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Brexit und Corona bremsen die britische Luftfracht aus

London Gatwick
Luftansicht Flughafen London Gatwick, © Flughafen Gatwick

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LONDON - Wo sich andernorts Luftfrachtunternehmen während der Pandemie vor Aufträgen kaum retten können, ächzen solche in Großbritannien. Der Brexit und der damit einhergehende Verwaltungsaufwand bei Im- und Exporten hat ihnen die schnelle Handlungsfähigkeit genommen. Das Coronavirus kommt on top.

"Wir waren das Tor nach Europa für Investitionen aus Japan: Honda, Nissan und so weiter", zitiert "euronews" den Chef des Luftfrachtunternehmens Glenn Freight Services, Jeffrey Ingarfield. "Wenn du die Waren einmal hier importiert hattest, konnten sie überallhin weitergeschickt werden."

Theoretisch können sie das nach wie vor - allerdings mit einem wesentlich größeren Aufwand. "Wenn sie nicht für's Vereinigte Königreich bestimmt sind, warum sollten die Unternehmen die Waren hierher schicken?, fragt Ingarfield. "Wenn sie nach Europa sollen, werden sie nach Paris oder wohin auch immer geschickt."

Der Brexit hat sein Geschäftsmodell und das Dutzender anderer Luftfrachtunternehmen am Gatwick Airport ausgebremst: Waren auf Zuruf von Punkt zu Punkt in andere europäische Länder zu bringen und Teil einer reibungslosen Lieferkette zu sein - das ist derezit für sie ein Traum aus einer anderen Zeit.

Jobs schaffen diese Unternehmen nicht wegen der hohen Nachfrage im Cockpit, sondern wegen des formellen Aufwandes in der Verwaltung. Die Verhandlungen zwischen der britischen Regierung und der EU-Kommission zu den zukünftigen Bedingungen für Luftfrachttransport zwischen dem nun Drittstaat und der EU laufen noch.

Das britische Verkehrsministerium ist eigenen Angaben zufolge sehr darum bemüht, "sicherzustellen, dass britische Airlines mit minimalem administrativem Aufwand zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU fliegen können."

Der Verwaltungsaufwand für den Flugbetrieb ist das eine. Der Verwaltungsaufwand für den Im- und Export der Waren, welche die Airlines transportieren, das andere.

Hinzu kommt das, womit auch andere international tätige Unternehmen zu kämpfen haben: extrem gestiegene Preise und Verzögerungen durch pandemiebedingte Beschränkungen.

"Es ist buchstäblich ein kompletter Albtraum", zitiert euronews einen weiteren Luftfrachtunternehmer.
© aero.de | Abb.: Gatwick Airport | 03.09.2021 05:24

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Beitrag vom 07.09.2021 - 14:45 Uhr
Ein zusätzlicher Zoll ist keine vollständige "Abschottung", sondern ein Mechanismus der weiterhin Handel erlaubt.

Ein Zoll auf was? Ein Zoll auf günstigere Arbeitsbedingungen im Ausland? Einseitige Zölle waren noch nie eine gute Idee und blieben selten einseitig. Also verteuern wir unsere Produkte für das Ausland noch weiter. Wer soll sich das dann im Ausland noch leisten können?

Der deutsche Maschinenbau verkauft sich trotz hoher Preise weltweit hervorragend ...

Ja, weil wir uns da noch qualitativ unterscheiden. In den Branchen, über die wir hier oft sprechen, macht es aber eben keinen Unterschied mehr, ob der Service nun aus Deutschland oder aus Ungarn oder Bulgarien kommt.
So konnten wir aber bisher auch unseren Wohlstand aufbauen und auch erhalten: Wir haben uns selbst weiterentwickelt und nicht versucht künstlich alles beim Alten zu lassen. Die Arbeitskräfte wurden dann anders eingesetzt, in den Bereichen, wo es was zu holen gab und wo wir uns noch von den günstigeren, weniger entwickelten Staaten unterscheiden konnten.
Da müssen wir auch in meinen Augen wieder hin und nicht versuchen künstlich an den Jobs, die es bei uns einfach nicht mehr zwangsläufig geben muss, festhalten. Wir haben massiven Fachkräftemangel in vielen Handwerksberufen, IT, etc etc. Da kann man noch sehr gut verdienen in Deutschland. Und trotzdem versuchen wir uns Krampfhaft an Jobs zu klammern, die andere einfach besser oder günstiger können.

