Ärger um 737 MAX
Älter als 7 Tage

LOT verklagt Boeing – und prüft Airbus-Flotte

LOT Boeing 737 MAX 8
LOT Boeing 737 MAX 8, © Boeing

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WARSCHAU - In aller Regel legt Boeing Verfahren um Schadensersatz für die 737 MAX außergerichtlich bei. Mit LOT Polish Airlines hat der Hersteller eine Einigung verpasst. Die Airline ist massiv verstimmt - und zieht nach Medienberichten sogar einen Schlussstrich unter die Partnerschaft in Betracht.

Ein schwelender Rechtsstreit zwischen LOT Polish Airlines und Boeing eskaliert. Die Airline hat Boeing in Seattle auf 252,7 Millionen US-Dollar Schadensersatz für zwei Jahre Grounding-Zeit ihrer fünf 737 MAX verklagt. Das meldet die polnische Nachrichtenagentur PAP.

Die Forderung nimmt sich vergleichsweise hoch aus. Zwar vereinbaren Boeing und Airlines in den meisten Fällen Stillschweigen über genaue Höhe und Zusammensetzung der Ersatzleistungen. Nach Medienberichten hat Turkish Airlines den Rechtsstreit um das Grounding von zwölf 737 MAX aber gegen 225 Millionen US-Dollar beigelegt.

Die Vergleiche erstrecken sich meist auf eine Barkomponente, Serviceleistungen, Ersatzteile und Nachlässe bei Folgeaufträgen - und sichern so gleich die weitere Geschäftsbeziehung ab.

LOT ist der mutmaßlich letzte Kunde, mit dem eine Einigung noch aussteht - und der jetzt einen Prozess anstrengt. Laut polnischen Medienberichten hatte Boeing eine Entschädigung unter Verweis auf die Leasingverträge der Airline abgelehnt. Denn LOT stellt in dieser Hinsicht einen Sonderfall dar.

LOT hat die 737 MAX mit Garantien der US Export-Import-Bank geleast. Die Verträge sollen explizit einen Ausschluss von weitergehendem Schadensersatz für "technische Mängel" vorsehen. Was LOT offenbar besonders ärgert: auch nach Pannen der 787 soll Boeing der Airline aus gleichem Grund Schadensersatz verweigert haben.

LOT blinkt zu Airbus

Ein im September im polnischen Magazin "Polityka" erschienener Bericht legt nahe, dass LOT inzwischen ernsthaft über ein Ende der Partnerschaft mit Boeing nachdenkt. Bei anstehenden Neubestellungen "ist Airbus defintiv mit dem Spielfeld", sagte ein LOT-Sprecher dem Magazin.

LOT stand 2019 kurz vor eine Großbestellung von neuen Langstreckenflugzeugen. Die Krise hat die Pläne auf Eis gelegt. Zuletzt hatte die Airline 787-9 und A350-900 einander gegenübergestellt.
© aero.de | Abb.: LOT | 27.10.2021 08:39

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Beitrag vom 27.10.2021 - 21:02 Uhr
Bei Boeing brennt es mittlerweile an allen Ecken und Kanten.
Die 787 kann seit fast einem Jahr kaum noch ausgeliefert werden,da sie wegen Mängeln überarbeitet werden müssen da werden noch ganze 2 Stück pro Monat auf Halde gebaut.
Man rechnet mit über einer Milliarde USD Kosten dafür.
Die MAX wird zwar wieder gebaut und ausgeliefert, aber im dritten Quartal waren das auch nur 62 Stück!
Ende des dritten Quartals standen immer noch 370 MAX „auf Halde“, das sind auch nur 80 weniger als zur Zeit des Groundings.
Auch das Starlinerprogramm ist verspätet, und man hat den nächsten Testflug auf das nächste Jahr verschoben.
Auch das wird Boeing hunderte Millionen USD kosten.
Da auch die AF one deutlich später als geplant fertig wird, und beim Tanker die Qualitätsprobleme noch Geld kosten werden,
gibt es zur Zeit fast kein einiges Programm, was planmäßig verläuft.


Beitrag vom 27.10.2021 - 19:49 Uhr
Wenn LOT bei beiden, der 787 und der MAX im Leasingvertrag einen Ausschluss von Zahlungen bei technischen Mängeln
Unterschreibt, dann sind sie wohl selber Schuld, dass Boeing sich dann weigert, zu zahlen!
So etwas zu unterschreiben ist ja selten dä…..ch, und das auch noch wiederholt!?
Man stelle sich vor, die LH hätte das gemacht, was hier wieder für ein shitstorm ausbrechen würde, und das zu Recht!
Beitrag vom 27.10.2021 - 17:08 Uhr
Lot und Turkish sind 2 sehr ungleiche Kunden. Bei Turkish lohnt sich eine hohe Vergleichszahlung, da die Boeing Flotte massiv grösser ist. Und ein Wechsel zu Airbus wird wegen der Lieferzeiten schwierig.

Die Polen legen sich gerade auch mit jedem an. Der Staat liegt im Clinch mit der EU, die staatliche Lot legt sich jetzt mit den Amis an. Und Russland ist ohnehin verhasst. Der einzige Freund ist Ungarn. Ob das gut enden wird? Airbus wird bei Lot sehr vorsichtig sein Mit Polexit wird das Risiko noch grösser.

Bitte äußern sie sich nicht über Dinge, die sie nicht beurteilen können. Ich als Deutsch-Pole, sage ihnen das dieser Clinch zwischen EU und Polen wesentlich komplexer ist, als es in den Medien undifferenziert und einseitig widergespiegelt wird. LOT wird ein treuer Kunde von Boeing bleiben, auch wenn künftig Interesse an Airbus auch bestehen könnte. Das Russland im Osten der EU nicht besonders populär ist, hängt damit zusammen, dass Russland lange Länder wie Polen oder Ungarn ausgebeutet und wirtschaftlich klein gehalten hat. Vor allem in Zeiten des Ostblocks. Ich kann nicht nachvollziehen, was daran so schwer zu verstehen ist. Ein Polexit ist nicht offiziell geplant. Als gebürtiger Pole versichere ich ihnen, dass die meisten polnischen Bürger die EU-Mitgliedschaft befürworten. Auch viele Politiker im Lande natürlich. Derzeit streiten viele Länder mit der EU, weil Brüssel den Bund immer zentralistischer lenken will und von den ursprünglichen Grundprinzipien der Union "Einheit in Vielfalt" abweicht. Brüssel mischt sich zu sehr in die internen Angelegenheiten der einzelnen Nationalstaaten ein und erpresst teilweise diese. Das stört einige Länder. Auf sehr lange Sicht könnte das zu vielen Exits führen, was wirklich keiner will. Weder die Polen, weder die Ungarn, noch die Franzosen oder Griechen. Ansonsten merke ich an, dass Airbus in duzende Staaten verkauft, die nicht in der EU sind. Selbst beim unrealen Szenario eines Polexit, sehe ich keine Gründe, warum es für Airbus riskant sein sollte nach Polen zu verkaufen. Dann sind ja auch die Verkäufe in die USA, nach China oder Neuseeland theoretisch riskant, wenn man ihrer Anschauung folgt!

Dieser Beitrag wurde am 27.10.2021 17:10 Uhr bearbeitet.


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