Satelliten-Abschuss
Älter als 7 Tage

USA werfen Russland Gefährdung der ISS-Crew vor

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ISS heute, © NASA

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WASHINGTON - "Rücksichtsloser Test": Die US-Regierung wirft Russland vor, die Sicherheit von Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS durch den Test einer Anti-Satelliten-Rakete bewusst gefährdet zu haben. Russland hatte mit der Zerstörung eines Satelliten neuen Weltraumschrott produziert.

"Wir verurteilen Russlands rücksichtslosen Test", teilte US-Außenminister Antony Blinken am Montagabend (Ortszeit) mit. Der Beschuss eines russischen Satelliten habe Weltraumschrott hinterlassen, "der das Leben von Astronauten, die Integrität der Internationalen Raumstation und die Interessen aller Nationen gefährdet". Auf der ISS hält sich seit kurzem auch der deutsche Astronaut Matthias Maurer auf.

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa schloss sich Blinkens Kritik an. "Ich bin empört über dieses unverantwortliche und destabilisierende Vorgehen", teilte Nasa-Chef Bill Nelson mit. "Mit seiner langen und traditionsreichen Geschichte in der bemannten Raumfahrt ist es unvorstellbar, dass Russland nicht nur die amerikanischen und internationalen Partner-Astronauten auf der ISS, sondern auch seine eigenen Kosmonauten gefährdet." Das Vorgehen sei "rücksichtslos und gefährlich und bedroht auch die chinesische Raumstation".

Das Weltraumkommando (Space Command) der US-Streitkräfte teilte mit, der Test vom Montag habe bislang mehr als 1.500 nachverfolgbare Trümmerteile in der erdnahen Umlaufbahn produziert. Vermutlich würden diese letztlich in Hunderttausende kleinere Trümmer zerfallen und "über Jahre und möglicherweise Jahrzehnte in der Umlaufbahn verbleiben". Dies bedeute "ein erhebliches Risiko für die Besatzung der Internationalen Raumstation und andere bemannte Raumfahrtaktivitäten sowie für die Satelliten mehrerer Länder".

"Russland hat gezeigt, dass es die Sicherheit, den Schutz, die Stabilität und die langfristige Nachhaltigkeit des Weltraums für alle Nationen bewusst missachtet", kritisierte US-General James Dickinson. "Russland entwickelt und setzt Fähigkeiten ein, um den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten und Partnern den Zugang zum Weltraum und dessen Nutzung aktiv zu verweigern."

Wegen einer möglichen Kollision mit Weltraumschrott war die ISS am Montag zweimal kurzzeitig geräumt worden. Der Kosmonaut Pjotr Dubrow sagte der russischen Staatsagentur Tass zufolge, die sieben Raumfahrer hätten sich in beiden Fällen in zwei an der Station angedockten Raumschiffen in Sicherheit gebracht.

Maurer wechselte laut der Europäischen Weltraumorganisation Esa in die "Crew Dragon", mit der der Saarländer erst am Freitag vergangener Woche den Außenposten der Menschheit erreicht hatte. Im Falle eines Zusammenstoßes hätte die Besatzung so zur Erde zurückfliegen können.

Treffen am Dienstag

Auch die Nasa teilte mit, die Astronauten und Kosmonauten auf der ISS hätten "Notfallverfahren für die Sicherheit" eingeleitet, nachdem die Flugsicherung sie wegen der Trümmer geweckt hatte. Die Luken zu bestimmten Modulen seien geschlossen worden. Als die ISS die Trümmerwolke durchflog, seien die Astronauten und Kosmonauten in ihre Raumschiffe gewechselt.

Tass berichtete, der Generaldirektor der russischen Raumfahrtbehörde Roscosmos, Dmitri Rogosin, werde an diesem Dienstag in Moskau mit Nasa-Vertretern zusammenkommen. Bei dem bereits seit längerem angesetzten Treffen werde es nun auch um den Vorfall vom Montag gehen.
© dpa-AFX | 16.11.2021 07:18

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Beitrag vom 17.11.2021 - 11:21 Uhr
Der russische Test ist ein Problem, aber ich sage Euch, die unregulierte Privatraumfahrt ist ein viel größeres. Schon jetzt beschweren sich Forscher, dass ihnen die Satelliten in die Quere kommen, die Elon Musk in den Orbit spammt. Und das wird nicht besser werden.

Immerhin bewegen sich die Starlink Satelliten auf bekannten, lange im voraus geplanten Bahnen, sie sind kontrollierbar und entsorgen sich nach Ausfall/Lebensende passiv und automatisch selbst.
Im Gegensatz zu einer Trümmerwolke eines Abschusses, die überraschend erzeugt wurde, die sich ungeplant und ungesteuert bewegt und von der man eh nur die viellecht 10000 größten Objekte per Radar nachträglich versuchen kann zu tracken.

Wie Starlink also ein größeres Problem als ein Waffentest im LEO sein kann müssten Sie mal erläutern.

P.S. Private Raumfahrt ist alles andere als unreguliert.


Dieser Beitrag wurde am 17.11.2021 11:22 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 17.11.2021 - 03:08 Uhr
Der russische Test ist ein Problem, aber ich sage Euch, die unregulierte Privatraumfahrt ist ein viel größeres. Schon jetzt beschweren sich Forscher, dass ihnen die Satelliten in die Quere kommen, die Elon Musk in den Orbit spammt. Und das wird nicht besser werden.
Beitrag vom 16.11.2021 - 22:02 Uhr
Sie sind einfach keine freie Meinungsbildung gewöhnt.

Wenn man länger Posts hier liest, gewöhnt man sich in gewisser Weise schon an (Fakten-)freie Meinungsbildung, die dann konsequenterweise dem Vertreter dieser Meinung nicht mehr hilft, zwischen Fakt und Meinung, zwischen Wahn und Realität oder zwischen BILD und Russia Today zu unterschieden.

Das bedeutet aber nicht, dass man dem aus solchen Meinungen hervorquellenden Unsinn nicht widersprechen sollte :)


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