Ja, ich hatte ja bereits geschireben dass das auch innerhalb der EU schon ein Problem ist.

Den Punkt haben Sie hinzugefügt, während ich getippt habe, ja.

Umso wichtiger ist es, die EU Außengrenze für Billig-Arbeit und -Produkte undurchlässiger zu machen.

Löst doch das Problem nicht, wenn schon innerhalb der EU ein solches Gefälle existiert. Also verliert Deutschland trotzdem.

Denn wie sollen die Länder mit geringem Einkommen wie Bulgarien aufschließen, wenn sie gleichzeitig Wettberwerbsdruck aus noch billigeren nicht-EU Ländern ausgesetzt sind?


Warum betrachten wir das denn nur EU weit? Dieselbe Diskussion müsste man dann doch auch führen mit allen anderen Ländern: Warum soll es uns denn in D / der EU besser gehen als afrikanischen oder asiatischen Ländern? Haben wir das mehr verdient als die oder hört da dann das Soziale, was hier immer propagiert wird, spätestens an der EU Außengrenze auf?

Und ja, auch bei diesem Prozess werden die reichen Länder wie Deutschland etwas abgeben müssen, durch höhere Preise für Arbeit und Vorprodukte.

Und dadurch, dass es eben auch innerhalb der EU günstigere Arbeitskräfte gibt. Wenn wir es nicht schaffen uns selbst weiterhin den Vorteil zu verschaffen, warum wir teurer sind, werden wir uns so oder so nach unten anpassen müssen. Nur wenn wir es weiterhin schaffen Arbeit zu verrichten, die kein anderer kann, dann können wir das Niveau halten. Alles andere ist früher oder später ein Kampf gegen Windmühlen; außer wir schotten uns ab, mit allen negativen Folgen.

Das Ziel sollte aber doch sein, den Lebensstandard für alle zu erhöhen oder sich zumindest in der Mitte zu treffen, nicht alle auf das gemeinsame Minimum ( Im Falle von Arbeit: Bulgarien) abzusenken, oder?

Also treffen wir uns in der Mitte? Wie machen wir das, wenn u.a. Sie sich bei jeder Diskussion um reduzierte Vergütungen oder erhöhte Leistungsforderungen quer stellen und diese kategorisch ablehnen?
Und in diesen Diskussionen regelmäßig die Manager und Firmen als asozial, raffgierig etc etc beschimpft werden? Keiner will etwas abgeben (verständlich), aber viele sind auch gegen VEränderungen (anderer Job o.ä.), weil es sowieso nicht gehen würde oder zu kompliziert ist, etc etc. Und jetzt sollen wir uns auf einmal in der Mitte treffen? Wie klappt das?
Beitrag vom 06.09.2021 - 11:49 Uhr
Sorry, aber da widersprechen Sie sich doch. Was genau wollen Sie denn? Sie fordern hier regelmäßig, dass wir uns gegen alles "billige" von außen schützen müssen. Also quasi eine Abschottung.

Ein zusätzlicher Zoll ist keine vollständige "Abschottung", sondern ein Mechanismus der weiterhin Handel erlaubt.

Sie wollen sich jetzt aber nur soweit abschotten, dass wir weiterhin alles exportieren können. Wie soll das funktionieren? Und wer soll denn alle unsere Produkte noch kaufen, wenn wir diese deutlich teurer produzieren als andere?

Der deutsche Maschinenbau verkauft sich trotz hoher Preise weltweit hervorragend ...

