Kommentar der Börsenzeitung
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Wo Lufthansa den Staat auch 2022 noch braucht

Lufthansa Airbus A350-900
Lufthansa Airbus A350-900, © Lufthansa

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FRANKFURT - Lufthansa hat die Staatshilfen zur Überwindung der Corona-Krise plus Zinsen zurückgezahlt. Der Konzern verfügt jetzt über üppige Finanzpolster - an anderen Punkten ist Lufthansa aber weiter auf staatliche Rückendeckung angewiesen, kommentiert die "Börsen-Zeitung".

Was der Weihnachtsmann nicht geschafft hat, soll jetzt der Osterhase richten. Nachdem das Weihnachtsgeschäft Airlines und Reiseveranstaltern nicht die erhoffte durchgreifende Erholung gebracht hat, werden die Hoffnungen nun auf die Osterferien oder allerspätestens die Sommerferien verschoben.

Bis dahin wird die Luft für den ein oder anderen aber dünn, nicht umsonst trommelt der Reiseverband für weitere staatliche Hilfe.

Die braucht die Lufthansa - zumindest was das Finanzielle angeht - zunächst nicht, die Liquidität ist mittlerweile üppig. Die helfende Hand des Staates indes komplett zurückweisen will auch die deutsche Fluglinie nicht. So forderte CEO Carsten Spohr kürzlich von der Politik Ausnahmeregeln für die Nutzung der Start- und Landerechte an Flughäfen, damit diese im Laufe der Krise nicht verloren gehen.

Auch beim Umbau der Branche auf Klimaneutralität - die nächste große Herausforderung nach Corona - wird bereits gebetsmühlenartig staatliche Unterstützung eingefordert.

Im laufenden Jahr ist es den Fluggesellschaften nicht gelungen, sich aus dem Tal des ersten Corona-Jahres 2020 herauszuarbeiten: Laut Luftfahrtbehörde Eurocontrol belief sich die Zahl der Flüge auf 56 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 nach nur 45 Prozent 2020.

Auch die Öffnung der Transatlantik-Routen in die USA Anfang November hat nicht so viel gebracht wie erhofft. Mit dem Auftauchen der Omikron-Virusvariante reißt nun das im Frühsommer begonnene Wachstum bei Passagierflügen ab. Die Lufthansa hat deshalb für das erste Quartal schon mal den Flugplan kräftig ausgedünnt.

Noch schwerer als das Auf und Ab und die immer wieder vertagte Aussicht auf Besserung wiegen die langfristigen Folgen der Coronakrise. Nicht nur die Lufthansa ächzt mittlerweile unter einer hohen Verschuldung, die angesichts der fortdauernden Verwerfungen noch weiter anschwellen dürfte. Gleichzeitig müssten die Airlines aber dringend in mehr neue Flugzeuge investieren, um schnell den Weg hin zur Klimaneutralität beschreiten zu können.

Denn neue, effizientere Flieger bringen zumindest kurz- oder mittelfristig am meisten, wenn der Ausstoß umweltschädlicher Gase reduziert werden soll. Der operative Cash-flow wird in nächster Zeit wenig zur Entspannung beitragen, auch die bei Lufthansa geplanten Verkäufe von Unternehmensteilen sind angesichts der schwierigen Lage auf die lange Bank geschoben. Und Geldgeschenke für klamme Unternehmen hat auch der Osterhase nicht im Gepäck.
© Lisa Schmelzer, Börsenzeitung | Abb.: Lufthansa | 30.12.2021 07:48

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Beitrag vom 30.12.2021 - 21:33 Uhr

Nichdestotrotz: 'die Kuh ist noch lange nicht vom Eis' und es wird interessant sein zu sehen, wie die anstehenden Konflikte gelöst werden können, so das LH weiter, und dann hoffentlich auch wieder profitabel, fliegen kann.

Noch ein kurze Ergänzung dazu:
gelöst IM INTERESSE und im Sinne ALLER BETEILIGTEN.
Beitrag vom 30.12.2021 - 21:20 Uhr

Der Widerspruch ist, dass Sie es als Fehleinschätzung des Managements darstellen. Erst hätte man behauptet, man komme "besser" durch die Krise als die anderen. Und dann "kam es anders" und man musste den Staat anpumpen. Das entspricht so aber nicht den Tatsachen.

