will ihren Datenschatz heben und mit digitalen Dienstleistungen neue Einnahmequellen abseits des Fluggeschäfts anbohren. Das "Amazon-Prinzip" versetzt Asiens Airlineszene in Goldgräberstimmung - und kennt einen Vorreiter.

"Wenn deine 240 Flugzeuge am Boden stehen, fängst du an, schneller zu denken und neue Strategien umzusetzen", sagte AirAsia-Chef Tony Fernandes der in Singapur erscheinenden Tageszeitung "Today". "Du kannst entweder in einer Schockstarre verharren und untergehen - oder deine Barreserven sinnvoll einsetzen."

Abseits des Fluggeschäfts hat sich AirAsia mit einem Lieferdienst und mit der Fast-Food-Kette Santan bereits ein zweites Standbein geschaffen.

"Es ist immer in mein Anspruch gewesen, dass wir mehr als eine Fluggesellschaft sind", sagte Fernandes. Die Corona-Krise habe den Umbau von AirAsia zu "einem Unternehmen für den digitalen Lifestyle" lediglich beschleunigt.

"Bessere Daten" als Uber & Co.

In ihrer "Superapp" werde AirAsia in Zukunft "mit absoluter Sicherheit" Nutzern auch Ridesharing-Lösungen anbieten, sagte Fernandes. Zunächst werde AirAsia den Schwerpunkt aber auf Reiseangebote legen. "Können wir mit Booking.com und Expedia konkurrieren? Zu 100 Prozent - der Flug gehört mir, nicht denen."

Bei Finanzdienstleistungen - von Bezahllösungen über Kredite bis hin zu Investmentprodukten und Versicherungen - will AirAsia ebenfalls mitmischen. Als weitere Pfeiler der neuen Strategie schweben Fernandes Digitalangebote in den Sektoren Gesundheit und Bildung vor: "Wir haben unser Personal all die Jahre geschult. Und jetzt bilden wir Kabinenpersonal zu Datenwissenschaftlern aus."

Fernandes sieht Airlines gegenüber großen Techfirmen im Vorteil. "Ich wage zu behaupten, dass wir bessere Daten als alle anderen haben", sagte der Manager mit Blick auf Meilenprogramme. "Wir haben hier 19 Jahre Loyalität aufgebaut."

Neben AirAsia und Cathay Pacific arbeitet derzeit mindestens noch ein weiteres Schwergewicht der asiatischen Luftfahrt an neuen Digitalangeboten. "Singapore Airlines wird eine Amazon-Superapp", ist Fernandes überzeugt.
© aero.de | Abb.: AirAsia | 28.06.2021 11:29


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