Und die EU Außengrenze wird hier nicht reichen:[...]
Das funktioniert alles nicht gleichzeitig; das ist aber das, was Sie hier in jeder Diskussion um Gehalts- oder Produktionskosten fordern.

Ja, ich hatte ja bereits geschireben dass das auch innerhalb der EU schon ein Problem ist.
Umso wichtiger ist es, die EU Außengrenze für Billig-Arbeit und -Produkte undurchlässiger zu machen.
Denn wie sollen die Länder mit geringem Einkommen wie Bulgarien aufschließen, wenn sie gleichzeitig Wettberwerbsdruck aus noch billigeren nicht-EU Ländern ausgesetzt sind?

Und ja, auch bei diesem Prozess werden die reichen Länder wie Deutschland etwas abgeben müssen, durch höhere Preise für Arbeit und Vorprodukte.

Das Ziel sollte aber doch sein, den Lebensstandard für alle zu erhöhen oder sich zumindest in der Mitte zu treffen, nicht alle auf das gemeinsame Minimum ( Im Falle von Arbeit: Bulgarien) abzusenken, oder?

Beitrag vom 06.09.2021 - 11:18 Uhr
Ich habe nie einen "Dexit" oder einen national abgeschotteten Markt gefordert. Sie haben aber insofern Recht, als der Brexit mit ähnlichen Argumenten beworben wurde.
Ein nationaler Markt und ein Markt der ohne soziale Regeln agiert, sind aber verschiedene Dinge.
Auch ein nationaler Markt kann ja - wie UK gerade zeigt - zu Härten für Arbeitnehmer führen.
Deutschland als Export- (und Import-) Nation wäre mMn ohne den riesigen Binnenmarkt der EU gar nicht mehr lebensfähig.

Wovor wir uns bzw unsere Arbeitnehmer aber schützen sollten ist Produkt- und Arbeitsmarkt-Konkurrenz aus Gebieten mit geringeren Standards.
Umwelt- und Qualitätsstandards bei Produkten und Standards zu Arbeitsbedingungen und Gehältern bei Arbeitsplätzen.

Der Schutz kann/wird in beiden Fällen nie absolut sein, allerdings sollten zu große Schieflagen vermieden werden.
Idealerweise an der EU- Aussengrenze.
Das hat glaube ich mit einem Zerfall der EU in Nationalstaaten genau gar nichts zu tun.

Sorry, aber da widersprechen Sie sich doch. Was genau wollen Sie denn? Sie fordern hier regelmäßig, dass wir uns gegen alles "billige" von außen schützen müssen. Also quasi eine Abschottung. Sie wollen sich jetzt aber nur soweit abschotten, dass wir weiterhin alles exportieren können. Wie soll das funktionieren? Und wer soll denn alle unsere Produkte noch kaufen, wenn wir diese deutlich teurer produzieren als andere?
Und die EU Außengrenze wird hier nicht reichen: Durchschnittseinkommen in einigen EU Ländern (Brutto, 2018):
Dänemark: 5.005 €
Deutschland: 3.715 €
Spanien: 2.147 €
Bulgarien: 617 €

Wie wollen Sie also verhindern, dass in anderen EU Staaten günstiger produziert wird; bei denselben EU standards, die auch in DE gelten, aber für 1/6 der Gehälter?

Und das ist das, was Sie bisher nie beantwortet haben, obwohl es in jeder Diskussion irgendwann gefragt wurde: Wie stellen Sie es sich vor, dass wir unser(en) Gehaltsniveau / Lebensstandard halten, ohne uns irgendwo abzuschotten (wir wollen ja noch Im- und Export betreiben) und gleichzeitig andere davon überzeugen, dass sie unsere teureren Produkte kaufen sollen, damit es uns weiterhin gut geht.

Das funktioniert alles nicht gleichzeitig; das ist aber das, was Sie hier in jeder Diskussion um Gehalts- oder Produktionskosten fordern.


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