Tut mir leid, aber das stimmt nicht. Das habe ich nicht behauptet/geschrieben (sie scheinen mich wirklich mit jemand anderem zu verwechseln). Im Gegenteil, siehe hier:

"Wenn etwas unvorhergesehenes dazwischen kommt - und jetzt sind wir wieder bei LH AG (und anderen Airlines bzw. Industrien) - wie diese Pandemie, dann wirft das natürlich alle Pläne "über den Haufen".

Niemand konnte im März 2020 den genauen weiteren Verlauf einschätzen. Fakt war nur, dass fast alles still stand und das Geld bei LH noch ein paar Monate reicht. Deshalb gab es zu diesem Zeitpunkt auch schon die ersten Kontakte bzgl. staatlicher Unterstützung. Da ging es erstmal nur um das nackte wirtschaftliche Überleben, nicht wer "besser" oder schlechter durch diese Krise kommt.
>
Und auch das habe ich nicht bestritten, ganz im Gegenteil (siehe meinen Beitrag in einen anderen Thread) und das hier:

"Wie lange das reicht, und was die Zukunft bringt, steht auf einem anderen Blatt.
Wird aber auch nicht thematisiert. ...Das der LH Vorstand sich über die Zukunft (also wie es weitergehen soll) Gedanken macht und bereits Maßnahmen anschiebt bzw. Veränderungen herbeiführt/ herbeiführen will (ob die richtig oder falsch sind sei jetzt mal aussen vor) ist ja bereits Thema.".

Ich habe sogar geschrieben, dass die LH AG die staatlichen Hilfen vorzeitig zurück gezahlt hat. Das ist unbenommen ein tolle Leistung!

Nichdestotrotz: 'die Kuh ist noch lange nicht vom Eis' und es wird interessant sein zu sehen, wie die anstehenden Konflikte gelöst werden können, so das LH weiter, und dann hoffentlich auch wieder profitabel, fliegen kann.

Zu den Tarif/ Personalkonflikten kommt ja dann auch wieder die Klimaproblematik, auf die C.Spohr weitsichtig bereits in seiner Rede (am 5.Mai (?) 2020) völlig zu Recht aufmerksam gemacht hat. Das wird ein hartes Stück Arbeit, für alle Beteiligten.


Ach übrigens:
Ihr Schreibstil kommt mir irgendwie bekannt vor...

Deutsche Sprache ist nunmal deutsche Sprache 😉

Alles klar...

Geschenkt.
Beitrag vom 30.12.2021 - 20:20 Uhr
Btw.:
Ich habe immer noch die Worte von C.Spohr am Anfang der Pandemie, im Ohr (nicht wörtlich wiedergegeben): 'die LH AG wird besser durch diese Krise kommen als viele Wettbewerber'.

Schade, dass Sie es nicht wörtlich wiedergeben können, obwohl Sie ja "die Worte im Ohr haben".

Die Aussage von Spohr zu Beginn der Pandemie war lediglich, dass man nach dem fast vollständigen Zusammenbruch des Geschäfts "länger durchhalten" könne, als viele Wettbewerber. Alles weitere war zu diesem Zeitpunkt gar nicht absehbar.

Ich suche das Zitat und die Quelle raus, melde mich. Aber wo sehe Die einen Widerspruch zwischen "Länger durchhalten - sie hier:  https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/lufthansa-chef-carsten-spohr-deswegen-werden-wir-laenger-durchhalten-a-00000000-0002-0001-0000-000170213688 ; leider hinter der Paywall) und "besser durch die Krise kommen" ?

Der Widerspruch ist, dass Sie es als Fehleinschätzung des Managements darstellen. Erst hätte man behauptet, man komme "besser" durch die Krise als die anderen. Und dann "kam es anders" und man musste den Staat anpumpen. Das entspricht so aber nicht den Tatsachen.

Niemand konnte im März 2020 den genauen weiteren Verlauf einschätzen. Fakt war nur, dass fast alles still stand und das Geld bei LH noch ein paar Monate reicht. Deshalb gab es zu diesem Zeitpunkt auch schon die ersten Kontakte bzgl. staatlicher Unterstützung. Da ging es erstmal nur um das nackte wirtschaftliche Überleben, nicht wer "besser" oder schlechter durch diese Krise kommt.

Ach übrigens:
Ihr Schreibstil kommt mir irgendwie bekannt vor...

Deutsche Sprache ist nunmal deutsche Sprache 😉

Alles klar...


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